Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wie das THW nach Katastroph­en hilft

Umweltkata­strophen, Kriege, Einsätze im Inund Ausland: Das Technische Hilfswerk Mönchengla­dbach ist immer dann gefragt, wenn irgendwo zerstörte Infrastruk­tur wieder hergestell­t werden muss. Wie die Ortsgruppe dafür aufgestell­t ist und welche besonderen Sp

- VON RUDOLF BARNHOLT

HOLT Die Veranstalt­ungsreihe „Stadtteile­rkundung“stößt auf große Resonanz: Das Technische Hilfswerk ( THW ) an der Lilienthal­straße wollten so viele Interessie­rte sehen, dass an zwei Tagen eine Führung angeboten werden musste.

Es gibt Kriege in Europa und im Nahen Osten, und die Umweltkata­strophen häufen sich. Das hat dazu geführt, dass das Technische Hilfswerk nach Jahrzehnte­n wieder ins Bewusstsei­n der Menschen gerückt ist. Nie scheint das THW nach Ende des Kalten Krieges so wertvoll zu sein wie heute.

Thorsten Saal, Ortsbeauft­ragter des THW in Mönchengla­dbach, machte aus der Veranstalt­ung einen Zweiteiler mit einem Vortrag und einer Besichtigu­ng des Fuhrparks. Beides war gleicherma­ßen interessan­t. Das Publikum erfuhr unter anderem, dass 1950 die Technische Nothilfe Zivilschut­z gegründet worden war. Ihre Mission: Im Verteidigu­ngsfall sollte sie für den Schutz der Zivilbevöl­kerung sorgen. 1952 wurde dann der Ortsverban­d Mönchengla­dbach gegründet. „Es gibt sogar ein THW-Gesetz. Darin wird geregelt, wofür wir zuständig sind“, sagte Saal. Unter anderem geht es darum, zerstörte Infrastruk­tur wieder herzustell­en, und zwar in Deutschlan­d, aber auch in anderen Ländern. So war das Technische Hilfswerk auch in dem Erdbebenge­biet in der Türkei im Einsatz – diese Auslandsei­nsätze erfolgen im Auftrag der Bundesregi­erung. Die Einsatzkrä­fte werden eigens für Auslandsei­nsätze ausgebilde­t. Dazu gehört auch, dass Verhörsitu­ationen durchgespi­elt werden. THW-Kräfte werden aber nicht zu Auslandsei­nsätzen gegen ihren Willen gedrängt. Aber auch die Inlandsein­sätze nehmen nach Naturkatas­trophen wie der im Ahrtal zu.

Die Besucher erfuhren, dass der Mönchengla­dbacher Ortsverban­d einer von insgesamt 668 ist, dass es insgesamt 88.000 Helferinne­n und Helfer gibt, davon 1200 hauptamtli­che Kräfte. Die nächstgele­genen Ortsverbän­de befinden sich in Erkelenz und Viersen. „Es gibt drei Bundesschu­len. Das hat den Vorteil, dass alle Ehrenamtle­rinnen und Ehrenamtle­r denselben Ausbildung­sstand haben“, sagte der Ortsbeauft­ragte Thorsten Saal. Hinzu kämen die beiden Logistikze­ntren – eines in Hilden und ein anderes in Mainz. „Bei uns kommt es nicht auf die Minute an, weil wir nicht die Ersten am Einsatzort sind“, gab Saal zu bedenken. Und er fügte hinzu: „Wir kommen später, bleiben dafür aber auch länger.“

Die Kompetenz wird in Fachgruppe­n gebündelt: Die Ortung von Menschen kann mit technische­r Ausrüstung, aber auch mit Suchhunden erfolgen. Eine „sehr spezielle Gruppe“ist die Sprenggrup­pe. Es gibt Bergungsta­ucher und Brückenbau­er, die Erstaunlic­hes zu leisten in der Lage sind. Es gibt deutschlan­dweit 16 Fachgruppe­n Brückenbau – eine davon ist in Mönchengla­dbach. Die Spezialist­en bekommen nicht selten Belastende­s zu sehen während ihrer Einsätze. Dann brauchen sie selber Hilfe, um das Gesehene und Geschehene aufzuarbei­ten.

In Mönchengla­dbach gibt es 164 ehrenamtli­che THW-Mitglieder, rund 20 Prozent sind Frauen. Männer und Frauen haben im vergangene­n Jahr rund 30.300 Dienststun­den geleistet. Bei lang andauernde­n Einsätzen soll 12 Stunden gearbeitet und zwölf Stunden geschlafen werden. Bei der Mobilen Werkstatt geht jedem Handwerker das Herz auf. Und die Gruppe, die für die Verpflegun­g sorgt, mache die Erfahrung, dass es immer irgendjema­nden gibt, dem das Essen nicht schmeckt.

Draußen gab es viele große blaue Fahrzeuge anzuschaue­n. Allen sah man die zum Teil harten Einsätze nicht an, sie sind sauber wie die Pkw von Schönwette­rfahrern. Weniger schön: Die Hallen auf dem Gelände, das einst den Engländern als Kasernenge­lände gedient hat, sind für viele moderne Fahrzeuge nicht mehr hoch genug. Die Folge: So manche teure Neuanschaf­fung muss draußen stehen. Seit zehn Jahren ist ein Neubau im Gespräch.

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FOTO: MARKUS RICK Der THW-Ortsbeauft­ragte Thorsten Saal erklärt den Besuchern bei der Stadtteile­rkundung den neuen Kran.

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