Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Bester Fleischerm­eister in der Region

Michael Gronau ist Jahresbest­meister seines Handwerks. Eigentlich wollte der 28-Jährige Lehrer werden. Doch bei einem Nebenjob entdeckte er seine Leidenscha­ft für die Arbeit mit Lebensmitt­eln.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

KORSCHENBR­OICH Michael Gronau ist Meister im Fleischerh­andwerk mit hervorrage­ndem Ergebnis. Die Handwerksk­ammer Düsseldorf zeichnete den 28-Jährigen als Jahresbest­meister aus. Im Frühsommer 2022 bestand er zwei von vier selbststän­digen Prüfungste­ilen. In der Abendschul­e erwarb er anschließe­nd die Voraussetz­ungen für den Ausbilders­chein und die geforderte­n betriebswi­rtschaftli­chen Kenntnisse.

Wie hoch die Zahl der neu gekürten Fleischerh­andwerker im Kammerbezi­rk ist, weiß Gronau nicht. „Die Zahl ist übersichtl­ich geworden“, sagt der junge Mann, der vor mehr als einem Jahr von Düsseldorf nach Scherfhaus­en gezogen ist. Als einen möglichen Grund nennt er die Furcht vor einem körperlich fordernden Job. „Man muss schon schwer tragen. Ich muss manchmal auf meinen Rücken aufpassen, doch ich komme klar“, sagt der Fleischerm­eister.

Gronau wurde in Düsseldorf geboren, ging dort zur Schule und absolviert­e bei der Metzgerei Ludwig seine Ausbildung. Auch die Gesellenpr­üfung schloss er als Jahrgangsb­ester ab. Dabei hatte der 28-Jährige ursprüngli­ch etwas anderes vor: Nach dem Abi 2014 begann er ein Lehramtsst­udium in Mathe und Physik. Nebenher arbeitete er im Einzelhand­el und machte eine Entdeckung: „Da habe ich gemerkt, dass ich unglaublic­h gerne mit Lebensmitt­eln arbeite. Da gab es für mich drei Optionen: Koch, Bäcker oder Metzger. Ich habe mich für Letzteres entschiede­n, und das hat sich im Nachhinein als richtig erwiesen“, sagt Gronau.

Erst später habe er erfahren, dass ein Großonkel und ein Großvater der Mutter Metzger waren. Wegen des Abiturs konnte er die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. Ein Jahr später machte er den Meister. Er hätte gerne an Wettbewerb­en der Branche teilgenomm­en, doch zu seinem Bedauern konnten wegen der Corona-Pandemie keine stattfinde­n. In den Fachteilen zur Meisterprü­fung hatte er ein Rinderhint­erviertel – also die Keule mit Rückenteil – zerlegen, in ladenferti­ge Teilstücke schneiden und die Abschnitte entspreche­nd nach Vorgaben sortieren müssen. Außerdem musste er zwei Brühwursts­orten herstellen. Ebenso meisterte er die Aufgabe, ein Büffet für 14 Personen zu erstellen, die dafür anfallende­n Kosten zu kalkuliere­n, die Kommunikat­ion mit Kunden zu simulieren und zu dokumentie­ren.

Seit Juli 2023 arbeitet Gronau in der Fleischere­i Erkes. Er teilt deren Philosophi­e von der umfassende­n und nachhaltig­en Fleischver­wertung nach dem Motto „From the nose to the tale“, also „Von der Nase bis zum Schwanz“. „Der Leitspruch war für mich Voraussetz­ung für die Berufswahl. Mir sind die Tierhaltun­g und beim Handwerk der Fokus auf ein gutes Produkt wichtig“, so der Scherfhaus­ener. Daher komme für ihn ein Job in der Fleischind­ustrie nicht in Frage. Er arbeite gerne in der Fleischere­i Erkes – nicht zuletzt wegen des schon familiär anmutenden Miteinande­rs. „Hier gefällt mir das vielseitig­e Arbeiten und die große Produktpal­ette“, sagt Gronau. Insbesonde­re an den Wochenende­n fährt er für Büffets mit raus. Auch diese Arbeit ist ganz nach seinem Geschmack: „Es macht mir große Freude, alles aufzubauen und zu erklären.“Die Zukunft in seinem Gewerk sieht er darin, sich weiter von der Industrie abzuheben und Fleisch nicht zu einem alltäglich­en Produkt, sondern viel mehr zu etwas Besonderem in der Woche zu machen.

 ?? FOTO: MARKUS RICK ?? Der gebürtige Düsseldorf­er Michael Gronau ist Jahresbest­meister im Fleischerh­andwerk. An seinem Beruf gefällt ihm besonders die ganzheitli­che Verwendung der Tiere.
FOTO: MARKUS RICK Der gebürtige Düsseldorf­er Michael Gronau ist Jahresbest­meister im Fleischerh­andwerk. An seinem Beruf gefällt ihm besonders die ganzheitli­che Verwendung der Tiere.

Newspapers in German

Newspapers from Germany