Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Jüchenerin schwimmt um den NRW-Pokal

Mira Fricke ist erst zwölf Jahre alt, betreibt seit zwei Jahren Leistungss­chwimmen bei den „TV Jüchen Beasts“und ist jetzt schon qualifizie­rt für die Landesmeis­terschaft.

- VON SARAH KOHN

JÜCHEN Vom Probetrain­ing zur NRW-Meistersch­afts-Qualifikat­ion mit einer Chance auf die Teilnahme an den deutschen Jahrgangsm­eisterscha­ften in Berlin – und das in drei Jahren. Ein erstaunlic­her Erfolg, der noch mehr beeindruck­t, bedenkt man, dass die zwölfjähri­ge Mira Fricke, Leistungss­chwimmerin bei den „TV Jüchen Beasts“, erst seit diesem Jahr an hochkaräti­gen Wettkämpfe­n teilnehmen darf. Ein kometenhaf­ter Aufstieg, der ganz schlicht begann.

„Als Erstes habe ich in der Gruppe von Jürgen mein silbernes Abzeichen gemacht. Dann kam Corona und mein Name wurde erstmal in den Akten verstaut. Als ich dann in die fünfte Klasse kam, rief Jürgen meine Mutter an. Er habe sich an mich erinnert und gefragt, ob ich nicht mal bei einem Probetrain­ing mitmachen möchte. Das habe ich dann auch gemacht“, erzählt Mira über ihren Schwimmbeg­inn. Jürgen – das ist Jürgen Helpenstei­n, ihr Trainer. Gefallen habe es ihr damals sehr gut, und auch heute ist sie noch mit voller Begeisteru­ng dabei. „Im September schwimme ich seit drei Jahren bei Jürgen.“Aktiven Leistungss­port betreibe sie allerdings erst seit zwei Jahren, so Jürgen Helpenstei­n von den Leistungss­chwimmern des TV Jüchen, die sich „Beasts“nennen. Ein Umstand, der die bereits erreichten Erfolge von Mira in ihrer noch so jungen Schwimmerk­arriere umso beeindruck­ender erscheinen lässt.

Ein bisschen gutes Genmateria­l könnte dabei auch geholfen haben, war doch ihr Großvater ebenfalls Leistungss­portler und sogar Olympionik­e im Rudern. Auch wenn Rudern nicht gleich Schwimmen ist, werde bei beidem wohl die gleiche Muskulatur beanspruch­t, so Trainer Helpenstei­n. Doch Mira hatte nicht von Geburt an eine Affinität fürs Wasser. Im Gegenteil: Als sie noch in den Kindergart­en ging, wollte sie rein gar nichts mit dem kühlen Nass zu tun haben. In einem Familienur­laub auf Rhodos sei das besonders klar geworden, erinnert sich Rita Fricke, Mutter von Mira. „Da reihte sich ein Pool an den nächsten und das Kind hat keinen Fuß hineingese­tzt“, erzählt sie schmunzeln­d. Mit sechs Jahren machte Mira dann doch ihr

Seepferdch­en – und alles änderte sich. „Dann ging alles Schlag auf Schlag. Sie machte Bronze und Silber direkt nacheinand­er“, erinnert sich ihre Mutter. Seitdem sei Mira nicht mehr aus dem Wasser wegzudenke­n. Sie wäre am liebsten nur noch im Becken unterwegs.

Am Schwimmen liebt sie vor allem ihr Team. Bei den „Beasts“sei nicht nur Miras Talent entdeckt worden, sie habe auch tolle Freundscha­ften

geschlosse­n. Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrem Trainer gehören ihre Teamkolleg­en zu ihren größten Fans, die sie bei all ihren Wettkämpfe­n unterstütz­en und lautstark feiern. So auch, als Mira sich vergangene­s Wochenende bei der Offenen NRW-Meistersch­aft in sechs Kategorien für die NRW-Jahrgangsm­eisterscha­ft in Dortmund vom 4. bis 5. Mai qualifizie­rte. Dort stellte sie sogar ihre neue Bestzeit im 50-Meter-Freistil mit 29,69 Sekunden auf. Für die Qualifikat­ion hätte sie nur unter 30,8 Sekunden schwimmen müssen. Wäre die Bewertung auf Jahrgänge bezogen gewesen und nicht offen, hätte Mira es im 2011er-Jahrgang sogar auf den dritten Platz geschafft.

Mira selbst konnte es erst nicht glauben, als sie erschöpft aus dem Becken stieg und alle ihre Teammitgli­eder feiernd auf sie zuliefen. Und auch ihr Trainer war komplett überwältig­t von der Leistung. „Das hat mir Gänsehaut beschert.“Ab dem Tag habe er sogar Nachtschic­hten eingelegt, um das komplette Training für Mira umzustelle­n.

Ihre nächsten Ziele im Leistungss­chwimmen seien erst einmal die Teilnahme an der Landes- und Jahrgangsm­eisterscha­ft.

Außerdem würde sie gerne die 28 Sekunden auf der 50-Meter-Bahn knacken und dann vielleicht irgendwann mal so gut sein wie ihre Vorbilder Michael Phelps und Kaylee McKeown. Vorerst konzentrie­re sie sich jedoch auf ihre eigenen Werte und Bestzeiten.

Nach dem 5. Mai, nach der NRWJahrgan­gsmeisters­chaft wird dann endlich feststehen, ob Mira es tatsächlic­h bereits dieses Jahr nach Berlin schafft. Vorsichtsh­alber habe Helpenstei­n bereits Urlaub für diese Zeit eingereich­t, denn für ihn steht fest: „Miras Leistung ist phänomenal und sie wird es noch ganz weit bringen.“

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FOTO: S. KOHN Mira Fricke im schwarzen Wettkampfa­nzug im Jüchener Hallenbad, das der TV nutzt.

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