Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Windberger schlaflos – was hinter Bässen aus dem Tunnel steckt
MÖNCHENGLADBACH Einige Monate war Pause, am vergangenen Wochenende war es wieder so weit. Über die beschaulichen Wiesen und Felder am Stadtrand von Mönchengladbach zu Viersen schallten wummernde Bässe. Nicht abends oder am Nachmittag, sondern mitten in der Nacht und bis in die Morgenstunden, wie ein leidgeplagter Anwohner der Straße Kampsheide berichtet. „Wie schon an manchen Wochenenden im vergangenen Jahr legte sich eine Techno-Klangwolke über Windberg, von der naturgemäß die Bässe mit schnellen Beats am stärksten zu vernehmen waren“, schildert er. Selbst wenn man das Fenster schloss, konnten empfindliche Ohren den Lärm hören. „Bässe dringen auch durch Wände.“Sein Schlafzimmer geht auf der Kampsheide nach hinten hinaus, er habe den Lärm nur grob aus Richtung Großheide zuordnen können.
Gegen 5.45 Uhr reichte es dem Schlaflosen. Er fuhr mit dem Fahrrad den Botzlöher Weg entlang. Der führt auf einem asphaltierten Weg am Kindergarten St. Brigida vorbei Richtung Fußgänger-Tunnel unter der Autobahn 52 nach Viersen. „Aus etwa 300 Metern Entfernung konnte ich sehen, dass im und am Tunnel neben den Autobahn-Rastplätzen Wolfskull/ Bockerter Heide ein Licht im Takt flackerte, davor sich rhythmisch sich bewegende Menschen.“
War das etwa ein illegaler Rave, eine nicht angemeldete Techno-Party, von denen es bundesweit immer wieder welche gibt?
Der um den Schlaf Gebrachte fuhr nicht näher ran, sondern drehte um und rief den Polizeinotruf 110. Dort wurde ihm mitgeteilt, eine Streife vorbeizuschicken. „Wenig später war in der Tat Ruhe“, so der Anwohner. Ob es am Eintreffen der Polizei lag oder am Einbrechen des hellen Tags, konnte er jedoch nicht sagen. Klar war ihm, dass die Örtlichkeit wegen der guten Zugänglichkeit über die beiden Autobahnrastplätze (mit Toiletten) möglicherweise Standortvorteile für Partys habe. Allerdings verstärke der Hall im Tunnel die Musik aus den Boxen leider auch deutlich.
Doch was war los? Unsere Redaktion fragte bei der Polizei nach. Tatsächlich war nach dem Anruf eine Streife vorbeigefahren, bestätigt die Leitstelle. In dem kleinen Fußgängertunnel habe jedoch kein Rave mit Hunderten Besuchern stattgefunden. „Das waren ein paar junge Menschen, die etwas eingeübt haben“, so ein Polizist, der selbst vor Ort war. Sie hätten nicht vorgehabt, zu stören, sondern sich im Gegenteil einen Ort möglichst weit weg von Häusern gesucht. „Als wir gekommen sind, waren sie ganz kooperativ, haben alles sofort abgebaut.“Die Polizei habe dann auch nichts weiter unternommen. Und der Anwohner? Freut sich nun auf hoffentlich bassfreie Wochenend-Nächte.