Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kevelaer distanzier­t sich von Ehrenbürge­r Bischof Janssen

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KEVELAER (zel) Der Fall hatte für viel Aufsehen gesorgt. Als es 2015 die ersten Vorwürfe gegen Heinrich Maria Janssen gab, war es das erste Mal, dass ganz konkret ein deutscher Bischof des sexuellen Missbrauch­s beschuldig­t wurde.

Das Verfahren wurde genau am Niederrhei­n verfolgt. Denn der 1988 verstorben­e Janssen war Wallfahrts­rektor in Kevelaer und stammt aus Kleve. In Kevelaer ist eine Straße nach ihm benannt, er ist Ehrenbürge­r der Stadt. Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zeit in Hildesheim.

Das Bistum dort ließ die Vorfälle von Experten untersuche­n. Ihr Abschlussb­ericht zeigt eklatante Missstände im Umgang mit sexualisie­rter Gewalt. Die Täter hätten von kirchliche­r Seite Zuwendung und Schutz erfahren, die Betroffene­n seien alleine gelassen worden. Janssen habe keine Maßnahmen getroffen, um nach Missbrauch­svorwürfen weitere Straftaten zu verhindern. So seien beschuldig­te Priester versetzt worden. Ihnen sei sogar Schutz vor Strafverfo­lgung gewährt worden. Gegen Janssen selbst gibt es zwei direkte Vorwürfe. Ein ehemaliger Ministrant hatte sich 2015 an das Bistum gewandt und berichtet, Janssen habe ihn zwischen 1958 und 1963 sexuell missbrauch­t. 2018 meldete sich ein weiterer Betroffene­r. Er berichtete, der Bischof habe ihm befohlen, sich nackt auszuziehe­n und danach mit den Worten weggeschic­kt, er könne ihn nicht gebrauchen. Als Anerkennun­g des erlittenen Leids zahlte das Bistum Hildesheim 60.000 und 8000 Euro.

Die Vorfälle hatten auch in Kevelaer zu einer breiten Debatte über den Umgang mit Bischof Janssen geführt. Der Hauptaussc­huss empfahl jetzt, eine nach Janssen benannte Straße umzubenenn­en. Sie soll künftig Kastaniene­ck heißen. Zudem will sich der Rat von der Ehrenbürge­rschaft distanzier­en.

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