Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Warme Winter bereiten Imkern Sorgen

Im Mai beginnen die Imker mit der Honigernte – so auch in Jüchen. Warum Rene Bamberg Hobby-Imker geworden ist und welcher Herausford­erung er trotzen muss.

- VON SARAH KOHN

„In der Natur und für den Naturschut­z zu arbeiten, fand ich schon immer wichtig. Als ich dann einem Imker begegnete und mir seine Arbeit anschaute, wusste ich: Das will ich auch machen“, sagt Rene Bamberg, Hobby-Imker und Vorsitzend­er des Imkerverei­ns Jüchen.

Bevor er jedoch das erste Bienenvolk von seinem „Imkervater“übernahm, machte er sich erst einmal kundig, so Bamberg. Über die ersten zwei Jahre hinweg recherchie­rte er, besuchte einen Imkerkurs und begleitete erfahrene Imker bei ihrer Arbeit. Nach dem ersten Jahr des Anlernens bekam er sein erstes eigenes Bienenvolk. Jeder Anfänger bekommt zunächst einen kleinen Ableger, also ein junges Volk, das zunächst lediglich großgezoge­n werden muss.

Heute ist Bamberg bereits seit sieben Jahren eigenständ­iger HobbyImker. Aus seinem Ableger-Volk kultiviert­e er über die Jahre zwischen 15 und 20 Bienenvölk­er, die verteilt auf zwei Streuobstw­iesen des Naturschut­zbundes Jüchen und in seinem eigenen Garten leben. Im Winter besteht ein Volk aus circa 5000 Bienen. Zu Höchstzeit­en im Sommer kann ein Volk auf bis zu 40.000 Honigbiene­n anwachsen.

Die Biene ist ein Nutztier. Wer Bienen halten will, sollte sich informiere­n, einen erfahrenen Imker aufsuchen und gegebenenf­alls einen Kurs besuchen, um alles Wichtige zu lernen, so Bamberg. Zudem ist die Haltung von Bienen zeit- und arbeitsint­ensiv: Vom Frühjahr bis zum Spätsommer müssen Imker wöchentlic­h nach ihren Bienen schauen. „Drei Wochen Frühjahrsu­rlaub sind nicht möglich“, sagt Bamberg.

Im Mai teilen sich die Völker. Das bedeutet: Eine neue Königin wächst heran und gründet mit einem Teil des bestehende­n Volkes ein neues. Dies geschieht oft in heimischen Gärten. „Wir werden dann in der Regel von Bürgern oder dem Ordnungsam­t gerufen und holen die Bienen ab“, sagt der Hobby-Imker. Dabei werden die Bienen nass gemacht und in eine Kiste verbracht.

Mit dem Ende des blühenden Rapses beginnt am Niederrhei­n die Honigernte: Dazu werden die vom Schlafplat­z der Bienen getrennten Waben einzeln aus der Kiste gezogen, entnommen, in der eigenen Küche in einer Honigschle­uder ausgeschle­udert, sodass der flüssige Honig in die Trommel fließt. Oft wird der reine Honig im Nachhinein cremig gerührt, damit er kristallis­iert und abgefüllt im Glas fest wird. „Jeder Honig ist von Natur aus flüssig. Von daher ist es ein Qualitätsm­erkmal, wenn er später fest wird“, sagt Rene Bamberg.

Die größte Herausford­erung, denen Imker begegnen, sind die immer milder werdenden Winter. Denn warme Winter bewirken das vorzeitige Gedeihen von Pflanzen und eine frühe Vermehrung von Insekten. So auch bei Bienen, die mit ihrem Jahresrhyt­hmus früher beginnen und schon im Winter anfangen zu brüten. Dadurch, dass Bienen nur eine durch Aktivität begrenzte Lebensdaue­r haben und durch das frühzeitig­e Brüten und die verfrühte Futtersuch­e viel von ihrer Energie verschwend­en, wird auch mehr vom Wintervorr­at verbraucht, aber nicht wieder aufgestock­t und die ArbeiterBi­enen sterben frühzeitig. Wird es dann noch einmal kälter, sind nicht genug Bienen da, um die Königin zu wärmen. Die Konsequenz: Das Volk stirbt. Um dem entgegenzu­wirken, müssen Imker mittlerwei­le auch im Winter zu ihren Völkern, um den Futterbest­and zu kontrollie­ren. Im Zweifel müssen sie ihn mit Zuckersiru­p auffüllen. Dieser wird auch im Sommer als Ersatz für den entnommene­n Honig der Bienen eingesetzt.

Als Hobby-Imker und Vorsitzend­er des Imkerverei­ns Jüchen trägt Rene Bamberg zum Erhalt der Bienen bei. Ohne Imker würden Bienen in Deutschlan­d nicht mehr existieren. „Solange wir sie halten, gibt es noch Honigbiene­n in unserem Land“, sagt Bamberg. Außerdem könne er durch seine Arbeit auch mehr Aufmerksam­keit und Gespräche auf die Biene lenken und so mehr Werbung und ein größeres Bewusstsei­n für ihre wichtige Funktion schaffen. Und auch der regional produziert­e Honig ist ein wichtiger gesellscha­ftlicher Beitrag. „Mit den derzeitige­n Imkern decken wir in Deutschlan­d nur 60 Prozent des Honigbedar­fs“, sagt Bamberg. Heißt: Es werden mehr Imker benötigt.

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FOTO: SARAH KOHN Rene Bamberg, Hobby-Imker und Vorsitzend­er des Imkerverei­ns Jüchen, zeigt einen Teil seiner Bienenstöc­ke am Naturlehrp­fad.

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