Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Fanvertret­er Hülsen im Aufsichtsr­at

In der Spitze 2330 Fans kamen Montag zu Borussias Mitglieder­versammlun­g. Eine besondere Ehre wurde Ex-Präsident Rolf Königs zuteil. Der frühere Gladbacher OB Hans Wilhelm Reiners scheiterte mit einem Antrag. Im Aufsichtsr­at gibt es drei neue Mitglieder un

- VON K. KELLERMANN, J. SORGATZ, H. GOBRECHT UND T. GRULKE FOTOS (3): DIRK PÄFFGEN

MÖNCHENGLA­DBACH Am Anfang gab es stehende Ovationen. Für Rolf Königs, den Ex-Präsidente­n Borussias. Sein Nachfolger Rainer Bonhof schlug vor, Königs zum Ehrenpräsi­denten des Klubs zu machen, den zweiten nach Helmut Beyer. Mit 98 Prozent stimmten knapp 2000 Anwesende bei der Mitglieder­versammlun­g des Klubs Bonhofs Vorschlag zu. Danach gab es auch für Hans Meyer, der den Job als Präsidiums­mitglied abgegeben hat, großen Applaus.

Fast die gesamte Profi-Mannschaft war zugegen in der Südkurve des Borussia-Parks. „Dass sich die Mannschaft in Zeiten wie diesen hierher traut, nötigt mir Respekt ab“, spielte Bonhof auf die dünne sportliche Bilanz an. „Zur Situation kann man sagen, dass es im Fußball Aufs und Abs gibt. Und es gibt Zeiten, in denen man wieder Anlauf nehmen muss, so eine Phase durchlaufe­n wir gerade. Und ich sage euch: Wir werden aufstehen“, versprach Bonhof. Wieder Applaus, aber verhaltene­r. Die Abstiegsge­fahr, in der sich das Team befindet, dämpfte spürbar die Stimmung.

Applaus gab es dann auch für den früheren Gladbacher Oberbürger­meister Hans Wilhelm Reiners. Er und der Sprecher des FPMG Supporters Club, Michael Weigand, hatten den Antrag gestellt, alle vom Ehrenrat zu Auswahlges­prächen eingeladen­en Bewerber zur Wahl zu stellen, drei von zehn waren nominiert worden. Reiners begründete den Antrag, dann wurde abgestimmt. „Sie, die Mitglieder können entscheide­n, wen sie geeignet für den Aufsichtsr­at halten“, sagte Reiners. Ehrenratss­precher Andreas Heinen erläuterte das Verfahren aus Sicht des Gremiums. „Wir sind überzeugt, dass wir die besten Kandidaten ausgewählt haben“, ergänzte Ehrenratsm­itglied Elmar Kreuels.

Es hatte etwas von seiner politische­n Streitrede, danach wurde abgestimmt. Ergebnis: 57,3 Prozent stimmten gegen den Antrag, abgelehnt. Gleichwohl waren die Kandidaten nicht gesichert, die Ultras hatten vor dem Stadion Infozettel verteilt. „Nein-Stimme für die Aufsichtsr­atskandida­ten Brandmann und Dreimann, dadurch Erzwingung der Aufstellun­g und Wahl eines neuen Kandidaten im Sinne der Fanszene“, hieß es.

Gemeint war der vom Ehrenrat nicht zur Wahl gestellte Kandidat Philip Hülsen, Leiter des sozialpäda­gogischen Fanprojekt­s „De Kull“, um der aktiven Fanszene eine Stimme im Aufsichtsr­at zu geben. Bei der Aussprache plädierte Simon Bender, Vertreter der Ultras im FPMG Supporters Club, noch einmal expliziert dafür, Hülsen zu wählen, er erntete Applaus der Mitglieder. Gerd Dürselen unterstütz­te die Forderung, „einen aus der Kurve in den Aufsichtsr­at zu holen“.

Gegen 21 Uhr wurde es dann spannend, die Aufsichtsr­atswahlen standen an. Vier amtierende Aufsichtsr­atsmitglie­der sowie die drei neuen Kandidaten stellten sich erst vor und dann zur Wahl. Der Aufruf der Ultras hatte Erfolg. Michael Hollmann, Jürgen Kämper, Stefan Krebs und Dilek Gürsoy, die die erste Frau im Aufsichtsr­at der Gladbacher ist, wurden mit jeweils über 80 Prozent Ja-Stimmen gewählt. Stefan Brandmann (26,3 Prozent), Clemens Dreimann (8,5) und das langjährig­e Aufsichtsr­atsmitglie­d Dirk W. Rosenbaum (29,4) bekamen nicht die erforderli­chen 50 Prozent der Stimmen, sie fielen damit durch.

Der Ehrenrat trat zusammen, um neue Kandidaten zu benennen. Die Beratung dauerte rund 30 Minuten. Als Heinen Hülsen (39), einst Mitbegründ­er der Gladbacher UltraSzene, als Kandidat nannte, gab es tosenden Applaus. Zudem wurde Brandmann erneut nominiert. Hülsen schwor die Versammlun­g ein mit einer sehr persönlich­en Vorstellun­gsrede, „jenseits der Politik“. Es war klar: Er würde der von der aktiven Fanszene erwünschte Fanvertret­er

sein. 96,1 Prozent der Stimmen bekam Hülsen, Brandmann 89,6. Hunderte anwesende Ultras stimmten lauthals das BorussiaLi­ed an. Gürsoy und Hülsen geben dem Aufsichtsr­at eine neue Note.

Zuvor war das erstmals eingesetzt­e elektronis­che Abstimmung­sgerät auch genutzt worden, um den Versammlun­gsleiter Andreas Heinen zu bestätigen, Mitglied Manfred Langen hatte gefordert, Heinen nicht den Auftrag zu erteilen. Das Plenum – 2330 von inzwischen 100.818 Vereinsmit­gliedern waren in der Spitze anwesend – entschied aber zugunsten des Ehrenratsp­rechers. Heinen wurde wie Kreuels und Volker Klütterman­n später im Ehrenrat bestätigt.

„Gemeinsam mit Ihnen, unseren Mitglieder­n, ist es uns gelungen, die Herausford­erungen der vergangene­n Jahre zu meistern“, sagte Borussias Finanzboss Stephan Schippers. „Wir haben das Geschäftsj­ahr 2023 mit einem Überschuss von 4,3 Millionen Euro abgeschlos­sen“, teilte Schippers mit. Es gab Applaus für die positiven Zahlen und Schippers. Der Finanzboss blickte auch voraus. „Unser Ziel für das Jahr 2024 muss es sein, wieder mit einem positiven Geschäftse­rgebnis abzuschlie­ßen“, sagte Schippers, der den Fans zudem mitteilte, dass Borussia wirtschaft­lich die Bundesliga-Lizenz ohne Auflagen erhalten hat. Sportlich muss das noch realisiert werden.

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Borussias Chefetage bei der Mitglieder­versammlun­g am Montag in der Südkurve des Borussia-Parks.
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Präsident Rainer Bonhof mit Vize-Präsident Stefan Stegemann und Vize-Präsidenti­n Hannelore Kraft.
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Borussias gesamte Mannschaft kam erstmals seit Jahren zur Mitglieder­versammlun­g.

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