Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
„Die Arbeit macht deutlich mehr Spaß“
Unternehmer und Personalverantwortliche diskutieren eine wertebasierte Firmenkultur zur Mitarbeitendenbindung.
MÖNCHENGLADBACH (RP) Sind gelebte christliche Werte in der Unternehmensführung eine Chance für Fachkräftebindung und -gewinnung? Die Antwort, die auf dem Podium bei der Reihe „Kirche und Wirtschaft“gegeben wurde, war eindeutig: Ja, eine wertebasierte Unternehmenskultur kann dazu beitragen, das Problem des Fachkräftemangels zu lösen. „Stellenangebote sind bei uns nie lange offen, da sich mittlerweile eine Empfehlungskultur bei unseren Mitarbeitern entwickelt hat“, stellt Martin Alders, Inhaber des Elektronik-Unternehmens Alders Electronic GmbH, fest. Und Claus Schwenzer, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens Effertz Tore GmbH, unterstreicht: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben fast ausnahmslos bis zur Rente bei uns.“
Die von Axel Tillmanns moderierte Diskussion war von der Initiative für evangelische Verantwortung in der Wirtschaft und dem evangelischen Kirchenkreis Gladbach-Neuss organisiert worden. Gastgeberin war das Krankenhaus Bethesda. Auf dem Podium diskutierte neben Martin Alders und Claus Schwenzer auch der Personalverantwortliche der Stiftung Hephata, Gerd Neumann, mit den Besuchern, zu denen Wirtschaftsvertreter, Personalverantwortliche in Gemeinden und diakonischen Einrichtungen ebenso gehörten wie Vertreter der Johanniterunternehmen.
Die Stiftung Hephata habe sich überlegt, wie man „evangelisch“heute übersetzen könne, erklärte Gerd Neumann. „Unsere Kernwerte wurden mit den Mitarbeitenden formuliert. Wir erwarten keine Konfession, aber dass die Mitarbeitenden diese Werte teilen.“Man mache Angebote, die über das Übliche hinausgehen wie zum Beispiel in der Zeitwirtschaft und berücksichtige die individuelle Situation der Mitarbeitenden so weit wie möglich.
Die Effertz Tore GmbH ist nicht nur in fünfter Generation ein Familienunternehmen, man versteht sich als Familie. Das zeigt sich zum Beispiel in der Fehlerkultur. „Wir suchen Lösungen und keine Schuldigen“, sagt Schwenzer. Die christlich geprägte Einstellung gegenüber den Menschen wird deutlich: in flexiblen Jahresarbeitszeiten und dem Anpassen von Arbeitszeiten, um beispielsweise Pflege zu ermöglichen. In der Ausbildung von jungen Menschen mit schwieriger Bildungsbiografie. „Christliche Unternehmensführung bedeutet, nicht nur Gewinne zu maximieren, sondern einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt auszuüben.“
Für Martin Alders beziehen sich gelebte christliche Werte auf Prinzipien wie Nächstenliebe, Mitgefühl, Vertrauen, Ehrlichkeit und soziale Gerechtigkeit. Er erlebte in einem wirtschaftlich pechschwarzen Jahr die Loyalität seiner Mitarbeitenden und entwickelt seitdem die Firmenkultur konsequent weiter in Richtung Transparenz, Vertrauen und Gemeinschaft. Quartalsweise werden die Mitarbeitenden über Umsatz, Auftragslage und Gewinn vor Steuern informiert. Die Vertriebsmitarbeiter erhalten keine Zielvorgabe, sondern erarbeiten ihre Planzahlen selbst. Ein Physiotherapeut kommt regelmäßig und behandelt die Mitarbeitenden, eine Köchin sorgt für gemeinsame warme Mahlzeiten. Arbeitszeiten können angepasst werden, Homeoffice ist möglich. „Die Arbeit macht deutlich mehr Spaß, wenn die Stimmung gut ist“, sagt Alders.