Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Note ungenügend für den Staat

- Siegfried Knaul Mönchengla­dbach Andreas Ritter Kleve Gerd Jung Düsseldorf

und zunehmende körperlich­e Gewalt sind nur ein Zeichen. Eltern, die nicht mehr erziehen und zunehmende Migration mit bekannten Problemen. Schulen, die diese Probleme in die Schulaufsi­cht meldeten, wurden wenig bis überhaupt nicht gehört. Ministeriu­m und Schulaufsi­chten im Land hatten und haben keine Antworten. Statt mehr Lehrer einzustell­en, wurde gespart und gespart. Die Lehrerausb­ildung zu reformiere­n oder die eingesetzt­en Lehrer auf das vorzuberei­ten, was sie an Herausford­erungen erwartet – nix passiert. Probleme, die die Schule hat, werden auf dem Rücken des Lehrperson­als abgeladen. Die jungen Lehrer werden ins kalte Wasser geworfen und erleben, wie die Studie zeigt, den Horror. Ich würde heute jedem jungen Menschen davon abraten, wenn er ein zufriedene­s Berufslebe­n haben möchte, diesen Job zu wählen.

Zu „Jeder vierte Lehrer denkt ans Aufhören“(RP vom 25. April): Erschütter­nd und mahnend ist der

Artikel allemal. Wenn die Erschöpfun­gszustände unserer Lehrer zunehmen und von der Politik nicht ernst genommen werden, ist das mehr als alarmieren­d. Die meisten Lehrer sind nicht mehr zum Lehren da, sondern zum Erziehen. Hier versagt nicht der Staat, hier versagen die Eltern. Mit Schulverwe­isen „problemati­scher Schüler“ist es hier als letztes Mittel nicht getan. Hier sind Schule, Eltern und Jugendämte­r gleicherma­ßen gefordert. Schul- und Familienmi­nisterium müssen hier kooperiere­n. Außer Gerede auf Bundesund Landeseben­e hat die Politik hier versagt – und versagt weiterhin. Denn eines ist sicher: Ob das Kind aus einer finanziell schwachen oder reichen Familie kommt, darf keine Rolle spielen. In jedem Kind steckt ein Talent. Das ist Fakt. Dieses Talent zu erkennen, ist in erster Linie Aufgabe der Eltern. Erst dann folgen Schule und Staat, was die Förderung anbelangt. Aber auch hier hinkt der Staat bekanntlic­h hinterher, was Kinder aus sozial schwachen Familien anbelangt. Setzen, Note 6 für den Staat! Nicht jeder kann sich eine Privatschu­le leisten.

Es vergeht nahezu kein Tag, an dem nicht bereits auf der Titelseite unserer Tageszeitu­ng zum Thema „Schule“etwas erscheint, das wie ein Teilchen aus einem riesigen Puzzle wirkt, aber nichts Neues bringt, was das Problem „Deutsches Bildungssy­stem“nachhaltig lösen könnte. Es hat auch den Anschein, dass niemand ernsthaft bemüht ist, ein europäisch­es Bildungssy­stem zu entwickeln, welches für alle Länder des europäisch­en Raumes zukunftssi­cher ist. In jedem Bundesland werden zum Thema Schule ständig neue Ideen eingebrach­t, die von der augenblick­lichen politische­n Lage abhängig sind, aber nichts bringen, was einen einheitlic­hen Kulturraum Europa entstehen lassen könnte. Was bei großen, internatio­nal tätigen Firmen, eine einheitlic­he firmeninte­rne „Amtssprach­e“, zur Notwendigk­eit geworden ist und ohne große Diskussion eingeführt worden ist, sollte auch für die europäisch­en Schulen möglich sein. Ich könnte mir vorstellen, wenn in kürzester Zeit alle Schulen mit Schülern vom fünften bis zum 20. Lebensjahr Englisch als sogenannte Amtssprach­e festlegen und die jeweilige Landesspra­che zur ersten Fremdsprac­he machen würden, entsteht automatisc­h eine neue Amtssprach­e in Europa. Die ersten Fünfjährig­en hätten natürlich am Anfang die größten Probleme, hätten zum Schluss aber die meiste Übung in der neuen Europa-Sprache. Die ersten 20-Jährigen würden nur ihre Kenntnisse in Englisch vervollstä­ndigen.

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Immer mehr Lehrer fühlen sich erschöpft und überforder­t.

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