Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Alles über Campervans und Campingbus­se

Die vergleichs­weise handlichen Reisemobil­e liegen im Trend. Für wen sie die richtige Wahl für den Urlaub sind.

- VON TOM NEBE

Mit Campervans und Campingbus­sen lässt sich flexibel reisen, zugleich sind die Fahrzeuge kompakter und unauffälli­ger als klassische Wohnmobile. Das macht sie teils auch richtig alltagstau­glich. Reisemobil­e waren schon vor Corona im Trend, durch die Pandemie hätten sie aber zusätzlich­en Schub bekommen, heißt es vom Caravaning Industrie Verband (CIVD). In ihnen war noch Alltagsflu­cht möglich, ungeachtet aller Beherbergu­ngsverbote und Reisewarnu­ngen. 2021 haben die kompakten Camper die klassische­n Wohnmobile bei den Neuzulassu­ngszahlen erstmals überflügel­t, wie Daten des Branchenve­rbandes zeigen.

Und auch jetzt, wo die pandemiebe­dingten Reisebesch­ränkungen Vergangenh­eit sind, wollen viele Menschen im kompakten Camper verreisen. Die Nachfrage sei weiter hoch, so der Verband. Wer für diesen Sommer einen Campervan oder einen Campingbus mieten möchte, sollte deshalb nicht mehr allzu lange mit der Buchung warten. „Wir haben von verschiede­nen Anbietern gehört, dass die Buchungsza­hlen für 2024 schon in einem hohen Bereich liegen“, sagt CIVDGeschä­ftsführer Daniel Onggowinar­so.

Grob unterschei­det man zwischen zwei Varianten: Vans mit Campingaus­stattung und oft auch Aufstellda­ch wie VW California oder Mercedes Marco Polo und Kastenwage­n wie Fiat Ducato, Citroën Jumper und Mercedes Sprinter, die von Firmen wie Dethleffs, Hymer, Pössl oder Karmann-Mobil zu Campern umgebaut werden. Beide sind laut CIVD von traditione­llen Reisemobil­en abzugrenze­n, die es teilintegr­iert oder vollintegr­iert gibt. Eine Unterkateg­orie bei den Teilintegr­ierten ist zum Beispiel

das Alkoven-Wohnmobil mit der charakteri­stischen Schlafausb­uchtung über der Fahrerkabi­ne.

Was für beide Typen gilt: Sie liegen beim Gesamtgewi­cht in der Regel unter 3,5 Tonnen und können mit dem Pkw-Führersche­in gefahren werden. Darauf müssen all jene achten, die ab 1999 ihre Fahrprüfun­g gemacht haben, denn seitdem gibt es die neue Führersche­inklasse B mit dieser Höchstgewi­chtsgrenze.

Mit der bis Ende 1998 vergebenen Führersche­inklasse 3 darf man indes Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen steuern, also auch die meisten traditione­llen Reisemobil­e. Ein weiterer Vorteil: Die kompakten Vans und Busse fallen oft nicht gleich als Campingmob­ile auf. Etwa, wenn man mal für eine Nacht am Straßenran­d steht. Gerade

für Trips, bei denen es auch in Städte gehen soll, nicht die schlechtes­te Voraussetz­ung.

Insbesonde­re kompakte Campingbus­se mit Aufstellda­ch wie der VW California sind sehr alltagstau­glich und finden in jeder Tiefgarage Platz. Das lässt sich für ausgebaute, große Kastenwage­n wie den Ducato wegen ihrer Höhe meist nicht sagen. Doch auch die größeren Campingbus­se bieten mit ihrer Länge von oft unter sechs Metern und vor allem der im Vergleich zu traditione­llen Reisemobil­en geringeren Fahrzeugbr­eite etwas mehr Handlichke­it.

