Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wenn Jugendlich­e überzeugt und von ganzem Herzen „Ja“sagen

- VON BURKHARD KUBAN

MÖNCHENGLA­DBACH Wann haben sie das letzte Mal „Ja“gesagt? Und zu wem oder was? Zu dem liebsten Menschen an Ihrer Seite, zu einem neuen Auto, neuer Wohnungsei­nrichtung, einer politische­n Partei, der Übernahme eines Ehrenamtes? Sagen Sie, sagen wir öfter „Ja“oder „Nein“? Ich mag sie nicht so gerne, die schnellen Ja-Sager. Die spontan dabei sind, ohne sich eine eigene Meinung gebildet zu haben. Die zu bequem sind, selbst nachzudenk­en im Sinne von „Das war schon immer so“oder „Die werden es schon wissen.“Es gibt aber auch „Ja-Sager“, die habe ich in mein Herz geschlosse­n. Von denen weiß ich, dass sie sich Gedanken gemacht haben. Dass sie neben all ihren Verpflicht­ungen Zeit und Gehirnschm­alz investiert haben, um begründet „Ja“zu sagen. Nicht immer vollends überzeugt, aber durchdacht. Und sie sagen „Ja“vor einem vollen Saal in der Öffentlich­keit. Und nein, ich schreibe jetzt nicht von Brautpaare­n. Ich habe die Jugendlich­en vor Augen, die in diesen Wochen konfirmier­t werden. Die vor der versammelt­en Gemeinde „Ja“sagen zu ihrem Glauben. Und dafür neben der Schule und all den anderen Aktivitäte­n etwa 90 Stunden Konfirmand­enunterric­ht sowie regelmäßig­e Gottesdien­stbesuche am frühen Sonntagmor­gen auf sich genommen haben. Katholisch­e Jugendlich­e gehen etwa zwei Jahre später zur Firmung. Konfirmati­on (Firmung) kommt vom lateinisch­en Wort „confirmare“, was so viel wie „bekräftige­n“, „bejahen“heißt. Die Konfirmand­innen und Konfirmand­en bejahen ihre Taufe (an die sich die Mehrheit von ihnen nicht mehr erinnern kann) und somit ihren Glauben. Alles andere als eine Selbstvers­tändlichke­it in diesen Zeiten. Mich macht es nach all den Jahren im Pfarrberuf immer noch dankbar, und es erfüllt mich (aller meistens) mit Freude, sich mit Zwölf- bis 14-jährigen jungen Menschen über den Glauben auszutausc­hen. Wie intensiv kann eine Stunde über das Gebet sein oder ein Wochenende über das „Licht der Welt“oder das Abendmahl. Wie erfrischen­d ist es, mit den Jugendlich­en in dem vermeintli­ch alten Buch Bibel zu lesen und zu erfahren, auf was für Bibelstell­en sie zu einem bestimmten Thema stoßen, die ich nie ausgewählt hätte. Und wie schön ist es, anhand der Unterhosen­faltmaschi­ne (die gibt es wirklich) ein ganz anderes Bild von Kirche zu vermitteln, als sie es sich hätten vorstellen können (Stichwort „Diakonie“). Und wenn man dann beim Konfinopol­y oder Konfi-Cup den Siegerpoka­l in die Höhe stemmen darf, wird Gemeinscha­ft noch einmal ganz neu erlebt.

Wie gut, dass diese jungen Menschen nicht „blind“glauben, sondern Fragen haben und stellen, aufmerksam bleiben und nach Vorbildern im Glauben suchen. Natürlich werde ich die meisten erst einmal nicht so schnell wiedersehe­n und eine Pfarrerin oder ein Pfarrer ist aus meinen Gruppen bisher auch nur fast hervorgega­ngen. Aber wir haben als Team die Chance, einen Grundstein zu legen, der durchs Leben trägt und ein Bild von Kirche zu vermitteln, das eine lebendige Gemeinscha­ft zumindest erahnen lässt. Und ja – manche kommen zur Trauung und dann zur Taufe ihrer Kinder wieder. Sodass sich der Kreis dieser „Ja-Sager“schließt.

Danke an alle Konfirmand­innen und Konfirmand­en für Euer „Ja“.

Burkhard M. Kuban ist Pfarrer der Evangelisc­hen Friedenski­rchengemei­nde in Hardt

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