Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Was Schwangere zu erzählen haben
Wer bald ein Kind erwartet, hat viele Fragen. Beim Schwangerencafé in Neuwerk nehmen Hebammen den Frauen ihre Ängste und stehen als kompetente Ansprechpartner zur Seite. Ein Besuch.
NEUWERK Den wichtigsten Tipp für eine hoffentlich entspannte erste Zeit mit Baby hält Samira Marke für die anderen Schwangeren in der Runde parat: „Lasst euch Essen vorbeibringen. Ihr werdet euch in den ersten Wochen mit Baby über nichts so sehr freuen wie über ein leckeres, selbstgekochtes Essen“, sagt die 33-Jährige. Sie ist zu diesem Zeitpunkt mit ihrer zweiten Tochter schwanger und weiß vom ersten Mal noch genau wie sie war, die erste Zeit mit Neugeborenem zu Hause: schön, aber auch anstrengend, „und gefühlt kommt man zu nichts“, sagt die Mönchengladbacherin. „Ich mag Brötchen wirklich, aber irgendwann kann man sie nicht mehr sehen“. Wenn dann plötzlich eine Lasagne vor der Tür steht, die nur noch aufgewärmt werden muss, dann geht der Mama und auch ihrem Mann das Herz auf. Und wenn die Frau noch dazu stillt, profitiert auch das Baby davon. Das sei viel besser, als eine weitere Spieluhr oder das zehnte Schnuffeltuch – und höchstens noch durch einen Korb frisch gewaschene Wäsche zu übertreffen, sagt die junge Frau und lacht. Denn auch von dreckigen Spucktüchern und schmutzigen Bodys hat man anfangs jede Menge. Auch Hebamme Freya Weller betont, wie wichtig es ist, sich gerade für die ersten zwei Wochen nach der Geburt Hilfe zu organisieren.
Es sind Ratschläge wie diese, die beim Schwangerencafé in Neuwerk ausgetauscht werden und von den anderen Frauen, die meist mit dem ersten Kind schwanger sind, dankbar und oftmals mit einem Lachen angenommen werden. Sie alle können sich noch nicht recht vorstellen, wie es sein wird, wenn das Baby auf der Welt ist.
Die Hebammen Aldona Dombrowsky und Freya Weller aus dem Krankenhaus Neuwerk stehen den Frauen an diesem Vormittag für zwei Stunden zur Seite. „Schwangere haben einen riesengroßen Fragekatalog, und das Schlimmste, was man mitunter tun kann, ist im Internet nach Antworten suchen“, sagt Weller. Da bekomme man ungefiltert Antworten, deren Wert sehr fragwürdig sei, und am Ende seien Verunsicherung und Sorgen oft noch größer als vorher. Als Expertinnen zu allen Fragen rund um Schwangerschaft und Geburt stehen die beiden erfahrenen Hebammen den Frauen Rede und Antwort. Gerade jetzt, da wegen Corona nicht mehr viel Austausch stattfindet, seien solche offenen Angebote wichtig, erklärt Dombrowsky, die den neuen Treff initiiert hat. So ist Melissa Nelißen extra aus Schwalmtal gekommen, „weil es etwas Vergleichbares bei uns nicht gibt, und ich gerne andere Schwangere kennenlernen möchte“, erklärt die 25-Jährige. Im Freundeskreis der Erzieherin sei noch niemand in anderen Umständen, von daher fühle sie sich hier gut aufgehoben.
Bei Brot und Dips unterhalten sich die Frauen über PDA, Kaiserschnitte, Kreißsäle, Besonderheiten der Plazenta, komplizierte Geburten, Familienzimmer und die Begleitung bei der Geburt sowie die Vor- und die Nachteile der verschiedenen Krankenhäuser und ihre ganz persönlichen Erwartungen und Sorgen. Und das sind sie, die Antworten auf die wichtigsten Fragen:
Muss ich mir Sorgen machen, wenn der Gynäkologe sagt, dass mein Baby im Bauch zu groß ist?
