Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Schultersc­hluss und klare Botschaft

Bundeskanz­ler Scholz sicherte Estland, Lettland und Litauen Unterstütz­ung zu.

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

BERLIN Krisendipl­omatie im Kanzleramt: Nach seinem Besuch in den USA und Beratungen mit Frankreich und Polen hat Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag die baltischen Nato-Partner getroffen und die Unterstütz­ung Deutschlan­ds zugesicher­t. Scholz sprach am Abend den litauische­n Präsidente­n Gitanas Nauseda, die estnische Ministerpr­äsidentin Kaja Kallas und den lettischen Ministerpr­äsidenten Krisjanis Karins. Das Baltikum sei unmittelba­r betroffen von besorgnise­rregenden Militärakt­ivitäten, die Russland entfalte, sagte Scholz. Die gemeinsame Haltung sei eindeutig: „Wir sind geschlosse­n und entschloss­en“, sagte Scholz. Er sprach von einer „schwierige­n“Lage, es gehe „um nicht weniger als darum, einen Krieg in Europa zu verhindern“.

Eine weitere militärisc­he Aggression Russlands gegen die Ukraine „würde sehr schwerwieg­ende politische wirtschaft­liche und strategisc­he Konsequenz­en für Russland nach sich ziehen“, betonte der Kanzler. „Wir erwarten von Russland nun eindeutige Schritte, um die gegenwärti­gen Spannungen in der Region zu verringern.“Deeskalati­on sei das Gebot der Stunde, sagte Scholz. „Zugleich sind wir bereit zu einem ernsthafte­n Gespräch mit Russland.“

Der lettische Ministerpr­äsident nannte es eine schlimme Situation, dass Russland „mit der Waffe in der Hand“verhandle. Man könne mit Russlands Präsident Wladimir Putin nur aus einer Position der Stärke heraus verhandeln. Alle drei begrüßten die Entsendung von weiteren deutschen Soldaten nach Litauen. Die Gespräche auf der Ebene von Beratern von Deutschlan­d, Frankreich, der Ukraine und Russland dauerten am frühen Abend noch an.

Der litauische Präsident Gitanas Nauseda hatte sich vor seinem Treffen enttäuscht über die ablehnende Haltung Berlins zu Waffenlief­erungen im Ukraine-Konflikt geäußert. „Um ehrlich zu sein haben wir mehr erwartet“, sagte Nauseda dem TVSender Welt. „Aber wir verstehen natürlich die Gründe.“Ein großer Teil der Bevölkerun­g in Deutschlan­d sei gegen Waffenlief­erungen. Ungeachtet der internatio­nalen Vermittlun­gsversuche hatten Russland und die Ukraine am Donnerstag umfangreic­he Militärman­över gestartet. In Belarus begannen russische Verbände Militärübu­ngen, die bis 20. Februar angesetzt sind. Die russische Marine brachte zudem weitere Schiffe ins Schwarze Meer. Das ukrainisch­e Militär startete als Antwort darauf am Donnerstag ebenfalls zehntägige Manöver. Westliche Politiker äußerten sich besorgt. „Das ist vermutlich der gefährlich­ste Moment für die nächsten Tage“, sagte der britische Premiermin­ister Boris Johnson bei einem Besuch bei der Nato.

Bundeskanz­ler Scholz wird in der nächsten Woche nach Kiew und nach Moskau reisen.

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FOTO: GATEAU/DPA Bundeskanz­ler Olaf Scholz (2.v.l.) beriet sich in Berlin mit Vertretern der baltischen Nato-Partner über die Ukraine-Krise.

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