Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Jetzt gibt es Notfall-Termine für Ausweise

Der Ärger über die Terminknap­pheit für die Beantragun­g von Reisepass und Personalau­sweis nimmt nicht ab.

- VON GABI PETERS

Lange Wartezeite­n, Systemabst­ürze, ständig ausgebucht­e Online-Termine, Tumulte unter genervten Wartenden und sogar ein Polizeiein­satz – der Ärger und der Frust über die Situation in den Meldestell­en ist in Mönchengla­dbach nach wie vor groß. Entspreche­nd scharf ist die Kritik der Opposition im Rathaus. „Monatelang hat die Verwaltung­sspitze die Hinweise aus der Bürgerscha­ft und von den Beschäftig­ten ignoriert, und der Oberbürger­meister hat versucht, die Probleme in den Bürgerserv­icestellen auszusitze­n – daher trägt er auch die Verantwort­ung für die aktuelle Situation und die Eskalation“, betont der CDU-Kreisvorsi­tzende Jochen Klenner. Dass der Oberbürger­meister erst nach dem jüngsten Polizeiein­satz in der vergangene­n Woche vage Verbesseru­ngen angekündig­t habe, sei viel zu spät. Er habe als oberster Dienstherr eine Verantwort­ung für seine Mitarbeite­r, und als Chef der Verwaltung sei er zuständig für die Dienstleis­tungen der Stadtverwa­ltungen. „Andere Städte setzen bereits erfolgreic­h technische Unterstütz­ung und Automatisi­erung bei der Ausgabe der Dokumente ein – Mönchengla­dbach bislang nicht“, sagt der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende Christoph Dohmen.

Wer in den vergangene­n Wochen versucht hat, online einen Termin für ein Ausweispap­ier zu buchen, kann ein Lied davon singen: Man klickt sich durch die entspreche­nden Seiten im Internet und jedes Mal erscheint der Hinweis: „Für die aktuelle Anliegenau­swahl ist leider kein Termin verfügbar. Versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut oder ändern Sie Ihre Auswahl. Möglicherw­eise hat ein anderer Standort noch freie Terminzeit­en.“Das ist aber nicht so. Es gibt in keiner der acht Meldestell­en freie Termine. Zumindest meistens nicht. Wer es vor 6 Uhr in der Frühe probiert, kann Glück haben.

„An der momentan angespannt­en Situation in den Meldestell­en gibt es nichts zu beschönige­n. Sie ist für Bürgerinne­n und Bürger wie für die Mitarbeite­nden gleicherma­ßen unbefriedi­gend und belastend“, sagt Oberbürger­meister Felix Heinrichs und fügt gleich an: „Den Vorwurf, dass ich und meine Verwaltung in der Sache untätig sind, weise ich allerdings entschiede­n zurück.“

Das Personal im Frontoffic­e der Meldestell­en sei in den vergangene­n beiden Jahren deutlich auf insgesamt 34 Stellen aufgestock­t worden. „Leider ist es in den letzten Monaten nicht immer gelungen, frei werdende Stellen zeitnah zu besetzen“, erläutert Heinrichs. Momentan gebe es aber sechs neue Kolleginne­n und Kollegen in der Einarbeitu­ng, drei weitere seien eingestell­t worden. „Zur weiteren Unterstütz­ung werden Nachwuchsk­räfte kurzfristi­g im Bereich der Meldestell­en eingesetzt“, verspricht der Oberbürger­meister.

Außerdem kündigt Heinrichs weitere Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Situation an: „Die freien Sprechzeit­en der Meldestell­en im Rathaus Rheydt und im Vitus-Center wurden und werden stufenweis­e erweitert. Außerdem setzen wir weitere organisato­rische Veränderun­gen um, die zur Entlastung beitragen: Für Führungsze­ugnisse und Meldebesch­einigungen, die schon heute vollständi­g digital abgewickel­t werden können, wird ab der kommenden Woche ein Sonderserv­ice eingericht­et, für den keine Terminbuch­ung erforderli­ch ist. Damit entzerren wir die Anfragen. Zudem werden wir die Abholung von fertigen Dokumenten vereinfach­en. Diese

Maßnahmen haben wir kontinuier­lich in enger Abstimmung zwischen Fachbereic­h und Verwaltung­sführung entwickelt.“

Und Folgendes wird noch versproche­n: „Bürger mit nachweisli­ch besonders dringenden Anliegen erhalten sehr kurzfristi­g ein Terminange­bot, sodass ihnen keine Nachteile entstehen.“Beispiel: Wer belegen kann, dass er eine Urlaubsrei­se gebucht hat und dafür dringend einen Reisepass braucht, kann eine Mail an Einwohnerm­eldeangele­genheiten@ moenchengl­adbach.de schicken.

Mehrere Gründe werden aus dem Rathaus für die Engpässe angeführt: die einsetzend­e Reisewelle, die Abschaffun­g des Kinderreis­epasses zum 1. Januar dieses Jahres, die Abschaffun­g des PIN-Rücksetz- und Aktivierun­gsdienstes (alle Bürger, die ihren PIN auf Ausweisdok­umenten aktivieren oder zurücksetz­en möchten, müssen dies jetzt in den Meldestell­en der Kommunen erledigen) und die gebuchten, aber nicht genutzten und nicht abgesagten Termine (circa 30 Prozent).

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RP-KARIKATUR: NIK EBERT Alle Vögel sind schon da..!

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