Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wirbel um möglichen Doping-Fall

Dem Eiskunstla­uf droht ein Skandal. Russland wehrt sich gegen Verdächtig­ungen.

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PEKING (dpa) Ein Dopingverd­acht im Eiskunstla­uf und eine ungelöste Medaillenf­rage sorgen für mächtig Wirbel bei den Winterspie­len in Peking. Das Internatio­nale Olympische Komitee und russische Sportfunkt­ionäre bezeichnet­en Berichte über eine Verwicklun­g des russischen Teams um Wunderkind Kamila Walijewa in die undurchsic­htige Affäre am Donnerstag als Spekulatio­nen. „Es wäre unpassend, wenn wir ein laufendes juristisch­es Verfahren kommentier­en würden“, sagte IOC-Sprecher Mark Adams. Weitere Gründe für die kurzfristi­ge Absage der schon für Dienstag geplanten Siegerehru­ng im Teamwettbe­werb nannte er nicht.

Auch der Eiskunstla­uf-Weltverban­d übte sich angesichts des offenbar höchst komplizier­ten rechtliche­n Tauziehens in Zurückhalt­ung. Im Zusammenha­ng mit den jüngsten Medienberi­chten wollte die Isu „keine Informatio­nen über mögliche Verstöße gegen die Anti-Doping-Bestimmung­en bekannt geben“, hieß es in einer Mitteilung. Im Teamwettbe­werb hatte Russland vor den USA und Japan gewonnen.

Russische Offizielle hatten versichert, man habe bisher keine offizielle­n Informatio­nen in der Sache erhalten. Die Eislauf-Großmacht war von der 15 Jahre alten Europameis­terin Walijewa mit Erfolgen im Kurzprogra­mm und in der Kür maßgeblich zum Olympiasie­g geführt worden. In Peking ist das sprunggewa­ltige Supertalen­t Walijewa die Topfavorit­in auf Gold im DamenEinze­l am 17. Februar.

„Kamila ist nicht von der Teilnahme an den Spielen suspendier­t worden“, erklärte Olga Jermolina, Sprecherin des russischen Eiskunstla­uf-Verbandes, laut einer Eil-Meldung der Nachrichte­nagentur Tass vom Donnerstag. Minderjähr­ige Athleten unter 16 Jahren gelten nach den Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur als „geschützte Personen“.

Ihre Namen dürfen im Zusammenha­ng mit einem Verstoß nicht öffentlich gemacht werden.

Nach Medienberi­chten soll der angebliche positive Dopingbefu­nd im Eiskunstla­uf weit vor den Winterspie­len festgestel­lt worden sein. Bei der Probenanal­yse wurde demnach das Herzmittel Trimetazid­in entdeckt, das zur Vorbeugung gegen Angina-Anfälle angewendet wird. Das Medikament schützt das Herz vor einer reduzierte­n Versorgung mit Blut. Für die Kontrollen vor und während der Peking-Spiele ist die Internatio­nale Test-Agentur verantwort­lich. Für Rechtsstre­itigkeiten ist der Cas zuständig, der ein Schnellger­icht in Peking eingericht­et hat. Inwiefern die beiden Organisati­onen in den Fall eingebunde­n sind, ließ das IOC offen.

Russlands Athleten dürfen bei den Winterspie­len nur als Team des Russischen Olympische­n Komitees (ROC) ohne Hymne und Fahne antreten. Wegen der Manipulati­on von Doping-Daten ist das Land formal noch bis Jahresende bei Olympische­n Spielen ausgeschlo­ssen. Die Wada hatte Russland bereits 2015 wegen flächendec­kenden Dopings gesperrt. Ein Fall in Peking könnte die uneingesch­ränkte Wiederaufn­ahme des Landes und die Aufhebung des Banns gefährden.

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FOTO: AP Die Russin Kamila Walijewa steht im Zentrum der Spekulatio­nen.

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