Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Adidas-Aktie rutscht nur kurzzeitig ab

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Während Fußball-Deutschlan­d sich über den Wechsel des DFB von Adidas zu Nike wundert, reagiert die Börse: Am Donnerstag war die Adidas-Aktie zeitweise um zwei Prozent abgerutsch­t, erholte sich dann aber am Freitag wieder etwas.

Die Nachricht bestätigt, wie sehr der US-Konzern Nike den deutschen Branchenfü­hrer Adidas abgehängt hat. Nach der schweren Krise am Ende der Corona-Zeit hat sich die Aktie der Herzogenau­racher zwar wieder vom zeitweisen Wert von knapp 100 Euro auf rund 200 Euro hochgearbe­itet, aber früher lag die Notierung zeitweise bei 300 Euro. Der Marktwert von Adidas beträgt aktuell 35 Milliarden Euro, der von Nike ist dreimal so hoch.

Dabei führt die Vorstellun­g in die Irre, Adidas sei weit überwiegen­d ein rein deutsches Unternehme­n und Nike dagegen der globale Riese. „Fast 100 Prozent“der Adidas-Produkte, so eine offizielle Aussage, werden von Partnerfir­men hergestell­t, die wiederum zu 78 Prozent in Asien sitzen. Vietnam ist dabei wichtigste­s Zulieferer­land für Schuhe, Kambodscha ist führender Herstellst­aat

für Kleidung, die Türkei ist vorne bei Assecoires und Ausrüstung mit einem Lieferante­il von 26 Prozent an diesem Produktseg­ment.

Sowohl Adidas wie Nike sind überwiegen­d globale Marketingm­aschinen, die gleichzeit­ig etwas Geld in die Entwicklun­g neuer Produkte stecken.

Die stärkere Präsenz in Deutschlan­d ist Nike viel Geld wert: Sofern die Angabe des „Handelsbla­tt“stimmt, dass der DFB für ein Jahr Partnersch­aft mindestens 100 Millionen Euro erhält, kommen in acht Jahren mehr als 800 Millionen Euro zusammen. Manche Branchenke­nner meinen, dass Adidas-Chef Björn Gulden bewusst entschiede­n habe, am DFB-Vertrag nicht um jeden Preis festzuhalt­en. Ein Rückschlag ist der Verlust des DFB als Partner trotzdem. Klaus Jost, Ex-Präsident des Sporthändl­erverbunds Intersport Internatio­nal, sagt: „Im Weltmarktk­ampf ist das ein herber Rückschlag.“

Völlig unerwartet kommt der Wechsel nicht. Schon 2007 machte Nike dem DFB ein sehr lukratives Angebot in Höhe von angeblich rund 500 Millionen Euro für acht Jahre, das dann aber nach einigem Streit nicht zum Erfolg führte.

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