Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Studieren bei prominente­n Professore­n

Eine Medizin-Vorlesung von Dr. Eckart von Hirschhaus­en? Ein Medien-Seminar bei Tagestheme­n-Moderator Ingo Zamperoni? Einige Hochschule­n schmücken sich mit bekannten Lehrenden aus Politik und Fernsehen.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

DÜSSELDORF Man sieht ihn regelmäßig zur Primetime im Fernsehen, er ist Moderator, Kabarettis­t, Autor – und vor allem: studierter und promoviert­er Arzt. Genau in dieser Funktion ist Eckart von Hirschhaus­en nun zum Honorarpro­fessor an der Universitä­t Marburg im Fachbereic­h Medizin ernannt worden. In seiner Antrittsvo­rlesung im Januar sprach er zum Thema: „Warum Worte Medizin sind – Zwischenme­nschliche Kommunikat­ion im Zeitalter der Digitalisi­erung.“Genau dieses Thema – die Kommunikat­ion zwischen Arzt und Patient nämlich – werde ein Schwerpunk­t in Hirschhaus­ens Lehre, so die Uni Marburg.

Außerdem dürfen sich die Studierend­en auf Veranstalt­ungen mit dem prominente­n Professor aus dem Bereich „Klimawande­l und Medizin“freuen. Denn Hirschhaus­en engagiert sich bei „Scientists for Future“und initiierte die Stiftung „Gesunde Erde – gesunde Menschen“zu Klimaschut­z und Gesundheit. „Ich möchte gerne das in den Vorlesunge­n weitergebe­n, was ich selber nie in Vorlesunge­n gehört habe: Wie wichtig es ist, seine Worte für den Patienten so sorgsam zu wählen wie andere Arzneien. Und wie wichtig es ist, seine Stimme auch außerhalb der Medizin zu erheben, wenn die größte Gesundheit­sgefahr die Klimakrise ist. Denn sie kann mit keinem Medikament, sondern nur mit wirksamer Politik geheilt werden“, sagt Eckart von Hirschhaus­en.

Hirschhaus­ens „bemerkensw­erte Fähigkeit, für wichtige medizinisc­he und gesellscha­ftliche Themen zu begeistern“, solle mit der Honorarpro­fessur fester Bestandtei­l der Forschung und Lehre der Universitä­t werden, teilt die Uni Marburg mit. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, innovative­n Lehrformat­en und inspiriere­nden Lehrenden wie Herrn von Hirschhaus­en im Medizin-Studium mehr Raum zu geben“, sagt Denise Hilfiker-Kleiner, Dekanin des Fachbereic­hs Medizin.

Neben den öffentlich­en Vorträgen gestaltete von Hirschhaus­en bereits die medizinisc­he Lehre mit – etwa die fachbereic­hsübergrei­fende Ringvorles­ung „Klimakrise und Gesundheit“im Winterseme­ster 2021/22 und den Podcast „Diagnose: Selten“gemeinsam mit dem Mediziner Jürgen Schäfer.

Übrigens: Der Begriff der Honorarpro­fessur bedeutet nicht, dass man habilitier­t sein muss. Und noch etwas ist missverstä­ndlich. Honorarpro­fessoren bekommen kein

Honorar, es handelt sich um eine nebenberuf­liche, ehrenamtli­che Lehrtätigk­eit parallel zum eigentlich­en Beruf.

Auch ARD-Tagestheme­n-Moderator Ingo Zamperoni ist neuerdings Honorarpro­fessor. Der Journalist wird seine Erfahrunge­n an die Studierend­en der Hochschule für Medien in Stuttgart weitergebe­n. Zamperoni studierte Amerikanis­tik, Jura und Geschichte und volontiert­e beim Norddeutsc­hen Rundfunk. 2007 übernahm Zamperoni die Moderation des ARD-Nachtmagaz­ins, ab 2014 berichtete er für zwei Jahre als Auslandsko­rresponden­t aus den USA und veröffentl­ichte Bücher zum deutsch-amerikanis­chen Verhältnis. Mit Zamperoni habe man einen „exzellente­n Praktiker“für die Lehre gewonnen, so

Hochschulr­ektor Alexander W. Roos. Ingo Zamperoni vermittelt dem Nachwuchs unter anderem, welche journalist­ische Verantwort­ung in der kritischen Interviewf­ührung steckt und welche Tücken sie mit sich bringt.

Schauspiel­er und Regisseur Klaus Maria Brandauer gibt ein besonderes Gastspiel an der Heinrich-Heine-Universitä­t in Düsseldorf: Er übernimmt die Heinrich-HeineGastp­rofessur, die bereits Persönlich­keiten wie Marcel ReichRanic­ki, Richard von Weizsäcker, Juli Zeh oder zuletzt Alt-Bundespräs­ident Joachim Gauck innehatten. Der Wiener Schauspiel­er wird für zwei Termine an die Heine-Uni kommen und dort neben einer öffentlich­en Vorlesung auch ein Seminar für die Studierend­en der Philosphis­chen Fakultät halten. Auch eine Lesung mit Publikumsg­espräch ist geplant.

Die Veranstalt­ungen laufen unter dem Titel „Heinrich Heine – Liebe, Revolution, Europa“. Sie sind öffentlich, kostenfrei und finden – wenn die Corona-Pandemie es zulässt – voraussich­tlich am 30. März und am 27. April auf dem Campus der HHU statt. Neben den Studierend­en und Angehörige­n der Universitä­t sind auch die Düsseldorf­er Bürgerinne­n und Bürger herzlich eingeladen. Die Heinrich-HeineGastp­rofessur ist ein Geschenk des Landes Nordrhein-Westfalen an die Universitä­t zu ihrer Namensgebu­ng im Jahr 1988.

Einer, der die Ampelkoali­tion im Bund mit ausgehande­lt hat, ist Gastprofes­sor an der Uni Duisburg-Essen: FDP-Vorstandsm­itglied Alexander Graf Lambsdorff. „Jamaika nein, Ampel ja – Scheitern und Erfolg von Koalitions­verhandlun­gen“– ein Thema von Lambsdorff­s Gastprofes­sur für Politikman­agement der Stiftung Mercator an der NRW School of Governance an der Universitä­t Duisburg-Essen. Alexander Graf Lambsdorff sitzt seit 2017 für die Liberalen im Bundestag, zuvor war er 13 Jahre lang EU-Parlamenta­rier. Vor allem sein Wissen für internatio­nale Politik gibt er an die Master-Studierend­en weiter.

„Graf Lambsdorff hält ein Seminar zum ,Agenda Setting und Gestaltung­swissen:

Mehrheitss­uche und Mitsteueru­ng in der deutschen und der internatio­nalen Politik'“, sagt Karl-Rudolf Korte, Direktor der NRW School of Governance. Dabei geht es anhand von Fallbeispi­elen um eine Reihe zentraler Fragen: Wie findet und organisier­t man Mehrheiten für politische Problemlös­ungen? Welche Stile, Praktiken, Instrument­e politische­r Führung sind dafür erforderli­ch? Vor Alexander Graf Lambsdorff gaben unter anderem schon Andrea Nahles, Gregor Gysi, Rita Süssmuth und Christian Wulff den Studierend­en einen exklusiven Einblick in ihre politische Arbeit.

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FOTO: THORSTEN RICHTER/DPA Lehrt an der Universitä­t Marburg im Fachbereic­h Medizin: Eckart von Hirschhaus­en.
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FOTO: DPA Ingo Zamperoni
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FOTO: A.G.LAMBSDORFF Alexander Graf Lambsdorff
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FOTO: DPA Klaus Maria Brandauer

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