Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Rheinwasser soll bis Schwalm-Nette fließen
Die Verbandsversammlung des Naturparks verabschiedete eine Resolution zu den Folgen des Braunkohlenausstiegs. Dabei geht es vor allem um die Versorgung mit Wasser nach dem Ende des Tagebaus.
MÖNCHENGLADBACH Mit einer Resolution will der Zweckverband Naturschutzgebiet Schwalm-Nette die Landesregierung auf die Wasserwirtschaft nach der Braunkohle aufmerksam machen. In einer Sondersitzung, in der die Resolution verabschiedet wurde, machten Barbara Weinthal, Leiterin des Fachbereichs Umwelt bei der Stadt Mönchengladbach, und Rainer Röder vom Kreis Viersen deutlich, welch hohe Anforderungen ein beschleunigter Braunkohlenausstieg an die Wasserwirtschaft stelle. Das gelte bereits für ein Ende des Tagebaus im Jahr 2038. Nun aber werde schon über einen Ausstieg im Jahr 2030 diskutiert. Das bringe zusätzliches Gefährdungspotenzial für die wasserwirtschaftlichen und ökologischen Schutzziele. Noch schlimmer sei ein von manchen gefordertes sofortiges Ende der Braunkohle. „Wenn wir das machen, hat das richtig negative Folgen für die Ökologie“, warnte Barbara Weinthal.
Rainer Röder stellte die Braunkohlenplanung vor und endete mit der Leitentscheidung der Landesregierung von 2021, in der es neue Perspektiven für das Revier geben und der Kohleausstieg entschlossen vorangetrieben werden sollen. Seit der Genehmigung des Braunkohlenplans vor mehr als 25 Jahren sei der weltweite Klimawandel auch mit lokalen Folgen vorangeschritten, ergänzte Barbara Weinthal. Das zeige sich etwa an Phasen von Niedrigwasserführung des Rheins. Dieser Fluss aber ist wichtig, wenn es um die Zukunft der Wasserwirtschaft in den ökologisch wertvollen Feuchtgebieten geht, wie etwa für den Naturpark Schwalm-Nette. Der Rhein soll einer der Wasserlieferanten sein, der diese Gebiete künftig versorgt. Bislang geschieht dies mit Sümpfungswasser. Doch bereits 1995 wurde im Braunkohlenplan festgestellt, dass etwa ab dem Jahr 2030 nicht mehr genügend Sümpfungswasser zur Verfügung stehen werde. Der Rhein soll nun das Defizit ausgleichen.
In der Resolution fordert die Verbandsversammlung daher unter anderem, mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung sowie der Zentralkommission für Rheinwasser zu verhandeln, damit künftig zu jeder Zeit Flusswasser in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Dies gelte auch für langanhaltende Niedrigwasserphasen. Außerdem wies Barbara Weinthal darauf hin, dass der Tagebau ordnungsgemäß verfüllt werden müsse, um einer Versauerung des Grundwassers entgegenzuwirken. „Wenn wir das nicht schaffen, bekommen wir am Ende versauerte Restseen. Man müsste weiter sümpfen, um das Wasser dann zu reinigen.“
Mit der Resolution wollen sich die Verbandsmitglieder nun deutlich zu Wort melden. Die Stadt Mönchengladbach sowie die Kreise Heinsberg, Kleve und Viersen bekamen in der Versammlung Einstimmigkeit für die Resolution. Allerdings wollte Sofia Tilmann (Kreis Heinsberg) das Papier zunächst ablehnen, weil das Unternehmen RWE AG im Text nicht vorkomme. Nach einer kurzen Pause und einer Änderung, die nun den Bergbautreibenden benennt, enthielt sich Tilmann der Stimme. Die Forderungen des Naturparks Schwalm-Nette sollen allen Entscheidern im Land vor Augen führen, dass die Naturschutzgebiete nur dann erhalten bleiben können, wenn bei einem früheren Kohleausstieg alle damit verbundenen Konsequenzen und alle erforderlichen Maßnahmen geklärt sind. Dabei müsse auch klar sein, dass wasserwirtschaftliche und ökologische Ausgleiche für den Tagebau noch lange Zeit nach seinem Ende betrieben werden müssten. Zu den notwendigen Folgekosten fordert der Naturpark eine geeignete Sicherung finanzieller Mittel.