Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wie das THW nach Katastrophen hilft
Umweltkatastrophen, Kriege, Einsätze im Inund Ausland: Das Technische Hilfswerk Mönchengladbach ist immer dann gefragt, wenn irgendwo zerstörte Infrastruktur wieder hergestellt werden muss. Wie die Ortsgruppe dafür aufgestellt ist und welche besonderen Sp
HOLT Die Veranstaltungsreihe „Stadtteilerkundung“stößt auf große Resonanz: Das Technische Hilfswerk ( THW ) an der Lilienthalstraße wollten so viele Interessierte sehen, dass an zwei Tagen eine Führung angeboten werden musste.
Es gibt Kriege in Europa und im Nahen Osten, und die Umweltkatastrophen häufen sich. Das hat dazu geführt, dass das Technische Hilfswerk nach Jahrzehnten wieder ins Bewusstsein der Menschen gerückt ist. Nie scheint das THW nach Ende des Kalten Krieges so wertvoll zu sein wie heute.
Thorsten Saal, Ortsbeauftragter des THW in Mönchengladbach, machte aus der Veranstaltung einen Zweiteiler mit einem Vortrag und einer Besichtigung des Fuhrparks. Beides war gleichermaßen interessant. Das Publikum erfuhr unter anderem, dass 1950 die Technische Nothilfe Zivilschutz gegründet worden war. Ihre Mission: Im Verteidigungsfall sollte sie für den Schutz der Zivilbevölkerung sorgen. 1952 wurde dann der Ortsverband Mönchengladbach gegründet. „Es gibt sogar ein THW-Gesetz. Darin wird geregelt, wofür wir zuständig sind“, sagte Saal. Unter anderem geht es darum, zerstörte Infrastruktur wieder herzustellen, und zwar in Deutschland, aber auch in anderen Ländern. So war das Technische Hilfswerk auch in dem Erdbebengebiet in der Türkei im Einsatz – diese Auslandseinsätze erfolgen im Auftrag der Bundesregierung. Die Einsatzkräfte werden eigens für Auslandseinsätze ausgebildet. Dazu gehört auch, dass Verhörsituationen durchgespielt werden. THW-Kräfte werden aber nicht zu Auslandseinsätzen gegen ihren Willen gedrängt. Aber auch die Inlandseinsätze nehmen nach Naturkatastrophen wie der im Ahrtal zu.
Die Besucher erfuhren, dass der Mönchengladbacher Ortsverband einer von insgesamt 668 ist, dass es insgesamt 88.000 Helferinnen und Helfer gibt, davon 1200 hauptamtliche Kräfte. Die nächstgelegenen Ortsverbände befinden sich in Erkelenz und Viersen. „Es gibt drei Bundesschulen. Das hat den Vorteil, dass alle Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler denselben Ausbildungsstand haben“, sagte der Ortsbeauftragte Thorsten Saal. Hinzu kämen die beiden Logistikzentren – eines in Hilden und ein anderes in Mainz. „Bei uns kommt es nicht auf die Minute an, weil wir nicht die Ersten am Einsatzort sind“, gab Saal zu bedenken. Und er fügte hinzu: „Wir kommen später, bleiben dafür aber auch länger.“
Die Kompetenz wird in Fachgruppen gebündelt: Die Ortung von Menschen kann mit technischer Ausrüstung, aber auch mit Suchhunden erfolgen. Eine „sehr spezielle Gruppe“ist die Sprenggruppe. Es gibt Bergungstaucher und Brückenbauer, die Erstaunliches zu leisten in der Lage sind. Es gibt deutschlandweit 16 Fachgruppen Brückenbau – eine davon ist in Mönchengladbach. Die Spezialisten bekommen nicht selten Belastendes zu sehen während ihrer Einsätze. Dann brauchen sie selber Hilfe, um das Gesehene und Geschehene aufzuarbeiten.
In Mönchengladbach gibt es 164 ehrenamtliche THW-Mitglieder, rund 20 Prozent sind Frauen. Männer und Frauen haben im vergangenen Jahr rund 30.300 Dienststunden geleistet. Bei lang andauernden Einsätzen soll 12 Stunden gearbeitet und zwölf Stunden geschlafen werden. Bei der Mobilen Werkstatt geht jedem Handwerker das Herz auf. Und die Gruppe, die für die Verpflegung sorgt, mache die Erfahrung, dass es immer irgendjemanden gibt, dem das Essen nicht schmeckt.
Draußen gab es viele große blaue Fahrzeuge anzuschauen. Allen sah man die zum Teil harten Einsätze nicht an, sie sind sauber wie die Pkw von Schönwetterfahrern. Weniger schön: Die Hallen auf dem Gelände, das einst den Engländern als Kasernengelände gedient hat, sind für viele moderne Fahrzeuge nicht mehr hoch genug. Die Folge: So manche teure Neuanschaffung muss draußen stehen. Seit zehn Jahren ist ein Neubau im Gespräch.