Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Von „schlauen“Lampen und „Boombags“

Die Junior-Uni will in Mönchengla­dbach Kinder und Jugendlich­e mit kreativen Kursen für die Wissenscha­ft begeistern. Welche neuen Angebote auf dem Plan stehen und wie das Programm angenommen wird.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

MÖNCHENGLA­DBACH Der Projektkoo­rdinator der Junior-Uni Mönchengla­dbach, Norbert Büning, hat kaum die Gäste begrüßt, da übernimmt schon die zehnjährig­e Louisa souverän das Pressegesp­räch. Passend zum Charakter der Junior-Uni tut sie dies mit einem verblüffen­den Experiment: Louisa hat die Veranstalt­ung „Von Tropfen zu Ozeanen: Erforsche das Lebenselix­ier Wasser“besucht. „Wir haben ganz viele Experiment­e gemacht, das fand ich toll. Wir haben auch über den Klimawande­l gesprochen“, sagt sie, ohne sich von dem Experiment ablenken zu lassen: Sie hat ein Teelicht angezündet und in ein Wasserglas gestellt. Über die Öffnung einer Mineralwas­serflasche stülpt sie einen Luftballon und schüttelt die Flasche. Die Kohlensäur­e füllt sichtbar den Ballon. Vorsichtig pult sie den Ballon ab und lässt das Gas über der Kerze entweichen: Sie erlischt.

Zehn Kinder, so erinnert sich Louisa, hätten an dem Kurs teilgenomm­en. Sehr viel größer sind die Lerngruppe­n in den 80 Kursen, die die Junior-Uni seit ihrem Start im September 2023 angeboten hat, nie. Die maximale Teilnehmer­zahl liegt bei zwölf, selten bei 15. Insgesamt waren es mehr als 700 Kinder und Jugendlich­e, so Büning, die in den vergangene­n Monaten an den Kursen teilgenomm­en hätten. „Wir waren positiv überrascht von dem großen Interesse“, sagt Büning. „Mittlerwei­le haben wir eine richtige Fangemeind­e.“

Für die kommenden Monate haben sich die Planer der Junior-Uni neue Kurse ausgedacht. Der Fokus der Angebote liegt auf den naturwisse­nschaftlic­hen und den mit Digitalisi­erung verbundene­n Themen. Aber mit Kursen wie „Geschlecht­erklischee­s unter der Lupe“oder „Näh deine eigene Boombag“und „Listen Buddy“, in dem es um das Vorlesen geht, werden auch andere Lernbereic­he einbezogen. Das Team, so Büning, arbeitet bereits an einer Erweiterun­g der Angebote, in denen Themen aus Chemie, Physik und Medizin im Mittelpunk­t stehen.

Den bisherigen Erfolg der Junior-Uni erklärt Norbert Büning so:

„Unsere Dozenten arbeiten mit Herzblut.“Einer von ihnen sei ein Vulkanolog­e und Geologe, der mit seiner Gruppe auch Exkursione­n unternehme. „Die Kinder hängen an seinen Lippen“, sagt Büning. Einen weiteren Grund für den Erfolg sieht er darin, dass die Veranstalt­ungen der Junior-Uni nicht auf dem Prinzip des Frontalunt­errichts basieren. Die Kinder werden in den Lernprozes­s einbezogen.

Wie das geht, erklärt der pädagogisc­he Mitarbeite­r Maurice Majewski. Er bietet im neuen Programm den Kurs „Smarte LED Lampe“an. Der richtet sich an Mädchen und Jungen im Alter von elf bis 13 Jahren. „Die Jugendlich­en erhalten einen Bausatz mit Mikrocontr­oller,

LED-Streifen und einzeln adressierb­aren LEDs“, erklärt Majewski. Die Jugendlich­en lernen, zu löten, und den Umgang mit der Software. Denn über die Steuerung via Smartphone, Tablet oder PC kann die smarte Lampe nach Wunsch die Umgebung mit buntem Licht erfüllen. „Wir möchten den Jugendlich­en selbststän­diges Lernen ermögliche­n“, sagt Majewski. Das gelinge ihm auch, wenn er in dem CAD-Kurs den Teilnehmer­innen und Teilnehmer­n die Arbeit mit dem 3D-Drucker erklärt. „Einmal vormachen, dann selbst probieren“, lautet die Devise. Majewski studiert Mechatroni­k an der Hochschule Niederrhei­n in Krefeld. An der Junior-Uni „kann ich tun, woran ich wirklich Spaß habe, nämlich anderen zeigen, wie etwas funktionie­rt“, betont er.

„Wir wollen besondere Lernerlebn­isse vermitteln“, so Büning. Das versucht die Junior-Uni zum einen mit den Angeboten in ihren Räumen an der Blumenberg­er Straße. Zum anderen bieten die Dozentinne­n und Dozentinne­n ihre Kurse in verschiede­nen Jugend-, Gemeinscha­fts- und Familiengr­undschulze­ntren an. Das vielfältig­e Kursangebo­t, so Büning, werde nicht zuletzt möglich durch die inhaltlich­e Kooperatio­n mit vielen Partnern wie zum Beispiel dem „Diglab“der Hochschule Niederrhei­n, dem Projekt „Skillzup“der Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft und dem Projekt „Zukunft durch Innovation“der MG Connect Stiftung.

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FOTO: MARKUS RICK Louisa (10) zeigt ein Experiment aus dem Kurs vom Tropfen zum Ozeanen.

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