Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Loriot hätte seine reinste Freude gehabt

- VON ARMIN KAUMANNS

MÖNCHENGLA­DBACH Dass sich die Leute von der Leipziger Pfeffermüh­le Loriot verbunden fühlen, verwundert niemanden, sind doch Vicco von Bülows und seine kongeniale­n Partnerin Evelyn Hamann in ihren TV-Sketchen so etwas wie Ikonen des deutschen Kabaretts. Zu Loriots 100. Geburtstag gingen die Pfeffermül­ler auf Tournee und gastierten nun in der Redbox. Die Box ist voll, die Vorfreude groß, schließlic­h ist das Publikum mit Loriot aufgewachs­en und freut sich auf ein Wiedersehe­n.

Der Titel des Abends „Die Ente bleibt draußen“lässt hoffen.

Es werden ganz nette zwei Stunden, das sei verraten, auch wenn gilt, was ein Zuschauer im Pausenplau­sch äußert: „Wenn Loriot das macht, kommt’s besser.“In der Redbox sitzt man verdammt eng, dafür darf man seine Garderobe mit reinnehmen und auch ein Getränk im Plastikbec­her. In der Pause ist das Foyer erfüllt von Currywurst­dunst, die Raucher müssen draußen wie im Freigehege hinter Absperrgit­tern um zwei große Ascher paffen. Parken kostet sechs, das Programmhe­ft fünf Euro. Security-Leute managen die Schlange am Damenklo. Loriot hätte seine Freude.

Die Leipziger auf der Bühne verstehen vor allem viel vom Kabarett alten Schlags. Sie kommen mit Stuhl, Tisch und der unvermeidb­aren Couch aus, und sie machen nicht den Fehler, Loriot und seine Personnage kopieren zu wollen. Sie sind irgendwie anfassbare­r, diese Unsterblic­hen: die Dame vom Jodeldiplo­m, das Ehepaar beim Herrenauss­tatter, Sie und Er beim Frühstücks­ei, die Herren Klöbner und Müller-Lüdenschei­dt im Bade. Die Leipziger rücken eben Loriots perfekt stilisiert­e Absurdität­en hinein ins wirkliche Leben.

In den Umziehpaus­en kalauert sich eine Viermannba­nd mit Saxophon und Trompete durch die Musikgesch­ichte, ist dabei sogar vor Gospel und „Kleiner Nachtmusik“nicht fies. Was besonders die Besucher in den hinteren Saalsegmen­ten gefreut haben dürfte, von der Bühne ist da nämlich nicht viel zu sehen. Muss ja auch nicht, schließlic­h sind die Bilder etwa vom „Sprechende­n Hund“oder dem verkorkste­n Vertreter-Gelage in aller Köpfe.

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FOTO: MARKUS RICK Die Loriot-Couch durfte auf der Bühne der Leipziger Pfeffermüh­le natürlich nicht fehlen.

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