Missbrauchte 17-Jährige: Verdächtiger gefasst
Der Mann, der in Köln eine Frau entführt, missbraucht und gefesselt in den Kofferraum seines Wagens gelegt haben soll, ist gestern im Sauerland ohnmächtig gefunden worden. Die Hintergründe der Tat liegen daher noch im Dunkeln.
KÖLN Es ist ein Fall, der ratlos und betroffen macht. Ein Mann überwältigt eine 17-jährige Frau, missbraucht sie, knebelt und fesselt sie mit einem Stahlseil und verfrachtet sie nackt in den Kofferraum seines Wagens. Dort liegt sie viele Stunden – wie viele genau, ist noch unklar – bis sie von der Polizei gefunden wird, schwer traumatisiert. Sie wird psychologisch betreut. Kriminalbeamte spürten den Tatverdächtigen gestern in Olsberg im Sauerland auf.
„Wir wissen auch nicht, wann er wieder vernehmungsfähig sein wird“
Ulrich Bremer
Staatsanwaltschaft Köln
Der 52-Jährige lag ohnmächtig in seinem Wagen und wird derzeit intensivmedizinisch behandelt. Lebensgefahr besteht nicht. In dem Fluchtwagen entdeckte die Polizei Medikamente und Alkohol. Was zur Ohnmacht des Mannes geführt habe, stehe noch nicht fest. „Wir wissen auch nicht, wann er wieder vernehmungsfähig sein wird“, sagt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer von der Kölner Staatsanwaltschaft.
Erst eine Vernehmung aber kann die genauen Hintergründe der Tat klären. Bekannt ist bisher, dass der 52-Jährige in Köln-Ehrenfeld eine Gartenbaufirma mit 14 Angestellten betreibt sowie einen Hausmeisterservice. Die Mutter der 17-Jährigen soll früher für den mutmaßlichen Täter gearbeitet haben, bestätigt die Staatsanwaltschaft. „Der Mann kannte sein späteres Opfer also“, sagt Bremer. Am Samstagabend soll er die junge Frau auf dem Weg zu einer Party abgefangen haben. Ob er sein Opfer beobachtet hat, vielleicht schon über einen längeren Zeitraum, ist unklar.
Dass die 17-Jährige überhaupt gefunden wurde, ist einem Abschiedsbrief des mutmaßlichen Täters zu verdanken. Den hatte er seiner Frau am Sonntag hinterlassen und sie mit einem Anruf am Montag noch einmal darauf hingewiesen. „Ich habe einen großen Fehler gemacht. Schau in der Garage nach“, lautete der Inhalt. Die Ehefrau informierte die Polizei, weil sie wohl davon ausging, dass ihr Mann sich etwas angetan haben könnte. Laut Bremer gibt es bisher keine Anhaltspunkte dafür, dass sie etwas von der Tat wusste. Am Sonntag soll das Paar noch gemeinsam Fahrrad gefahren sein. In einem Kastenwagen, einem Citroën Berlingo, entdeckten die Polizisten die 17-Jährige, die bereits am Samstag von ihren Eltern als vermisst gemeldet worden war.
Kurz darauf leitete die Polizei eine umfangreiche Suche nach dem Täter ein, bei der Hubschrauber mit Wärmebildkameras und Spürhunde, sogenannte Mantrailer, eingesetzt wurden – allerdings erfolglos. Erst gestern bemerkten Beamte den Wagen des Gesuchten in Olsberg. Die Staatsanwaltschaft hofft, den 52-Jährigen bald vernehmen zu können. Sie wirft ihm Menschenraubs sowie in Betracht kommende Sexualdelikte vor, sagt Bremer. Der Mann ist bisher völlig unbescholten.