Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Drei Angeklagte schildern Lebenslauf
Sie sollen einen Mann in seiner Wohnung mit einem Ninja-Schwert schwer verletzt haben.
MÖNCHENGLADBACH Am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen drei angeklagte junge Männer aus Heinsberg wegen gefährlicher Körperverletzung und schweren Raubes in Rheydt zeigten sich Richter und Staatsanwalt skeptisch bezüglich der Schilderung der drei Verteidiger zur Tat. „So richtig lebensecht finden wir die Schilderung des Ablaufs nicht“, sagte der Richter. Er tendiere mehr zu den Aussagen, die der Geschädigte als Zeuge am ersten Verhandlungstag gemacht habe.
Den drei Angeklagten wird zur Last gelegt, im Oktober 2023 einen zur Tatzeit 30-Jährigen an seiner Wohnanschrift in Rheydt aufgesucht, ihm Pfefferspray ins Gesicht gesprüht und mehrfach mit den Fäusten ins Gesicht geschlagen zu haben. Einer der Angeklagten habe aus der Wohnung ein Ninja-Schwert und eine Soft-Air-Pistole an sich genommen, den Geschädigten in Schach gehalten und mit dem Fuß ins Gesicht getreten. Anschließend seien die drei mit 15.000 Euro geflüchtet und hätten die Beute unter sich aufgeteilt.
Dass der Geschädigte viel Geld zu Hause gehabt habe, sei bekannt gewesen, ließen die Angeklagten durch ihre Anwälte verkünden. Die drei jungen Männer hätten mit dem Gedanken gespielt, dort einmal einzubrechen und das Geld an sich zu nehmen. Am Tattag habe man diese
Absicht jedoch nicht gehabt. Man sei beeindruckt gewesen von der Waffensammlung. Ein Angeklagter gab zu, Pfefferspray eingesetzt zu haben. Ins Gesicht getreten habe er dem Geschädigten aber nicht.
Tatsache ist, dass der Zeuge schwerste Gesichtsverletzungen davongetragen hatte, er wurde im Krankenhaus stationär behandelt. Fest dürfte auch stehen, dass man sich nicht nur zum „Zocken“treffen wollte, sondern auch um Drogen zu erwerben. Gegen den Geschädigten ist deshalb mittlerweile ein Verfahren eingeleitet worden.
Die drei jungen Männer schilderten mit ruhiger Stimme, was in ihrem Leben so alles schiefgelaufen ist. Bei allen Angeklagten spielten dabei Drogen und Alkohol eine Rolle. Einer der Männer, 1993 in Heinsberg geboren, sagte: „Ich war mit 16 Jahren zum ersten Mal in Haft für ein Jahr.
Dann wurde ich zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, später zu vier Jahren und zwei Monaten.“2019 sei er entlassen worden, um eine Drogentherapie zu machen, was er aber nicht umgesetzt habe. „Mit 15 wurde ich vor die Tür gesetzt“, sagte der zweite Angeklagte. Auch er wurde 1993 geboren, mit 19 wurde er zum ersten Mal Vater, ein Kontakt zu Frau und Kind bestehe nicht. Amphetamine und Alkohol hätten sein Leben bestimmt, eine Ausbildung zum Maler habe der zweifache Vater sieben Monate lang durchgehalten. Der dritte Angeklagte, ebenfalls Jahrgang 1993, kam im Alter von neun Jahren ins Kinderheim, dann zur Mutter, anschließend in eine Pflegefamilie, hatte später die Lehre abgebrochen und ist jetzt zum zweiten Mal in Haft. Er hat keinen Schulabschluss und konsumiert nach eigenen Angaben Cannabis und Alkohol.