Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Von Bach bis Blasmusik – er trifft überall den Ton
Auch als Pensionär mischt Michael Förtsch musikalisch noch mit. Er steht längst nicht nur für bayerische Volksmusik. Über sein Leben und seine Musik.
DAMM Ohne Musik könnte Michael Förtsch nicht leben. Auch als Pensionär übt der 67-Jährige noch jeden Tag Geige. Er spielt auch Tuba, Posaune, Klavier, Orgel und die Steirische Harmonika. Als Jugendlicher hatte er mit der Bass-Gitarre begonnen. Viele kennen den ehemaligen Studienrat nur als Musiker und Leiter von Gruppen, die die bayerische Volksmusik bevorzugen. „Die fidelen Musikanten“und „Die Dyckerländer“waren und sind auch überregional bekannte Volksmusikgruppen, die er gegründet hat oder bei denen er mitspielt. Die jüngste Gründung nennt sich „Stubenmusi“und hatte ihren Premierenauftritt bei der Heiligabend-Messe im Nikolauskloster. Zwar stammt Förtsch aus Bayern, und in Damm hat er sich mit seinem Haus ein Ambiente geschaffen, das so auch im Frankenwald stehen könnte. Doch, was wohl wenige wissen, seine Lieblingsmusik haben die Komponisten der Barockzeit, allen voran Johann Sebastian Bach, geschrieben.
Schließlich hat Förtsch Musik und Mathematik studiert, zunächst in Grevenbroich und bis zuletzt am St. Bernhard-Gymnasium in Willich unterrichtet. Ein Streichquartett, das dann vor allem Barockmusik oder eben klassische Musik generell spielen soll, hat er jüngst gegründet. Im eigenen Anwesen steht ein professionelles Tonstudio, das auch von bekannten Interpreten und Tontechnikern genutzt wird: „Tontechniker – das würde mich auch noch reizen“, sagt der 67-Jährige. In seinem Tonstudio in Damm wird aktuell auch die Hymne für die 100-Jahr-Feier von Glehn aufgenommen. Auch als Komponist und Arrangeur hat sich Förtsch einen Namen gemacht. Mittlerweile komponiert und arrangiert er auch für die „Stubnmusi“, wie etwa die zu Weihnachten uraufgeführte WaldlerMesse.
Seine Tochter Lena und sein Sohn Simon spielen mehrere Instrumente. Simon Förtsch unterrichtet Musik und Mathematik am Jüchener Gymnasium und hat dort die Leitung der Big Band übernommen. „Die Dyckerländer“hat Förtsch junior vor zehn Jahren gegründet. „Nur meine Frau spielt kein Instrument, sie muss die Musik im Haus ertragen“, sagt Förtsch lächelnd. Aber Sofie Förtschhört gerne zu, wenn ihre Familie musiziert. Sogar ein „Lied für Sofie“hatte der junge Michael einst komponiert, Pater Heinrich Mayer vom Nikolauskloster hatte den Text geschrieben. „Tatsächlich hat Pater Mayer, der für mich wie ein Vater war, gemeint, ich sollte mit Anfang 30 nun endlich mal heiraten“, erinnert sich Förtsch. Er gehörte zu den ersten Internatsschülern im Nikolauskloster, die gemeinsam mit Pater Mayer aus dem Frankenwald an den platten Niederrhein kamen.
Der Junge aus dem 400-SeelenDörfchen Nurn war dem Pater im dortigen Schuldienst der Oblaten als Schüler sofort wegen seiner musikalischen Begabung aufgefallen. Das Nikolauskloster sollte zu der Zeit eigentlich schon geschlossen werden, es konnte dann aber durch Pater Mayer und seine ersten Internatsschüler wieder zum Leben erweckt werden. „In der Blütezeit gab es dort 60 Schüler, die am Abendgymnasium das Abitur ablegten, um möglichst anschließend auch Priester zu werden“, berichtet Förtsch. Er habe aber von Anfang an klar gemacht, dass er nicht Priester werden wolle – schon lange, bevor er Sofie aus Damm kennenlernte. Die ist übrigens bis heute ebenfalls im Nikolauskloster eine bekannte Größe: Sie hat 30 Jahre lang in der Klosterküche lecker gekocht für Besucher und Bewohner – und das ehrenamtlich.
Zurück zu den musikalischen Anfängen: Da Michael Förtsch nun Abendschüler war, musste er tagsüber arbeiten und seinen Lebensunterhalt verdienen. Ohne Scheu scharte er andere Schüler um sich, darunter auch der heutige Klosterchef Andreas Petith, gründete die „Fidelen Musikanten“und hatte mächtig Erfolg. Sogar nach Japan und in die USA wurden die Jüchener eingeladen, zu denen auch zwei „echte“Egerländer-Musikanten gehörten. Vor drei Päpsten durften sie auftreten und bei etlichen Fernsehsendungen.
Es wurden Schallplatten aufgenommen. „Andreas hat uns sehr dabei geholfen, sein Vater hatte ein Schallplatten-Presswerk“, erinnert sich Förtsch.
Die „Fidelen Musikanten“und das Nikolauskloster bildeten eine Einheit in der öffentlichen Wahrnehmung. Schließlich hatte die Gruppe dort, im Mazenodsaal, ein eigenes Tonstudio aufgebaut. Und die „Stubnmusi“ist nun auf dem guten Weg, ein neues Aushängeschild für das Nikolauskloster zu werden. Denn mit Pater Athanasius hat die Gruppe sogar einen Profisänger in ihren Reihen – und einen weiteren Bayern. Heimweh habe er zwar nie gehabt, betont Förtsch: „Die Musik hat mich immer beschäftigt und abgelenkt.“Doch regelmäßig hat er seine Familie im Frankenwald besucht und spielt dort just in der Kapelle mit, die zu Pfingsten aus Nurn anreist und im Nikolauskloster musizieren wird. So schließt ich der Kreis.