Nein, sagt Hebamme Weller. Zwar sind die Messungen, die während des Ultraschalls gemacht werden, heute schon recht genau, aber sie können dennoch stark von der Realität nach oben oder auch nach unten abweichen. „Manche Frauen sitzen dann schon Wochen vor dem errechneten Termin auf Kohlen, weil sie denken, es könnte jeden Moment losgehen und dann übertragen sie vielleicht doch noch.“Auch über die Notwendigkeit eines Kaiserschnitts sagt die so ermittelte Größe des Babys nicht unbedingt etwas aus. „Häufig ist eine Spontangeburt dennoch möglich“, betont die Hebamme. Natürlich gebe es Indikatoren wie eine sehr kleine, zierliche Mama und einen Zwei-Meter-Papa, wo man überlegen müsse, ob das mit dem Becken passen kann.
Wann sollte man sich für die Geburt anmelden?
Im Eli heißt es dazu: Ab der 34. Schwangerschaftswoche nach telefonischer Terminvereinbarung mit der gynäkologischen Ambulanz (montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr erreichbar unter der Nummer: 02166 394-2204), einige Hebammen raten dazu ab der 36. SSW, weil dann alle relevanten Daten im Mutterpass stehen. Derzeit kommen die
Frauen alleine zur Anmeldung ins Haus und zwar immer entsprechend der jeweils aktuellen Zutrittsregeln in die MutterKind-Klinik. Ähnlich ist es im
Neuwerker Krankenhaus geregelt. Dort sollte man unter der
Nummer 02161 668 2151 anrufen und sich informieren.
Wie sieht es aus mit der Begleitung bei der Geburt?
Das ist derzeit wohl die drängendste Frage vieler Schwangerer, weiß Katharina Effertz, die als medizinische Fachangestellte im Neuwerker Kreißsaal arbeitet. Für beide Gladbacher Krankenhäuser gilt aktuell: Ein gesunder Vater oder eine andere feste Begleitperson mit 3G-Nachweis kann bei der Geburt dabei sein, sobald die werdende Mutter im Kreißsaal ist. Geschwisterkinder sind im Familienzimmer beziehungsweise als Besucher aktuell nicht erlaubt. Die feste Begleitperson darf in Neuwerk zwischen 8 und 20 Uhr kommen. Weiterhin gelten nach der Geburt die jeweils aktuellen Besuchsregelungen, die auf den Internetseiten der Kliniken ausgewiesen sind.
Wann kommt man aus dem Krankenhaus nach Hause und muss erstmals zum Kinderarzt?
Oft verlassen derzeit die Mütter die Klinik schon sehr schnell nach der Geburt, sodass die Vorsorge U2 am etwa fünften Lebenstag in der kinderärztlichen Praxis durchgeführt werden muss. „Ist die U2 schon in der Geburtsklinik erledigt, sollte das Neugeborene spätestens zur U3, also mit etwa vier Wochen, vorgestellt werden“, erklärt die Sprecherin der Kinderärzte in Mönchengladbach, Renate Harnacke. „Wenn Eltern Schwierigkeiten oder Unsicherheiten mit dem Säugling haben, empfehlen wir Kinderärzte eine Untersuchung schon vor der Vorsorge, um den Start ins Leben möglichst gut gestalten zu können.“
Auf was sollte ich in der Stillzeit achten?
„Das Kind holt sich alles, was es braucht“, sagt Aldona Dombrowsky. Allerdings sei eine ausreichende Kalorienzufuhr wichtig, dazu sollte es mindestens eine warme Mahlzeit am Tag geben. Die werdenden Mamas könnten jetzt etwas vorkochen und für die erste Zeit zu Hause einfrieren. Ansonsten ist es gut, etwas wie Nüsse, Datteln oder Mandeln zur Hand zu haben. „Das sind gute Kalorien.“
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