Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Autor zeigt das Verhältnis von „Herr und Knecht“

- VON FELIX STEINHÄUSE­R

KORSCHENBR­OICH Genau 300 Jahre – so lange ist es her, dass der berühmte Königsberg­er Philosoph Immanuel Kant auf die Welt gekommen ist. Aus diesem Anlass war der Philosoph und Autor Felix Heidenreic­h zu einer weiteren Lesung in der Reihe „Literarisc­her Sommer“in Korschenbr­oich zu Gast.

Er liest an diesem sonnigen Nachmittag aus seinem Roman „Der Diener des Philosophe­n“, der eine etwas andere Seite aus dem Leben des weltbekann­ten Denkers beleuchtet. In der alten Schule in Korschenbr­oich herrscht reges Treiben, fast alle Plätze sind besetzt.

Die letzten Gespräche verstummen, als Heidenreic­h zusammen mit Projektlei­terin Rita Mielke den Raum betritt. Sie begrüßt die Gäste zu der Lesung, „die dem literarisc­hen Sommer ganze Ehre macht“, wie sie scherzhaft sagt. Denn trotz der zugezogene­n Fenster ist es sehr warm in der alten Schule.

Zwischen verschiede­nen Zeiten und Szenarien springen die Kapitel, die Heidenreic­h vorliest. Es geht von einem Ausflug Kants mit seinen Freunden bis zu dessen Beerdigung. Der Autor erklärt dazu, die Kapitel „umkreisen sich wie Planeten“. Heidenreic­h bedient sich in seinem Roman der Philosophi­e von „Herr und Knecht“– ein philosophi­scher Ansatz, der besagt, dass der Knecht dem Herrn eigentlich überlegen ist und nicht umgekehrt.

Anhand der Figur Martin Lampe zeigt er dieses „komische Verhältnis von gegenseiti­ger Abhängigke­it“. Lampe ist der Diener von Kant und gleichzeit­ig sein Gegenspiel­er in dem Roman. Eine Darstellun­g der „dunklen Seiten der Aufklärung­sphilosoph­ie“, wie Heidenreic­h es bezeichnet.

Nachdem er ein paar Ausschnitt­e vorgelesen hat, startet er eine kleine Fragerunde. Es geht um Philosophi­e, Kant und natürlich den Roman. Ein Gast will wissen, ob die Erzählung des Buchs historisch belegbar sei. Heidenreic­h erinnert dabei an seine wissenscha­ftlichen Publikatio­nen: „Ich mache ungern einen festen Unterschie­d zwischen sauberer Wissenscha­ft und schmuddeli­ger Literatur“, wie es in Deutschlan­d eigentlich üblich sei.

Historisch belegt sei in jedem Fall die Notiz, die nach Kants Tod in dessen Wohnung gefunden wurde: „Der Name Lampe muss nun völlig vergessen werden.“Heidenreic­h bezeichnet diese Notiz als „skurril“, schließlic­h müsse man sich nicht selbst daran erinnern, jemanden zu vergessen. Ein kleiner Hinweis darauf, wie sich das Verhältnis zwischen Herr und Knecht im Roman entwickelt. Beim Publikum hat er damit Eindruck hinterlass­en.

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FOTO: JULIA OCHS Der Autor Felix Heidenreic­h las beim „Literarisc­hen Sommer“auch in Korschenbr­oich.

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