Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Ostern läuten die Glocken wieder
Die Evangelische Hauptkirche in Rheydt wird Schritt für Schritt saniert.
Ein Termin ist fix bei der Evangelischen Kirchengemeinde Rheydt: In der Osternacht werden nach langer Pause die Glocken der Hauptkirche wieder läuten. 2020 war das Glockengeläut eingestellt worden, nachdem sich Steine aus dem Kirchengebäude gelöst hatten und heruntergefallen waren.
Nach umfangreichen Schwingungsmessungen wurde jetzt grünes Licht gegeben, die Glocken können wieder läuten, was nicht nur Pfarrer Stephan Dedring freut: „Viele haben das Geläut wirklich vermisst.“Eine Kirche ohne Glockengeläut sei eine „amputierte Geschichte“. Die Glocken seien ein Musikinstrument und würden innerhalb des Gottesdienstes in der Nacht zu Ostern einstimmen in die österliche Freude. Auch im Gottesdienst am Ostersonntag sollen sie läuten.
„Das ist der erste Schritt dahin, dass die Kirche wieder zu dem wird, was sie war“, sagt Finanzkirchmeister Jochen Semmler, zugleich Vorsitzender des Bauvereins Evangelische Hauptkirche. Er spielt damit auf die Turmspitze an, die nahezu restauriert ist, aber noch nicht installiert werden kann. Zuvor muss das Innere der Turmkuppel saniert werden, was einer Genehmigung wegen der Entsorgung von asbestbelasteter Teile bedarf. Bevor Höhenkletterer, die als Schlosser arbeiten können und die Erlaubnis zur Asbestentsorgung haben, zum Einsatz kommen können, braucht es die Genehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf. „Darauf warten wir“, so Semmler.
Die schwindelfreien Schlosser hocken in den Startlöchern. Vom Abschluss ihrer Arbeiten hängt es ab, ob die Turmspitze noch in diesem Jahr an ihren Platz gelangt. „Vor der Sturmperiode, also bis Ende September, wollen wir die Arbeit vollendet haben“, sagt Semmler. Falls der Terminplan nicht eingehalten werden kann, werde es bis zum Frühjahr dauern.
Die Sanierung der Hauptkirche wird über zehn Millionen Euro kosten. Allein für die Turmsanierung und die Erneuerungsarbeiten an der Nordfassade fallen rund 5,2 Millionen Euro an. Da freut sich die Kirchengemeinde über jeden Zuschuss und jede öffentliche Förderung, insbesondere über eine vom Bund in Aussicht gestellte Förderung über 1,1 Millionen Euro. „Wir sind ins ,KultInvest-Programm‘ aufgenommen worden“, so Semmler.
Bislang hat der Bauverein 200.000 Euro für die Sanierung aufgebracht. Jetzt sind 50.000 Euro hinzugekommen. „Unser Ziel ist es, jährlich 100.000 Euro als Bauverein geben zu können.“Das Geld stammt nicht nur aus den Beiträgen der rund 150 Mitglieder, wie Bernd Pastors, der stellvertretende Vorsitzende und Immobilienkirchmeister, erläutert. Durch Veranstaltungen, Kalenderverkäufe oder Sammlungen kommt das Geld zusammen.