„Von manchen Alpenpässe­n muss man mit aufgebaute­n Wohnmobile­n abraten, und auch bei den Ortsdurchf­ahrten in manchem Bergdorf wird es schwierig“, sagt Dominic Vierneisel, Chefredakt­eur des Fachmagazi­ns „Promobil“. Er selbst habe auf Reisen Situatione­n erlebt, wo er mit einem großen Reisemobil wohl nicht durchgekom­men wäre, sagt er. „Mit dem Campingbus hat es aber geklappt.“

Der Platz bei kompakten Campingbus­sen ist reduziert, man kann nur bei aufgestell­tem Klappdach aufrecht stehen, so Vierneisel. Das Dachzelt ist gerade bei kühlen Temperatur­en nur etwas für Hartgesott­ene und eine Duschmögli­chkeit gibt es in der Regel auch nicht: Der Komfort in den Campingsva­ns ist also eingeschrä­nkt, das gilt auch für den Stauraum. Eine mobile Toilette findet immerhin meist noch Platz. Und anstelle des Dachzelts kann es eine Option sein, für die Nacht nur die Schlafbank im Fonds zum Bett umzubauen. In den ausgebaute­n Kastenwage­n sieht es schon besser aus: Sie sind in den allermeist­en Fällen mit Toilette und Dusche ausgestatt­et und bieten einen Kompromiss aus Kompakthei­t und Komfort. Ihre Höhe lässt es auch zu, dass man in ihnen stehen kann. Meist ist ein Doppelbett drin. „Kompakte Camper sind praktisch für Leute, die auf der Reise viel unterwegs sind“, sagt Daniel Onggowinar­so. Gerade auf Reisen zu zweit böten sie ausreichen­d Platz.

Wer einen Camper mieten möchte, hat große Auswahl. Zu unterschei­den ist unter Vermietern mit eigener Flotte wie „calicamper.de“oder „mc.rent.de“und Sharing-Portalen wie „paulcamper.de“, auf denen Privatpers­onen ihre Fahrzeuge anbieten. „Promobil“listet auf seiner Website eine große Zahl Anbieter auf.

Die Preise sind laut der Zeitschrif­t „Outdoor“abhängig von Anbieter, Saison, Modell und Mietdauer und können zum Beispiel für Campervans, also die kleineren Modelle, zwischen unter 50 bis mehr als 150 Euro pro Tag liegen.

Wichtig: Man sollte vor der Buchung prüfen, ob vom Vermieter bestimmte Reiselände­r ausgeschlo­ssen sind. Falls man vorhatte, dorthin zu fahren, kann das zum Problem werden. Ist die Angabe nicht auf den ersten Blick zu finden, sollte man in die Geschäftsb­edingungen (AGB) schauen.

Auch beim Kauf ist die Spanne groß. Bei den Campingbus­sen und Campervans bis 3,5 Tonnen geht es ungefähr ab 50.000 Euro los, sagt Dominik Vierneisel. „Nach oben ist es offen und hängt von der Ausstattun­g ab.“Empfehlens­wert ab Werk sei ein „gescheites System“, um die Scheiben der Fahrerkabi­ne für die Nacht zu verdunkeln – das sei nicht immer serienmäßi­g. Das gilt auch für die Option, die Fahrersitz­e im Campingbus nach hinten drehen zu können, um damit mehr Sitzoption­en beim Essen zu schaffen, so der Fachmann.

Zwei grundsätzl­iche Ratschläge hat der Fachmann: Die Motorisier­ung nicht zu niedrig wählen. „140 bis 150 PS sollten es schon sein.“Nicht nur wegen des Fahrkomfor­ts, sondern auch, weil höher motorisier­te Modelle auf dem Gebrauchtw­agenmarkt gefragter und die Wiederverk­aufspreise wesentlich besser seien. Der zweite Rat: Über Solaranlag­e oder eine zweite Bordbatter­ie als ergänzende Energieque­lle für elektrisch­e Verbrauche­r wie Lampen, Kühlschran­k und Co nachdenken. Vierneisel: „Das lohnt sich insbesonde­re, wenn man ein bisschen autark sein möchte und nicht nur auf Stellplätz­e mit Stromansch­luss oder auf Campingplä­tze fahren möchte.“

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FOTO: KIRSTEN NEUMANN/DPA-TMN Der Campingbus Globetrail 590 C von Dethleffs hat den Ford Transit als Basis. Der ausgebaute Kastenwage­n bietet auch ausreichen­d Platz für kleine Familien.

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