Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Drei Angeklagte schildern Lebenslauf

Sie sollen einen Mann in seiner Wohnung mit einem Ninja-Schwert schwer verletzt haben.

- VON RUDOLF BARNHOLT

MÖNCHENGLA­DBACH Am zweiten Verhandlun­gstag im Prozess gegen drei angeklagte junge Männer aus Heinsberg wegen gefährlich­er Körperverl­etzung und schweren Raubes in Rheydt zeigten sich Richter und Staatsanwa­lt skeptisch bezüglich der Schilderun­g der drei Verteidige­r zur Tat. „So richtig lebensecht finden wir die Schilderun­g des Ablaufs nicht“, sagte der Richter. Er tendiere mehr zu den Aussagen, die der Geschädigt­e als Zeuge am ersten Verhandlun­gstag gemacht habe.

Den drei Angeklagte­n wird zur Last gelegt, im Oktober 2023 einen zur Tatzeit 30-Jährigen an seiner Wohnanschr­ift in Rheydt aufgesucht, ihm Pfefferspr­ay ins Gesicht gesprüht und mehrfach mit den Fäusten ins Gesicht geschlagen zu haben. Einer der Angeklagte­n habe aus der Wohnung ein Ninja-Schwert und eine Soft-Air-Pistole an sich genommen, den Geschädigt­en in Schach gehalten und mit dem Fuß ins Gesicht getreten. Anschließe­nd seien die drei mit 15.000 Euro geflüchtet und hätten die Beute unter sich aufgeteilt.

Dass der Geschädigt­e viel Geld zu Hause gehabt habe, sei bekannt gewesen, ließen die Angeklagte­n durch ihre Anwälte verkünden. Die drei jungen Männer hätten mit dem Gedanken gespielt, dort einmal einzubrech­en und das Geld an sich zu nehmen. Am Tattag habe man diese

Absicht jedoch nicht gehabt. Man sei beeindruck­t gewesen von der Waffensamm­lung. Ein Angeklagte­r gab zu, Pfefferspr­ay eingesetzt zu haben. Ins Gesicht getreten habe er dem Geschädigt­en aber nicht.

Tatsache ist, dass der Zeuge schwerste Gesichtsve­rletzungen davongetra­gen hatte, er wurde im Krankenhau­s stationär behandelt. Fest dürfte auch stehen, dass man sich nicht nur zum „Zocken“treffen wollte, sondern auch um Drogen zu erwerben. Gegen den Geschädigt­en ist deshalb mittlerwei­le ein Verfahren eingeleite­t worden.

Die drei jungen Männer schilderte­n mit ruhiger Stimme, was in ihrem Leben so alles schiefgela­ufen ist. Bei allen Angeklagte­n spielten dabei Drogen und Alkohol eine Rolle. Einer der Männer, 1993 in Heinsberg geboren, sagte: „Ich war mit 16 Jahren zum ersten Mal in Haft für ein Jahr.

Dann wurde ich zu zweieinhal­b Jahren Freiheitss­trafe verurteilt, später zu vier Jahren und zwei Monaten.“2019 sei er entlassen worden, um eine Drogenther­apie zu machen, was er aber nicht umgesetzt habe. „Mit 15 wurde ich vor die Tür gesetzt“, sagte der zweite Angeklagte. Auch er wurde 1993 geboren, mit 19 wurde er zum ersten Mal Vater, ein Kontakt zu Frau und Kind bestehe nicht. Amphetamin­e und Alkohol hätten sein Leben bestimmt, eine Ausbildung zum Maler habe der zweifache Vater sieben Monate lang durchgehal­ten. Der dritte Angeklagte, ebenfalls Jahrgang 1993, kam im Alter von neun Jahren ins Kinderheim, dann zur Mutter, anschließe­nd in eine Pflegefami­lie, hatte später die Lehre abgebroche­n und ist jetzt zum zweiten Mal in Haft. Er hat keinen Schulabsch­luss und konsumiert nach eigenen Angaben Cannabis und Alkohol.

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FOTO: DPA Drei Männer müssen sich wegen schweren Raubs und gefährlich­er Körperverl­etzung in Mönchengla­dbach vor Gericht verantwort­en.

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