Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
„Ich könnte jetzt die ganze Nacht durchtanzen“
Seit 20 Jahren tourt die Reihe „Die Nacht der Musicals“über die Bühnen, zwei Millionen Gäste haben die turbulente Show bereits besucht. In der voll besetzten KaiserFriedrich-Halle machte das Publikum begeistert mit.
MÖNCHENGLADBACH Gleich das erste Lied, das am Abend in der KaiserFriedrich-Halle gesungen wird, gibt die Richtung vor: „Meine Damen und Herren, auf diesen Moment haben Sie gewartet” und „Das ist die die beste Show“heißt es übersetzt. Und es sind wirklich schöne Stunden voller Musik und Tanz, auch wenn das Publikum gerade im ersten Akt ein wenig Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen. Doch spätestens bei den Hits aus „Mamma Mia!“hält es niemanden mehr auf den Stühlen.
Die Solistinnen und Solisten singen alleine oder mit dem Ensemble Klassiker aus „König der Löwen“, „Sister Act“, „Grease” und vielen weiteren Musicals. Mit „Barcelona“von Freddie Mercury und Montserrat Caballé, „Perfect“von Ed Sheeran und „Bella Ciao“aus der Serie „Haus des Geldes“sind auch einige Lieder ohne Musical-Ursprung im Programm. Wenn zu Beginn des zweiten Aktes ein Moulin-Rouge-Medley in „Sweet Transvestite“übergeht, ist kein Kostümwechsel der Darsteller nötig. In Lack und Leder gibt Martin Markert eine anzügliche Comedy-Einlage und flirtet in bester Rocky-HorrorManier mit dem Publikum. Für Gänsehaut-Momente
sorgt Katrin Mayer mit Liedern aus „Phantom der Oper“und „Elisabeth“.
Björn Berendt hat früher oft Musicals besucht, vor allem in seiner Heimatstadt Köln. Für ihn ist die Veranstaltung in Mönchengladbach ein gelungener Abend. „Der Fokus liegt normalerweise auf der Handlung der Stücke. Dadurch, dass es hier nur Auszüge sind, steht die Musik im Mittelpunkt“, sagt der Student. Dazu trägt auch der Verzicht auf aufwändige Bühnenbilder bei. Durch die Kostüme der Darsteller erkennt man trotzdem sofort, welches Musical gerade dargestellt wird. Scheinwerfer und Nebel sorgen für die passende Stimmung; Kirchenfenster, ein Sonnenaufgang in der Savanne oder leuchtende Sternbilder werden auf die fünf Leinwände auf der Bühne projiziert.
Auch anderen Gästen, die sich immer gerne Musicals anschauen, gefällt die bunte Mischung aus Balladen und schnelleren Liedern. Es sei eine Erinnerung an die Höhepunkte, ein Best-of ihrer Musical-Besuche. Sieglinde und Anno Jansen-Winkeln gehen normalerweise eher in Opern, aber auch sie genießen den Abend und sagen, die Sänger hätten es verdient, dass die Show so gut besucht sei. Tatsächlich sind sowohl im Saal als auch auf der Empore nur wenige Stühle unbesetzt. Die meisten Lieder sind auch den Besuchern bekannt, die sich sonst eher weniger mit Musicals beschäftigen. Wer mehr über die einzelnen Stücke erfahren will, findet im Programmheft Hintergrundinformationen und eine kurze Handlungsübersicht.
Besonders begeistert verlässt Elke Welberts den Saal. Sie kannte die „Nacht der Musicals“schon vorher, war vor ungefähr acht Jahren in der Weihnachtszeit in Duisburg dabei.
Zu diesem Zeitpunkt wurden natürlich andere Lieder präsentiert, beispielsweise aus „Eine Weihnachtsgeschichte“. Auch ihrer Begleitung Marina Mailend gefällt es offenbar gut. „Ich könnte jetzt die ganze Nacht durchtanzen“, sagt sie.
Auf der Bühne wird bei der 20. „Nacht der Musicals“viel getanzt, und es gibt sogar einen choreografierten Boxkampf zwischen Rocky Balboa und Apollo Creed. Bei einer der Zugaben wird schließlich das Publikum zum Mittanzen aufgefordert. Ein Sprung nach oben, ein Schritt nach rechts und dann mit den Hüften kreisen; der „Time Warp“ist einfach und macht Spaß. Und als krönenden Abschluss gibt es noch eine Ballade von Queen, bei der das Publikum mit Erlaubnis der Darsteller die Handys herausholt und mit aktivierter Taschenlampe im Takt der Musik bewegt. Die Kaiser-Friedrich-Halle wird ein Lichtermeer.