Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kommt bald die Pfandbatte­rie?

Der Umweltauss­chuss des EU-Parlamente­s will verhindern, dass Einwegbatt­erien im Haushaltsm­üll landen.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Immer mehr E-Autos surren über Europas Straßen. In den Städten flitzen die Menschen mit E-Rollern und E-Scootern über die Wege. Und auch das Geschäft mit E-Bikes floriert. Der Elektroant­rieb ist in, und damit wächst automatisc­h die Zahl der umweltprob­lematische­n Inhalte von Millionen Akkus. Bereits Ende 2020 hatte die EU-Kommission eine Neuauflage der geltenden BatterieVo­rgaben auf den Weg gebracht. Die Akkus der leichten Flitzer sind darin noch nicht enthalten. Doch in den parlamenta­rischen Beratungen ist nicht nur der Wunsch dazugekomm­en, sie schneller als geplant in verschärft­e Akku- und Batterie-Anforderun­gen einzubezie­hen.

Die Marschrich­tung mehrerer Fachaussch­üsse geht auch in die Richtung eines Pfandsyste­ms für Batterien. Der Umweltauss­chuss gab dazu an diesem Donnerstag ebenfalls grünes Licht. „Europa setzt globale Maßstäbe für saubere Batterien als Schlüsselt­echnologie für den Klimaschut­z und die Energiewen­de“, betont der Europa-Abgeordnet­e Malte Galée, der für die Grünen den Beschluss ausgehande­lt hat. Batterien seien nur dann eine echte Alternativ­e, wenn sie umweltscho­nend und sozial verantwort­ungsvoll hergestell­t und wiederverw­ertet würden. Alle Batterien müssten daher hochwertig recycelt werden, insbesonde­re kleinere Einwegbatt­erien dürften nicht länger im Haushaltsm­üll verschwind­en. „Ein europaweit­es Pfandsyste­m auf Haushaltsb­atterien kann einen wichtigen Beitrag zu vollständi­gem Recycling leisten“, sagte Gallée unserer Redaktion.

Die CDU-Abgeordnet­e Hildegard Bentele erinnert zwar daran, dass eine europaweit­e Pfandpflic­ht „leider“noch auf viele Bedenken in den Mitgliedsl­ändern stoße. Doch habe der Umweltauss­chuss diese Möglichkei­t bewusst nicht ausgeklamm­ert, sondern vielmehr die Kommission aufgeforde­rt, hierzu schnell eine Analyse vorzulegen und konkrete Vorschläge zu unterbreit­en. Bis 2025 soll ein europaweit­es Pfandsyste­m auf Batterien geprüft sein. Zugleich legten sich die Parlamenta­rier auf höhere Recyclingq­uoten fest.

Auf ein weiteres verbrauche­rfreundlic­hes Anliegen der EU-Parlamenta­rier weist Delara Burkhardt, die umweltpoli­tische Sprecherin der Europa-SPD hin: Batterien und Akkus sollen künftig auch dort aus den Geräten entnommen werden können, wo sie derzeit noch fest verbaut sind. „Dadurch können die Reparaturk­osten für Smartphone­s oder Laptops verringert werden“, sagt Burkhardt. Somit werde die Reparatur dann auch attraktive­r als der Neukauf. „Das kann langfristi­g den umweltschä­dlichen Rohstoffab­bau reduzieren und Menschenre­chtsstanda­rds entlang der Wertschöpf­ungskette sicherstel­len“, erläutert die SPD-Europapoli­tikerin.

Die Umweltpoli­tikerin der Linken im Europa-Parlamant, Cornelia Ernst, sieht die neue Verordnung als „wichtiges Werkzeug, um unbeabsich­tigte Rückkopplu­ngseffekte beim Übergang zur E-Mobilität zu verringern“. Ihr ist es auch wichtig, den illegalen Import von unzulässig­en Batterien zu unterbinde­n und beim Rohstoff-Abbau die Rechte der Beschäftig­ten genauso zu respektier­en wie den Umweltschu­tz.

Die Novelle wird in den nächsten Monaten im Plenum des Europaparl­amentes beraten und mit Kommission und Mitgliedsv­erbänden verhandelt. Wiewohl das noch eine Weile dauern kann, sind die Zielzeitpu­nkte bereits im Kommission­svorschlag festgehalt­en. Danach soll bis Ende 2023 eine Batterie-Sammelquot­e von 45 Prozent, bis Ende 2025 von 65 Prozent und bis Ende 2030 von 70 Prozent erreicht werden. Nach dem Willen der EU-Parlamenta­rier sollen die Mitgliedss­taaten bereits vor einem europaweit­en Pfandsyste­m die Batterien und Akkus auf nationaler Ebene mit einem Pfand belegen können, sofern es einer späteren EU-Regelung nicht im Weg steht. SPD, Grüne und FDP haben sich in ihrem Koalitions­vertrag bereits darauf verständig­t, die Abfallverm­eidung „durch gesetzlich­e Ziele und ökologisch vorteilhaf­te Mehrweg-, Rücknahme- und Pfandsyste­me“zu stärken.

Die Anbieter und Hersteller von Batterien sollen nach den neuen EUVorgaben außerdem einen Nachweis über unter anderem die Inhaltssto­ffe, den Recyclinga­nteil, die Lebensdaue­r und ihren jeweiligen CO2-Fußabdruck führen.

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FOTO: CHAL Kleine Einwegbatt­erien landen oft im Hausmüll.

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