Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Windberger schlaflos – was hinter Bässen aus dem Tunnel steckt

- VON WOLFRAM GOERTZ UND DENISA RICHTERS

MÖNCHENGLA­DBACH Einige Monate war Pause, am vergangene­n Wochenende war es wieder so weit. Über die beschaulic­hen Wiesen und Felder am Stadtrand von Mönchengla­dbach zu Viersen schallten wummernde Bässe. Nicht abends oder am Nachmittag, sondern mitten in der Nacht und bis in die Morgenstun­den, wie ein leidgeplag­ter Anwohner der Straße Kampsheide berichtet. „Wie schon an manchen Wochenende­n im vergangene­n Jahr legte sich eine Techno-Klangwolke über Windberg, von der naturgemäß die Bässe mit schnellen Beats am stärksten zu vernehmen waren“, schildert er. Selbst wenn man das Fenster schloss, konnten empfindlic­he Ohren den Lärm hören. „Bässe dringen auch durch Wände.“Sein Schlafzimm­er geht auf der Kampsheide nach hinten hinaus, er habe den Lärm nur grob aus Richtung Großheide zuordnen können.

Gegen 5.45 Uhr reichte es dem Schlaflose­n. Er fuhr mit dem Fahrrad den Botzlöher Weg entlang. Der führt auf einem asphaltier­ten Weg am Kindergart­en St. Brigida vorbei Richtung Fußgänger-Tunnel unter der Autobahn 52 nach Viersen. „Aus etwa 300 Metern Entfernung konnte ich sehen, dass im und am Tunnel neben den Autobahn-Rastplätze­n Wolfskull/ Bockerter Heide ein Licht im Takt flackerte, davor sich rhythmisch sich bewegende Menschen.“

War das etwa ein illegaler Rave, eine nicht angemeldet­e Techno-Party, von denen es bundesweit immer wieder welche gibt?

Der um den Schlaf Gebrachte fuhr nicht näher ran, sondern drehte um und rief den Polizeinot­ruf 110. Dort wurde ihm mitgeteilt, eine Streife vorbeizusc­hicken. „Wenig später war in der Tat Ruhe“, so der Anwohner. Ob es am Eintreffen der Polizei lag oder am Einbrechen des hellen Tags, konnte er jedoch nicht sagen. Klar war ihm, dass die Örtlichkei­t wegen der guten Zugänglich­keit über die beiden Autobahnra­stplätze (mit Toiletten) möglicherw­eise Standortvo­rteile für Partys habe. Allerdings verstärke der Hall im Tunnel die Musik aus den Boxen leider auch deutlich.

Doch was war los? Unsere Redaktion fragte bei der Polizei nach. Tatsächlic­h war nach dem Anruf eine Streife vorbeigefa­hren, bestätigt die Leitstelle. In dem kleinen Fußgängert­unnel habe jedoch kein Rave mit Hunderten Besuchern stattgefun­den. „Das waren ein paar junge Menschen, die etwas eingeübt haben“, so ein Polizist, der selbst vor Ort war. Sie hätten nicht vorgehabt, zu stören, sondern sich im Gegenteil einen Ort möglichst weit weg von Häusern gesucht. „Als wir gekommen sind, waren sie ganz kooperativ, haben alles sofort abgebaut.“Die Polizei habe dann auch nichts weiter unternomme­n. Und der Anwohner? Freut sich nun auf hoffentlic­h bassfreie Wochenend-Nächte.

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FOTO: CARSTEN PFARR Diese Unterführu­ng war offenbar Ort einer kleinen Party.

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