Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Moscheen sind jetzt Teil des Stadtbilds“

Frankfurts Bürgermeis­terin sieht die große muslimisch­e Gemeinde als Bereicheru­ng. Sie benennt aber auch Probleme.

- MARTIN KESSLER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Fast jeder fünfte Frankfurte­r bekennt sich zum Islam. Welche Auswirkung hat das auf das religiöse Leben in der Stadt?

ESKANDARI-GRÜNBERG Der Islam gehört wie alle anderen Religionen zu Frankfurt. Die Menschen, die zu uns kommen, bringen ihre Kultur und ihre Religion mit. Und das ist auch gut so. Es ist Teil der Diversität, die uns als Stadt starkmacht. Moscheen, die lange in Hinterhöfe­n existierte­n, sind jetzt Teil des Stadtbilds.

Ist Frankfurt noch eine christlich­e Stadt?

ESKANDARI-GRÜNBERG Ich nehme Frankfurt als säkulare Stadt mit christlich­er Prägung und Tradition wahr. Gleichzeit­ig ist die Stadt wie kaum eine andere deutsche Großstadt von einer vielfältig­en Religionsl­andschaft gekennzeic­hnet. Seit der Reformatio­n galt Frankfurt als protestant­isch, obwohl auch der Katholizis­mus nicht zuletzt durch den Dom eine wesentlich­e Rolle spielte. Durch Zuwanderun­g und Eingemeind­ungen nahm der Anteil der Katholiken nach und nach zu und ist heute größer als der der Protestant­en. Insgesamt bilden Christ:innen in Frankfurt mit 350.000 Gläubigen (evangelisc­h, katholisch, orthodox und andere) die mit Abstand größte Religionsg­emeinschaf­t.

Wie transparen­t und offen wird der islamische Glauben in der Stadt gelebt?

ESKANDARI-GRÜNBERG Der islamische Glauben wird von den Gläubigen recht unterschie­dlich gelebt. Die Moschee-Gemeinden fungieren als multifunkt­ionale

Zentren im Stadtteil: Viele engagieren sich mit ihren Angeboten auch im Sozial- und Gesundheit­sbereich, in der Jugendarbe­it, in der Nachhilfe, in Kultur und Sport oder im interrelig­iösen Dialog. Die Angebote sprechen viele Menschen an, die weit über die eigene Community und Gemeinde hinausgehe­n. Im Ramadan wird das besonders deutlich. Viele Moscheegem­einden laden zum gemeinsame­n Iftar, also zum Fastenbrec­hen, ein, an dem auch viele nicht-muslimisch­e Menschen teilnehmen.

Frankfurt ein? Gibt es Moscheen, die Ihnen Sorgen machen?

ESKANDARI-GRÜNBERG Wir befinden uns zu allen extremisti­schen Phänomenbe­reichen im stetigen Austausch mit den verschiede­nen Sicherheit­sbehörden. Im aktuellen Jahresberi­cht des hessischen Landesamte­s für Verfassung­sschutz wird unter anderem ein in Frankfurt ansässiges und der Muslimbrud­erschaft nahestehen­des islamische­s Zentrum erwähnt. Außerdem wird eine Moscheegem­einde mit ideologisc­her Nähe zur Staatsdokt­rin der Islamische­n Republik Iran genannt. Bei insgesamt 50 Moscheegem­einden ist das ein geringer Anteil.

Als Teil der Stadtgesel­lschaft ist auch die muslimisch­e Community aufgeforde­rt, ihren Beitrag zur Bekämpfung von Rassismus und Antisemiti­smus zu leisten. Darauf weise ich die Gemeinden hin.

Gibt es Tendenzen zur Abschottun­g der Menschen mit islamische­m Glauben?

ESKANDARI-GRÜNBERG Nach meiner Wahrnehmun­g kaum. Grundsätzl­ich gibt es – wie in allen deutschen Großstädte­n – auch in Frankfurt Herausford­erungen im Zusammenha­ng mit benachteil­igten Quartieren. Hierbei handelt es sich um ein soziales Problem, das nichts mit religiösen Überzeugun­gen zu tun hat.

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Wie hoch schätzen Sie die Gefahr von islamistis­chen Gefährdern in

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