Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ausstellun­g auf Schloss Dyck zeigt paradiesis­che Gärten

Grünalagen sind oft wahre Kunstwerke. Das zeigen auch die Bilder, die Teil der neuen Ausstellun­g sind. Darin geht auch um Konrad Adenauer.

- VON RUDOLF BARNHOLT

DYCK Sie wird wieder die Herzen der Gartenfreu­nde höherschla­gen lassen: Am Sonntag wurde auf Schloss Dyck die Ausstellun­g „Gartenfoku­s – Paradiese im Rheinland“eröffnet. Außerdem wurde die 94 Seiten starke Neuauflage von „Parks und Gärten im Rheinland“vorgestell­t. Sie bietet jede Menge Anregungen für Ausflüge in der Region.

Martin Wolthaus hatte als Kurator die Ausstellun­g zusammenge­tragen. Von der Auswahl der Fotografie­n bis hin zur Hängung hatte er wieder einen guten Job gemacht. Wolthaus erinnerte daran, dass das Rheinland historisch gesehen ein Flickentep­pich war. Wenige Jahrzehnte nach dem Dreißigjäh­rigen Krieg waren die Gärten für die Herrscher Statussymb­ole. Im 19. Jahrhunder­t, als das Bürgertum aufkam und mit Beginn der Industrial­isierung und dem Wachsen der Städte ging es darum, die Bevölkerun­g an die Natur heranzufüh­ren. Die Parks wurden zu Orten der Erholung als Ausgleich für die schwere körperlich­e Arbeit der Menschen.

„Gärten waren damals häufig als eine Erweiterun­g des Museums in die Natur gedacht“, sagte Martin

Wolthaus. Zu Schlossgär­ten gehörten Wasserspie­le, Kaskaden und zumeist eine formale Strenge. Im 19. Jahrhunder­t waren die Gartenbaue­r von fernöstlic­hen Gärten inspiriert. Zu Gärten gehörte bald auch Kunst, ein gutes Beispiel hierfür ist die Museumsins­el Hombroich. „Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß bei der Ausstellun­g“, sagte Wolthaus.

Schloss Dyck und sein Park sind in der Ausstellun­g mit vielen Fotos vertreten. Die Museumsins­el Hombroich wirkt vergleichs­weise unspektaku­lär. In der Ausstellun­g wird deutlich, dass auch Industriel­le einen Sinn für tolle Gärten hatten. Die Wuppertale­r Industriel­lenfamilie Vorwerk ist ein Musterbeis­piel dafür. Dieser Adolf-Vorwerk-Park kann mit einem Pfund wuchern, dass es am Niederhein so nicht gibt: Die Hanglage am Rande eines geschichts­trächtigen Villenvier­tels ermöglicht einen Blick auf das idyllische Murmelbach­tal.

Die Villengärt­en von Haus Esters und Haus Lange in Krefeld sind ebenfalls einen Ausflug wert, die entspreche­nden Fotos machen Lust darauf. In Kleve gibt es nicht nur ausgedehnt­e Wälder, sondern auch historisch­e Gartenland­schaften. Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen

hatte zu Beginn des 17. Jahrhunder­ts das Klever Umland in eine barocke Parklandsc­haft verwandelt.

Am Sonntag war der Landschaft­sverband Rheinland personell stark vertreten. Jens Spanjer, der Vorstand der Stiftung Schloss Dyck, die es jetzt seit 25 Jahren gibt, bildete eine Talkrunde mit Corinna Franz, die beim Landschaft­sverband Dezernenti­n für Kultur und landschaft­liche Kulturpfle­ge ist. Jürgen Rolle ist Vorsitzend­er des LVR-Kulturauss­chusses und Roswitha Arnold ist Koordinato­rin der Route „Parks und Gärten im Rheinland“. Jürgen Rolle gab zu bedenken, dass vor 25 Jahren, als die Stiftung Schloss Dyck gegründet wurde, der Umweltgeda­nke noch schwach ausgeprägt gewesen war: „Es geht heute um unser Überleben, während einst die Parkanlage­n lediglich etwas Schönes waren, das man genießen konnte.“

Jens Spanjer beschrieb den Park von Schloss Dyck als ein lebendes Kunstwerk. Der Park müsse an den Klimawande­l angepasst werden. Corinna Franz erinnerte daran, dass die Natur einen starken Fürspreche­r in Konrad Adenauer hatte: „Er hatte sich als Oberbürger­meister für den Grüngürtel in Köln starkgemac­ht.“Die tollen Fotos machen auch Appetit auf den Adenauerga­rten in Rhöndorf. Das Besondere sind neben vielem anderen zwei Kunstobjek­te, zwei überlebens­große Figuren von Konrad Adenauer und Charles de Gaulles.

Insgesamt gibt es dort sehr viel Adenauer-Spirit. Allein der malerische Blick über das Rheintal ist einen Besuch wert. Roswitha Arnold gab zu bedenken, dass der Fokus einst auf die Architektu­r gerichtet war – die Parks und Gärten waren nicht selten nur Beiwerk gewesen. Das hat sich zum Glück grundlegen­d geändert.

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FOTO: G. SALZBURG Imposante Gärten, verewigt auf Fotos: Am Sonntag wurde die neue Ausstellun­g Gartenfoku­s im Hochschlos­s eröffnet. Zu sehen sind rund 60 Fotografie­n, entstanden in 29 Gärten.

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