Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Studieren bei prominenten Professoren
Eine Medizin-Vorlesung von Dr. Eckart von Hirschhausen? Ein Medien-Seminar bei Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni? Einige Hochschulen schmücken sich mit bekannten Lehrenden aus Politik und Fernsehen.
DÜSSELDORF Man sieht ihn regelmäßig zur Primetime im Fernsehen, er ist Moderator, Kabarettist, Autor – und vor allem: studierter und promovierter Arzt. Genau in dieser Funktion ist Eckart von Hirschhausen nun zum Honorarprofessor an der Universität Marburg im Fachbereich Medizin ernannt worden. In seiner Antrittsvorlesung im Januar sprach er zum Thema: „Warum Worte Medizin sind – Zwischenmenschliche Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung.“Genau dieses Thema – die Kommunikation zwischen Arzt und Patient nämlich – werde ein Schwerpunkt in Hirschhausens Lehre, so die Uni Marburg.
Außerdem dürfen sich die Studierenden auf Veranstaltungen mit dem prominenten Professor aus dem Bereich „Klimawandel und Medizin“freuen. Denn Hirschhausen engagiert sich bei „Scientists for Future“und initiierte die Stiftung „Gesunde Erde – gesunde Menschen“zu Klimaschutz und Gesundheit. „Ich möchte gerne das in den Vorlesungen weitergeben, was ich selber nie in Vorlesungen gehört habe: Wie wichtig es ist, seine Worte für den Patienten so sorgsam zu wählen wie andere Arzneien. Und wie wichtig es ist, seine Stimme auch außerhalb der Medizin zu erheben, wenn die größte Gesundheitsgefahr die Klimakrise ist. Denn sie kann mit keinem Medikament, sondern nur mit wirksamer Politik geheilt werden“, sagt Eckart von Hirschhausen.
Hirschhausens „bemerkenswerte Fähigkeit, für wichtige medizinische und gesellschaftliche Themen zu begeistern“, solle mit der Honorarprofessur fester Bestandteil der Forschung und Lehre der Universität werden, teilt die Uni Marburg mit. „Uns ist es ein wichtiges Anliegen, innovativen Lehrformaten und inspirierenden Lehrenden wie Herrn von Hirschhausen im Medizin-Studium mehr Raum zu geben“, sagt Denise Hilfiker-Kleiner, Dekanin des Fachbereichs Medizin.
Neben den öffentlichen Vorträgen gestaltete von Hirschhausen bereits die medizinische Lehre mit – etwa die fachbereichsübergreifende Ringvorlesung „Klimakrise und Gesundheit“im Wintersemester 2021/22 und den Podcast „Diagnose: Selten“gemeinsam mit dem Mediziner Jürgen Schäfer.
Übrigens: Der Begriff der Honorarprofessur bedeutet nicht, dass man habilitiert sein muss. Und noch etwas ist missverständlich. Honorarprofessoren bekommen kein
Honorar, es handelt sich um eine nebenberufliche, ehrenamtliche Lehrtätigkeit parallel zum eigentlichen Beruf.
Auch ARD-Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni ist neuerdings Honorarprofessor. Der Journalist wird seine Erfahrungen an die Studierenden der Hochschule für Medien in Stuttgart weitergeben. Zamperoni studierte Amerikanistik, Jura und Geschichte und volontierte beim Norddeutschen Rundfunk. 2007 übernahm Zamperoni die Moderation des ARD-Nachtmagazins, ab 2014 berichtete er für zwei Jahre als Auslandskorrespondent aus den USA und veröffentlichte Bücher zum deutsch-amerikanischen Verhältnis. Mit Zamperoni habe man einen „exzellenten Praktiker“für die Lehre gewonnen, so
Hochschulrektor Alexander W. Roos. Ingo Zamperoni vermittelt dem Nachwuchs unter anderem, welche journalistische Verantwortung in der kritischen Interviewführung steckt und welche Tücken sie mit sich bringt.
Schauspieler und Regisseur Klaus Maria Brandauer gibt ein besonderes Gastspiel an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf: Er übernimmt die Heinrich-HeineGastprofessur, die bereits Persönlichkeiten wie Marcel ReichRanicki, Richard von Weizsäcker, Juli Zeh oder zuletzt Alt-Bundespräsident Joachim Gauck innehatten. Der Wiener Schauspieler wird für zwei Termine an die Heine-Uni kommen und dort neben einer öffentlichen Vorlesung auch ein Seminar für die Studierenden der Philosphischen Fakultät halten. Auch eine Lesung mit Publikumsgespräch ist geplant.
Die Veranstaltungen laufen unter dem Titel „Heinrich Heine – Liebe, Revolution, Europa“. Sie sind öffentlich, kostenfrei und finden – wenn die Corona-Pandemie es zulässt – voraussichtlich am 30. März und am 27. April auf dem Campus der HHU statt. Neben den Studierenden und Angehörigen der Universität sind auch die Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen. Die Heinrich-HeineGastprofessur ist ein Geschenk des Landes Nordrhein-Westfalen an die Universität zu ihrer Namensgebung im Jahr 1988.
Einer, der die Ampelkoalition im Bund mit ausgehandelt hat, ist Gastprofessor an der Uni Duisburg-Essen: FDP-Vorstandsmitglied Alexander Graf Lambsdorff. „Jamaika nein, Ampel ja – Scheitern und Erfolg von Koalitionsverhandlungen“– ein Thema von Lambsdorffs Gastprofessur für Politikmanagement der Stiftung Mercator an der NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen. Alexander Graf Lambsdorff sitzt seit 2017 für die Liberalen im Bundestag, zuvor war er 13 Jahre lang EU-Parlamentarier. Vor allem sein Wissen für internationale Politik gibt er an die Master-Studierenden weiter.
„Graf Lambsdorff hält ein Seminar zum ,Agenda Setting und Gestaltungswissen:
Mehrheitssuche und Mitsteuerung in der deutschen und der internationalen Politik'“, sagt Karl-Rudolf Korte, Direktor der NRW School of Governance. Dabei geht es anhand von Fallbeispielen um eine Reihe zentraler Fragen: Wie findet und organisiert man Mehrheiten für politische Problemlösungen? Welche Stile, Praktiken, Instrumente politischer Führung sind dafür erforderlich? Vor Alexander Graf Lambsdorff gaben unter anderem schon Andrea Nahles, Gregor Gysi, Rita Süssmuth und Christian Wulff den Studierenden einen exklusiven Einblick in ihre politische Arbeit.