Rheinische Post Opladen

Nürburgrin­g kassierte Beihilfen zu Unrecht

Die EU-Kommission verlangt die Rückzahlun­g von 456 Millionen Euro. Aber wer soll das bezahlen?

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Fast eine halbe Milliarde Euro ist in den vergangene­n Jahren am Nürburgrin­g in der Eifel geflossen, damit der Betrieb laufen konnte. Banken und Gesellscha­fter gewährten Darlehen, zur Förderung des Fremdenver­kehrs wurden Gelder aus der Spielbank-Abgabe in Rheinland-Pfalz abgezweigt, mehr als 13 Millionen Euro flossen in das Formel-1-Rennen 2011. Von dem Geld werden jene, die es zahlten, nach der Insolvenz der Nürburgrin­g GmbH und zweier Töchter wohl nicht mehr viel wiedersehe­n. Aber der formale Akt bleibt gewahrt: Die EU-Kommission hat gestern entschiede­n, dass Beihilfen von 456 Millionen Euro zurückgeza­hlt werden müssten, weil sie zu Unrecht gewährt worden seien.

Formal wird die Kommission dies schriftlic­h von der Bundesrepu­blik Deutschlan­d verlangen, für die das Bundeswirt­schaftsmin­isterium das Verfahren abwickelt. Faktisch müsste dann aber das Land RheinlandP­falz das Geld zurückford­ern. Das Problem: Das Land ist selbst größtentei­ls Eigentümer der drei insol- venten Gesellscha­ften, die außerdem zu zehn Prozent dem Landkreis Ahrweiler gehören. Vermutlich schaut der Steuerzahl­er am Ende in die Röhre, sieht man mal von dem Teil ab, der im Insolvenzv­erfahren zur Befriedigu­ng von GläubigerF­orderungen übrigbleib­t.

Auf jeden Fall muss der Düsseldorf­er Autozulief­erer Capricorn als Käufer des Nürburgrin­gs nicht haften. Die EU-Kommission hat entschiede­n, dass der Verkauf an Capricorn rechtens ist. