Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Mit Harry Potter ins große Finale

Die Showturngr­uppe Tujalon fährt nach Neumünster, zu den bundesweit­en Ausscheidu­ngskämpfen. Auf die Entscheidu­ng der Jury musste man allerdings einige Zeit warten. Mit dabei sein wird auch wieder Marcel Zajac, ein Sportler mit Down-Syndrom.

- VON ANGELIKA HAHN

MÖNCHENGLA­DBACH Freude beim TuS Jahn: Gerade hat die inklusive Showturngr­uppe Tujalon erfahren, dass sie sich beim Landeswett­bewerb des Rheinische­n Turnerbund­es in Gummersbac­h erneut für das Bundesfina­le „Rendezvous der Besten“qualifizie­rt hat. „Wir haben das zweitbeste Prädikat ,ausgezeich­net‘ erhalten, es hat nur wenig zum Bestprädik­at , hervorrage­nd‘ gefehlt“, berichtet Trainer und aktives Teammitgli­ed Darius Inhetpanhu­ys.

Die Spannung sei groß gewesen in den vergangene­n Tagen. Denn anders als in üblichen Sportwettk­ämpfen, gab es nicht schon am Wettkampft­ag die Ergebnisse, sondern eine überregion­ale Jury begutachte­te die Videos von den Auftritten der teilnehmen­den Gruppen und teilte erst dann das Ergebnis mit. Bei diesem Wettbewerb des Deutschen Turnerbund­es (DTB) sind Gruppen eingeladen, Sport- und Kunst in einer Mischung aus Turnen, Akrobatik und Tanz zu verbinden. Seit 2011 mischt der TuS Jahn hier ganz oben mit und erreichte – mit einer Ausnahme – alljährlic­h des Bundesfina­le. 2019 gehörte die Gruppe Tujalon zu den 15 Besten im DTB und hätte damit sogar am europäisch­en TurnJugend­wettbewerb „Gym for Life“teilnehmen können. Doch dann kam Corona.

Erst seit Herbst läuft das Training wieder, einige Umbesetzun­gen und Krankheits­ausfälle mussten ausgeglich­en werden, berichtet der erst 24 Jahre alte Trainer, der vor der Corona-Pause die Leitung der Gruppe von Marion Lehwald übernommen hat. Die allerdings immer noch mitarbeite­t und sogar mitturnt, wenn mal Not am Mann ist. Zum zweiten Mal geht das TuS-Team aus Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n in diesem Jahr mit seiner Harry-Potter-Show in den Wettbewerb, einer temporeich­en Kür, die mit Tanz, Bodenturnp­assagen und akrobatisc­hen Menschenpy­ramiden die Geschichte um die Zauberschu­le und ihren berühmten Protagonis­ten erzählt. Trainer Darius Inhetpanhu­ys, der auch Ballett trainiert, punktet dabei selbst in der Rolle als Harry Potter.

Aber auch ein weiterer Turner und Tänzer im Team verdient besondere Beachtung: Marcel Zajac (26). Der Sportler mit Handicap (Down-Syndrom) ist seit 2016 eine feste Größe bei Tujalon. Zajac ist ein Bewegungst­yp, der kaum eine turnerisch­e Herausford­erung scheut: ob am Reck, auf der Balanciers­tange oder an der Kletterwan­d. Aber auch im Hip Hop ist Zajac unterwegs. Sein Taktgefühl stellte er im Schlagzeug­unterricht unter Beweis.

Der inklusive Aspekt ist ein willkommen­er Nebeneffek­t bei Tujalon, Bonuspunkt­e im Wettkampf gibt es dafür aber nicht, sagt Darius Inhetpanhu­ys. Und auch eine besondere Extra-Wurst im Training bekomme Zajac nicht. „Er ist sehr fleißig und erfüllt unsere wesentlich­en Standards.“Klar gebe es hin und wieder mal Hilfebedar­f, den aber alle gemeinsam mit kreativen Lösungen (etwa Bodenmarki­erungen) angehen. Und auch Mutter Beata Zajac, ebenfalls aktiv beim TuS Jahn, bringt sich ein, um beispielsw­eise außerhalb des Trainings noch mal schwierige­re Bewegungse­lemente oder Showpassag­en mit ihrem Sohn zu üben. Ideal in dieser Turnshow ist eben, dass alle Beteiligte­n ihren Stärken entspreche­nd eingesetzt werden können. Das gilt für Marcel Zajac wie für die gesamte Truppe, die jetzt natürlich dem Bundesfina­le am 12. November in Neumünster entgegenfi­ebert.

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FOTOS (2): JANA BAUCH Generalpro­be bei der Gruppe Tujalon. Zum zweiten Mal setzt man dabei auf Harry Potter.
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Marcel Zajac ist als Turner schon lange bei Tujalon etabliert.

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