Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wie neue Wohnkonzepte Rheydt beleben
An der Langensgasse entsteht in den kommenden Monaten ein Wohnhaus, das mehr Studierende und neue Gewerbetreibende in die Rheydter Innenstadt locken könnte. Wodurch das gelingen soll.
RHEYDT Zwischen den Häusern an der Langensgasse klafft mitten in der Rheydter Innenstadt eine große Baulücke. Doch das soll sich bald ändern: Bauzäune wurden aufgestellt, ein Bagger schichtet an diesem Vormittag Erde um. Wie es hier in rund anderthalb Jahren aussieht, haben Katja Mehring und Tom Bolzen von „Bolzen + Mehring Architekten“bereits genau vor Augen. „Es entsteht ein modernes Wohnhaus mit 25 Mini-Appartements und vier Gewerbeeinheiten“, sagt Mehring, die am Rande der Baustelle steht.
Lange war ungewiss, was mit dem Grundstück an der Langensgasse passiert. Fast 20 Jahre stand dort die Immobilie des ehemaligen City-Hotels leer und bot längst keinen schönen Anblick mehr. Anfang dieses Jahres wurde es abgerissen.
Katja Mehring und Tom Bolzen sind überzeugt davon, dass das neue Wohnhaus dabei helfen kann, die Rheydter Innstadt wieder zu beleben. „Es soll bezahlbarer Wohnraum und neuer Platz für Gewerbetreibende geschaffen werden“, sagt Mehring. Im Erdgeschoss sind deswegen 30 bis 40 Quadratmeter große Einheiten mit Fensterfront zur Langensgasse hin geplant, die als Wohnungen oder von Unternehmen genutzt werden können. Die Architekten können sich vorstellen, dass dort beispielsweise kleine Start-ups Mieter werden. Im ersten bis dritten Obergeschoss sollen 21 Wohnungen entstehen, die zwischen 27 und 48 Quadratmeter groß sind, und im Staffelgeschoss vier weitere Räumlichkeiten mit 39 bis 48 Quadratmetern Wohnfläche. Die Wohnungen im Haus sind möbliert und werden alle vermietet.
„Durch diese Mischung und die Nähe zur Hochschule soll das Projekt unter anderem für Studenten oder junge Paare interessant sein“, sagt Bolzen. „Und es gibt auch Appartements, die etwas größer ausfallen und sich an andere Zielgruppen richten. Dadurch kann eine sehr heterogene Hausgemeinschaft entstehen, die sich auch positiv auf das Leben in der Nachbarschaft auswirkt.“
Auf der Rückseite des Gebäudes, wo sich auch der Eingang befindet, soll der begrenzte Platz möglichst effizient genutzt werden. Dort entsteht eine Garage mit Parkplätzen – und auf deren Dach ein Gemeinschaftsgarten, in dem die Hausbewohner etwa in Hochbeeten Gemüse anbauen können. Nach Plan wird die Immobilie im September 2025 fertiggestellt sein.
Rund vier Millionen Euro kostet nach aktuellem Stand der Bau des neuen Hauses an der Langensgasse. „Es wird sich zeigen, wie das Angebot angenommen wird. Aber ich bin da sehr optimistisch“, sagt Tom Bolzen. „In anderen Städten wurde die Kombination aus bezahlbaren Wohnungen, Gemeinschaftsflächen und Gewerbe erfolgreich umgesetzt. Und die Lage in der Rheydter Innenstadt ist ideal, auch wegen der direkten Nähe zum Bahnhof.“
Ob das neue Haus an der Langensgasse am Ende einen positiven Einfluss auf die Nachbarschaft haben wird, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Rheydt braucht konkrete Ideen, um den Leerstand zu bekämpfen und mehr Menschen in die Innenstadt zu locken. Auch das Planungsbüro Karres
en Brands ist zum Beispiel überzeugt davon, dass die Umgestaltung einzelner Häuserblöcke dabei helfen kann, dieses Ziel zu erreichen. Bei der Vorstellung ihrer Konzepte für die „Visionen und Traumbilder für das Rheydt von morgen“, die von der Stadt in Auftrag gegeben wurden, betonten das die Planer. Ihre Analyse von Luftbildern habe gezeigt, dass die Innenstadt aus kleinen Blöcken mit begrünten Innenhöfen besteht, die nach dem Baustein-Prinzip Stück für Stück umgestaltet werden können.
Auf dieses Prinzip hofft auch Katja Mehring. „Wenn das Konzept an der Langensgasse erfolgreich ist, lassen sich vielleicht Investoren dafür begeistern, in Rheydt weitere Projekte dieser Art vorantreiben“, betont sie. „Dafür muss gar nicht unbedingt neu gebaut werden. Es gibt schließlich viele Bestandsimmobilien. So könnte sich die Innenstadt nachhaltig verändern.“