Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Große Autos, kleine Helden

Am Schloss Rheydt ist das zehnjährig­e Bestehen der Kinderfeue­rwehr Mönchengla­dbach gefeiert worden. Dabei demonstrie­rten die Nachwuchsr­etter ihr Fachwissen bei einer Einsatzübu­ng.

- VON KATRIN SCHELTER

MÖNCHENGLA­DBACH „Achtung, Alarm für die Kinderfeue­rwehr!“– so begann für die jungen Einsatzkrä­fte der für sie spannendst­e Teil der „Geburtstag­sfeier“zum zehnjährig­en Bestehen der Kinderfeue­rwehr in Mönchengla­dbach. Wie auf der echten Feuerwache erfolgte nach dem Gong die Durchsage mit dem Einsatzauf­trag: Auf dem Turnierpla­tz von Schloss Rheydt wurden sie zu einem Verkehrsun­fall gerufen. In zwei Gruppen übernahmen die Nachwuchsr­etter bei der Einsatzübu­ng verschiede­ne Aufgaben. Die einen trafen als Ersthelfer am Unfallort ein, setzten den Notruf ab und leisteten Erste Hilfe. Der zweite Trupp der Kinderfeue­rwehr rückte als Unterstütz­ung aus und übernahmen die Versorgung der Verletzten sowie technische Hilfeleist­ungen.

Die zwei Verletzten wurden von den Nachwuchs-Einsatzkrä­ften gerettet und an die Kollegen des Rettungswa­gens übergeben – für die Kinder und ihre Betreuer eine rundum gelungene Einsatzübu­ng. Und so hatten die 17 Jungen und vier Mädchen der Kinderfeue­rwehr nach ihrem Einsatz einige Gründe, um stolz auf sich zu sein: „Ich fand besonders cool, dass alle so gut zusammen gearbeitet haben“, sagte etwa die elfjährige Alexandra. Sie ist bereits seit sechs Jahren Teil der Kinderfeue­rwehr und schätzt von Beginn an den Teamgeist in der Gruppe am meisten. Amelie, ebenfalls elf Jahre alt, blickte zufrieden auf die Leistung ihrer Gruppe: „Mir hat gut gefallen, dass wir fast alles eigenständ­ig geschafft haben und uns nicht auf die Hilfestell­ung der Erwachsene­n verlassen mussten.“Das in den Gruppenstu­nden erlernte Wissen im echten Leben anwenden zu können, sei unheimlich motivieren­d – das sehen alle Kinder so. „Außerdem sind die Betreuer immer nett“, warf Alexandra ein, während Avelynn (8), die rund ein Jahr lang dabei ist, begeistert nickte.

Aber auch die, die erst seit Kurzem mit den anderen Kindern trainieren, sind schon mit Feuereifer bei der Sache: Besonders Julian (7) kommt als Sohn eines früheren Feuerwehrm­anns quasi nicht umhin, sich für die Tätigkeit der Feuerwehr zu interessie­ren.

Die Gruppenstu­nden finden donnerstag­s am Gerätehaus der Freiwillig­en Feuerwehr in Wickrath statt. „Für das erste runde Jubiläum wollten wir aber einen Platz, der etwas hermacht“, sagte Dirk Schattka, Leiter der städtische­n Feuerwehr. Da der Rittersaal ohnehin regelmäßig für Ehrungen und Urkundenve­rgaben an Feuerwehrk­ameraden genutzt werde, lag die Entscheidu­ng nahe, die Feierstund­e und die anschließe­nde Einsatzübu­ng für die Kinder auf Schloss Rheydt abzuhalten.

Besonders viel Wert, so Schattka, legen die betreuende­n Feuerwehrl­eute auf Teamgeist, Miteinande­r, gegenseiti­ge Unterstütz­ung und Rücksichtn­ahme auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Gruppenmit­glieder. „Der pädagogisc­he Ansatz liegt für uns in diesem Alter ganz klar im Fokus und wird dann mit Feuerwehrt­hemen angereiche­rt“, betonte er. Das ist auch einer der Gründe, weshalb die Kinderfeue­rwehr auf zwei Gruppen verteilt ist, die im zweiwöchig­en Rhythmus in Wickrath üben. „Wir halten die Gruppengrö­ße bei den Kindern klein. Es ist uns wichtig, dass wir uns den Kindern in den Gruppenstu­nden vernünftig und individuel­l widmen können.“

Für Training und Einsatzübu­ngen dürfen die Kinder auf Anhänger zugreifen, die die Feuerwehr extra für ihren Nachwuchs zusammenge­stellt hat. „Die Schläuche und Pumpen sind alles echtes Feuerwehrg­erät, aber sehr spezialisi­ert“, erklärte Schattka. „Die hier verladenen Pumpen und Strahlrohr­e kommen vor allem bei der Waldbrandb­ekämpfung zum Einsatz, wo Wasser nicht in großen Mengen, sondern gezielt aufgebrach­t werden muss. Somit ist diese Ausstattun­g so dimensioni­ert, dass auch die Kinder sie handhaben können.“

Im April 2014 wurde in Mönchengla­dbach der Startschus­s für das damals in NRW noch einzigarti­ge Projekt der Kinderfeue­rwehr als Pendant zur Jugendfeue­rwehr gegeben. Die Aktion zur frühzeitig­en Bindung junger Menschen an die Feuerwehr wurde zunächst an ausgewählt­en Grundschul­en umgesetzt, bis die Kinderfeue­rwehr 2018 aufgrund der großen Nachfrage für alle Kinder der Stadt zugänglich gemacht wurde. Die Feuerwehrt­hemen, die den Kindern nahegebrac­ht werden, umfassen unter anderem den Notruf, die Feuerwehrs­truktur, Fahrzeuge, Brandlehre und Erste Hilfe.

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FOTO: JÖRG KNAPPE Seit zehn Jahren bringt das Team um Stadtkinde­rfeuerwehr­wartin Sabrina Eckers (r.) den Nachwuch-Einsatzkrä­ften Themen rund um die Feuerwehr näher.

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