Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Moderne Textilhalle schließt bald Lücke
Für den neuen Textilcampus der Hochschule Niederrhein fiel mit dem symbolischen Spatenstich der Startschuss. Das erste Gebäude entsteht auf einer Brache an der Rheydter Straße. Wann die neue Textilhalle fertig ist, was danach geplant und zu den Kosten bek
MÖNCHENGLADBACH Der Bereich Textil ist zentral im Angebot der Hochschule Niederrhein. Schließlich sind die Studiengänge eng verwoben mit der Wirtschaftsgeschichte Mönchengladbachs. Die ist bis heute geprägt von der Textilindustrie – und erlebt nach Jahrzehnten der Krise wieder eine Renaissance. Auch beim Strukturwandel im Rheinischen Revier, weg von dem Braunkohletagebau hin zu einem zukunftsfesten Standort, spielt das Textile eine Hauptrolle: Als wichtigstes Projekt soll auf einem interkommunalen Areal die Textilfabrik 7.0 entstehen, das frühere NatoHauptquartier JHQ im Westen der Stadt ist dafür im Gespräch. Dazu passt gut der Startschuss, der am Montagvormittag (22. April) auf dem Gelände der Hochschule Niederrhein für den neuen Textilcampus fiel. Symbolisch wurden auf einer Brache an der Rheydter Straße von Vertretern aus Land, Hochschule, dem landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) und der Stadt Spaten in die Erde gestochen. Bis nächstes Jahr soll an dieser Stelle eine neue, moderne und nachhaltige Textilhalle in die Höhe wachsen. Sie wird auch eine Baulücke zwischen der Oecotrophologie und der früheren Prüfstelle an der Rheydter Straße schließen, die seit dem Abriss einiger Gebäude vor rund zwölf Jahren an dieser Stelle ein unschöner Anblick ist.
Die Halle ist Teil eines größeren Plans für den Textilcampus. Dazu gehört auch das inzwischen vom BLB sanierte denkmalgeschützte Gebäude, in dem früher die Öffentliche Prüfstelle für das Textilwesen untergebracht war. Die Textilhalle ist für die Nass-Veredelung, für Forschung und Lehre im Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik gedacht. Wenn der Neubau fertig ist, zieht die Spinnerei ein, damit deren denkmalgeschützter Ziegelbau aus dem Jahr 1901 an der Webschule saniert werden kann. Weitere Teile der Spinnerei und der ehemaligen Textilveredelung sollen laut BLB perspektivisch abgerissen werden. Die grundlegende Bausubstanz bleibe jedoch erhalten.
Zum ersten Spatenstich für die Textilhalle reiste auch die Staatssekretärin im NRW-Wissenschaftsministerium an, Gonca Türkeli-Dehnert. „Hier werden die Fachkräfte von morgen ausgebildet“, betonte sie und brachte eine gute Nachricht mit. Weil dies ein so wichtiges Projekt sei, habe sich das Land entschieden, die Baumaßnahme aus den Plänen für den gesamten Textilcampus auszugliedern und damit zu beschleunigen. „Wir erhöhen das Tempo beim Hochschul-Bau und gehen den Sanierungsstau schneller an.“
Gabriele Willems, Geschäftsführerin des BLB, teilte mit, dass nun jener Entwurf umgesetzt werde, der im Wettbewerbsverfahren nur der zweite Sieger gewesen sei. „Das war aber mein Favorit“, bekannte sie augenzwinkernd. Den Auftrag für die Generalplanung hat nun das Architekturbüro Atelier Kempe Thill architects and planners aus Rotterdam in Arbeitsgemeinschaft mit Thörner Kaczmarek Architekten aus Düsseldorf. Nachhaltigkeit spielt bei dem Neubau eine große Rolle: Bis auf den Keller und das Treppenhaus wird das Gebäude in Massivholzbauweise errichtet. Für die Fassade werden recycelte Klinkersteine verwendet. Das Dach wird begrünt und mit einer leistungsstarken Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Und durch große Fenster zur Straße können Passanten den Forschern bei der Arbeit zusehen.
2025 soll das Gebäude fertig sein, danach wird die Spinnerei kernsaniert und anschließend der Freibereich im Inneren des Campus gestaltet. „Zu den Kosten sagen wir nichts“, betont Liane Karsten vom BLB beim Spatenstich-Termin. Der stellvertretende Sprecher, Nick Westerhelweg, teilt später auf Anfrage mit, dass für die Gesamtmaßnahme für den Textilcampus ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag eingeplant sei.
Die Kanzlerin der Hochschule, Professorin Fabienne Köller-Marek, die gemeinsam mit Professor Lutz Vossebein (Dekan Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik) und Professorin Maike Rabe (Leiterin Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung) Spaten in die Hand nahm, betonte neben der Bedeutung für die Hochschule auch einen stadtgestalterischen Punkt: „Wir schließen die Baulücke an der Rheydter Straße.“
Davon und dem Projekt insgesamt zeigte sich Oberbürgermeister Felix Heinrichs sich in seiner Grußrede begeistert: „Hier können wir erleben, wie wir den Strukturwandel anpacken. Das Textile spielt dabei eine zentrale Rolle.“Er schlug einen Bogen von der Textilakademie in unmittelbarer Nachbarschaft, die auf eine rein private Initiative von Unternehmern hin entstanden sei und inzwischen Nachwuchs aus zehn Bundesländern ausbilde, über den Hochschul-Campus, die Gründungsfabrik und das Monforts Quartier bis zur geplanten Textilfabrik 7.0. „Wir haben in dem Bereich also viel Bedarf an Fachkräften, deshalb sind wir dankbar, dass dieses Projekt realisiert wird.“