Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
TSB muss in der Insolvenz schließen
Für das Traditionsunternehmen Tiefdruck Schwann-Bagel GmbH gibt es keine Zukunft mehr: Weil sich kein Investor fand, wird das Unternehmen abgewickelt. Mehr als 150 Mitarbeitende stehen auf der Straße. Wie der vorläufige Insolvenzverwalter die Belegschaft
MÖNCHENGLADBACH Es brauchte nur wenige Stunden am Montag, um das Ende von mehr als 200 Jahren Firmengeschichte zu verkünden. Das in Zahlungsschwierigkeiten geratene Mönchengladbacher Traditionsunternehmen Tiefdruck Schwann-Bagel GmbH (TSB) wird geschlossen. Das teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Markus Kier am Montag mit, nachdem das Aus nur wenige Stunden zuvor beschlossen worden war. Ende Februar hatte das Unternehmen die Eröffnung des Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit beantragt. Nur wenige Wochen später ist klar, dass auf den Betriebsgelände in Neuwerk in Kürze die Lichter ausgehen werden. Zu Ende April wird der Betrieb eingestellt und das Insolvenzverfahren eröffnet, um den Betrieb abzuwickeln.
Für die noch verbliebenen 155 Mitarbeitenden bedeutet dies, dass sie nun freigestellt werden und nach Verhandlungen über einen Interessensausgleich und Sozialplan insolvenzbedingt gekündigt werden. Bereits in den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Mitarbeitende das Unternehmen verlassen, wofür ihnen aber eigentlich noch eine Abfindung zusteht. Der Sozialplan war im vergangenen Jahr ausgehandelt worden.
Wie der Insolvenzverwalter Markus Kier weiter mitteilte, sei es ohne die Unterstützung eines oder mehrerer Investoren nicht möglich, die TSB über das vorläufige Insolvenzverfahren hinaus weiterzuführen. „Unsere Überprüfung der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens seit Beginn des Verfahrens hat leider bestätigt, dass die Herausforderungen für einen betriebswirtschaftlich nachhaltigen Betrieb der TSB ohne externe Unterstützung zu groß sind. Insbesondere nicht auskömmliche Preise und hohe Kosten lassen uns keine andere Möglichkeit, als jetzt die Schließung einzuleiten“, sagte Rechtsanwalt Markus Kier.
Um 13 Uhr am Montag tagte der Gläubigerausschuss und fasste den Beschluss, nachdem Informationen unserer Redaktion zufolge in den vergangenen Wochen nach und nach potenzielle Investoren abgewunken hatten und als Folge dessen auch immer mehr Kunden ihre Aufträge zurückzogen und anderweitig vergaben. Der bekannteste Kunde ist die TV-Zeitschrift Prisma, die als Beilage auch in der Rheinischen Post erscheint.
Als das Aus am Montag klar war, drängte der Betriebsrat darauf, in aller Eile auch die Belegschaft zu informieren. Für 14 Uhr wurde eine Mitarbeiterversammlung einberufen, in Telefonketten wurden Kollegen herbeigerufen. In einer knappen Stunde informierte Kier die Mitarbeitenden und beantwortete erste Fragen. „Es ist der helle Wahnsinn, was jetzt im Unternehmen los ist“, sagte Dirk GingterBetriebsratsvorsitzender unserer Redaktion. Die Entwicklung habe sich in der vergangenen Woche zwar abgezeichnet, manche hätten damit nun auch schon gerechnet. „Aber wir sind alle geschockt. Jetzt stehen wir vor dem bitteren Ende. Man kann das gar nicht in Worten ausdrücken“, sagte Gingter. „Ich kenne viele Kollegen seit mehr als 30 Jahren. Wir sind zusammengewachsen wie eine große Familie.“
Anfangs habe es einen guten und interessierten Investor aus der Druck-Branche gegeben, der aber absagte. Der Kreis der potenziellen Geldgeber wurde immer kleiner. „Und die Zeit spielte gegen uns“, sagte Gingter. Dadurch, dass der Insolvenzantrag Ende Februar gestellt wurde, blieben nur zwei Monate für eine Sanierung. „Ich bin traurig, aber auch wütend, dass es über Jahre versäumt wurde, vernünftige und auskömmliche Preise auszuhandeln“, sagt Gingter.
Erst im vergangenen Jahr war die TSB-Gruppe durch den französischen Branchenriesen Riccobono übernommen worden. Die TSB-Gruppe erziele mit mehr als 300 Mitarbeitenden einen Jahresumsatz von über 70 Millionen Euro, hieß es. In der Bilanz für 2021 wurde für die Tiefdruck Schwann-Bagel GmbH & Co. KG ein Umsatz von 68,4 Millionen Euro, aber auch ein Jahresfehlbetrag von 1,8 Millionen
Euro ausgewiesen. Im Zuge der Übernahme wurden bereits zwei Tiefdrucklinien in Mönchengladbach stillgelegt. Dem folgen nun auch die vier verbliebenen Linien
Nun steht die Abwicklung des Unternehmens an: Die Vermögenswerte wie Maschinen, IT und andere Anlagen sowie Materialien wie Papier und Farben werden verwertet, also zu Geld gemacht. Dazu werde nun ein Abwicklungsteam eingesetzt. Je mehr Geld zusammenkommt, umso höher die Befriedigungsquote der Gläubiger – zu denen dann auch die Mitarbeiter zählen.
„Diesen harten Schritt bedauern wir sehr, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Beschäftigten in den vergangenen Wochen eine große Leistung und Einsatzbereitschaft gezeigt haben“, sagte Kier. „Dafür gebührt ihnen höchste Anerkennung und Wertschätzung.“Mehr bleibt ihnen erst einmal nicht.