Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Der Provokateur
Mit Max Otte kandidiert ein Ex-CDU-Mann für die AfD.
BERLIN (has) Es beginnt mit Vogelgezwitscher, langsam fliegt die Kamera über eine Wiese. Aus der Ferne sieht man Max Otte näherkommen. So beginnt der Werbefilm, mit dem sich der 57-Jährige im Netz präsentiert. Bodenständig, weitsichtig – und doch ist er der Kandidat für Bellevue, der provoziert. Sich als CDU-Mann von der AfD nominieren zu lassen, gilt als Skandal.
Seine Chancen, Staatsoberhaupt zu werden, sind gleich null. Nachdem klar war, dass der CDU-Mann für die Rechten antreten würde, folgte der vorläufige Rauswurf aus der Partei. Otte sieht darin eine Verletzung rechtsstaatlicher Grundsätze. Für die Union ist indes klar: Kein CDUMitglied kann für eine andere Partei kandidieren. Außerdem gibt es Beschlüsse, nicht mit der AfD zu kooperieren.
„Unternehmer, Publizist, Philanthrop und politischer Aktivist“– so sieht sich Otte selbst. Er studierte in Köln Betriebsund Volkswirtschaftslehre, wechselte später an diverse US-Universitäten. Seine unternehmerische Hauptbetätigung wurden Anlagefonds und Vermögensverwaltung. Zuletzt gab es Vorwürfe, er habe sich die Kandidatur mit einer Spende von 20.000 Euro an den AfD-Kreisverband Görlitz erkauft. Otte erklärte dazu auf Nachfrage: „Als ich Anfang 2021 an die AfD spendete, war eine Kandidatur noch überhaupt nicht in der Diskussion.“Bei CDU und CSU ist man sich sicher, dass die AfD-Führung der Union Wahlmänner abspenstig machen will. Ottes Kandidatur hat aber eher für Empörung gesorgt als dazu ermuntert, aus Frust über einen fehlenden eigenen Kandidaten auszuscheren.