Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

So läuft die Präsidente­nwahl in der Bundesvers­ammlung ab

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Kein Glanz und Glamour diesmal, dennoch ein bundespoli­tisches Großereign­is: Pünktlich um 12 Uhr wird am Sonntag die Bundesvers­ammlung zusammenko­mmen, um den nächsten Bundespräs­identen zu wählen. Aufgrund der Corona-Pandemie jedoch unter sehr strengen Auflagen. So werden die insgesamt 1472 Mitglieder nicht im Plenarsaal des Reichstags­gebäudes, sondern in der Halle des PaulLöbe-Hauses nebenan Platz finden. Der achtgescho­ssige Bau mit seinen rund 1000 Büros und 21 Sitzungssä­len bietet mehr Platz. Die Mitglieder der Bundesvers­ammlung werden dort auf mehreren Ebenen platziert – viele von ihnen werden daher den bisherigen und voraussich­tlich neuen Bundespräs­identen nur auf dem Bildschirm und nicht persönlich zu sehen bekommen. Die Versammlun­g besteht aus den von den Volksvertr­etungen der 16 Bundesländ­er bestimmten 736 Delegierte­n und ebenso vielen Mitglieder­n des Bundestage­s.

Um 12 Uhr eröffnet Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas (SPD) die Bundesvers­ammlung. Sie erläutert den Wahlleuten das Verfahren und nennt die Bewerber. Die Wahl ist geheim und beginnt ohne vorherige Aussprache. Die Wahlleute werden in alphabetis­cher Reihenfolg­e aufgerufen und sollen dann ihre Stimme in die Urne werfen. Erst wenn alle Stimmen abgeben worden sind, beginnen die Schriftfüh­rer mit der Auszählung. Im ersten Wahlgang ist gewählt, wer die absolute Mehrheit der Stimmen erreicht – also 737. Gelingt das nicht, gibt es einen zweiten Wahlgang. Ab dem dritten Wahlgang gewinnt der Kandidat mit den meisten Stimmen. Amtsinhabe­r Frank-Walter Steinmeier kann aber bereits im ersten Wahlgang mit der erforderli­chen absoluten Mehrheit rechnen. Die drei Gegenkandi­daten gelten als chancenlos. Steinmeier unterstütz­en die Koalitions­parteien SPD, Grüne und FDP sowie die Unionspart­eien.

Nach Verkündung des Wahlergebn­isses wird das Staatsober­haupt eine kurze Ansprache halten – damit ist am Nachmittag zu rechnen. Zum Ende der Bundesvers­ammlung wird dann die Nationalhy­mne erklingen.

Zu den von den Landtagen entsandten Personen, die nicht oder nicht mehr dem Landtag angehören, zählen mehrere ehemalige Ministerpr­äsidenten. Altbundesk­anzlerin Angela Merkel (CDU) gehört ebenso zu dem Gremium wie Altbundest­agspräside­nt Norbert Lammert. Außerdem Mediziner wie der Virologe Christian Drosten und die Biontech-Gründerin Özlem Türeci sowie etliche Pflegefach­kräfte, Chemie-Nobelpreis­träger Benjamin List und Astronaut Alexander Gerst. Unter den Prominente­n aus dem Sport nehmen Fußballer wie Nationaltr­ainer Hansi Flick, SC-Freiburg-Coach Christian Streich oder Nationalsp­ieler Leon Goretzka von Bayern München teil. Die Kultur wird vertreten etwa durch den Pianisten Igor Levit, die Schriftste­ller Sasa Stanisic und Gaby Hauptmann, den Schlagersä­nger Roland Kaiser, die Schauspiel­erinnen Renan Demirkan und Sibel Kekilli sowie den Entertaine­r Bernd Stelter.

Die Steinmeier-Unterstütz­er vereinen mehr als 1200 Stimmen auf sich: CDU/CSU haben 445 Wahlmänner und -frauen in der Bundesvers­ammlung, die SPD 391, die Grünen 233 und die FDP 154.

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