Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Aus dem Beutel verbannt – Känguru bekommt Flasche
(dpa) Statt im warmen Beutel seiner Mutter lebt ein Känguru-Jungtier im Stralsunder Zoo derzeit in einem Jutebeutel an einer Heizung. Die Mutter habe das Tier vermutlich in einer Stresssituation aus dem Beutel genommen, sagte am Donnerstag Jan Gereit, Verwaltungsleiter des Zoos, der Deutschen Presse-Agentur. Diese Woche hätten Mitarbeiter das etwa drei Monate alte Känguru auf der Anlage gefunden. Die Mutter habe es nicht wieder angenommen. „Wahrscheinlich war es zu lange draußen.“
Was genau passiert sei, wisse man nicht. Denkbar sei etwa eine Auseinandersetzung mit einem der ebenfalls auf der Anlage lebenden Emus. „Und wenn Emu und Känguru aneinandergeraten, kann das sein, dass so viel Stress entsteht, dass die Mutter sagt: Jetzt ist Panik, ich muss mein Leben retten, und entledigt sich des Jungen“, erklärte Gereit. In der Natur gebe es diesen Reflex auch. Dort komme es einem Todesurteil für das Jungtier gleich.
Das verstoßene Jungtier werde nun per Hand mit einer Spritze samt Nuckel und bald per Flasche mit Spezialmilch gefüttert. Pflegerinnen transportierten es auch im Beutel, nur eben in einem Jutebeutel. Etwa ab Juni werde man versuchen, es wieder in die Gruppe zu integrieren. Zu ihr gehörten fünf weibliche Tiere, wovon zwei aktuell Jungtiere im Beutel hätten, sowie zwei männliche Tiere. Im Frühjahr 2021 hatte ein Fuchs fast alle Kängurus in dem Gehege getötet. Schlussendlich überlebte von sechs Tieren nur ein Weibchen. Der Zoo hatte sich daraufhin aus einem anderen Tierpark Verstärkung geholt und auch erfolgreich selbst gezüchtet.
Mit Blick auf das verunglückte Jungtier zeigte sich Gereit optimistisch. „Das ist schon eine große Aufgabe.“Man sehe aber, dass es Lebenswillen habe. „Also, ich hab‘ da Hoffnung.“Einen Namen habe es bislang nicht. Gereits Kollegin, Anja Deichfischer, die Revierleiterin des Affen- und Raubtierreviers ist und sich auch um das Kleine kümmert, spreche es mit „Mäuschen“an.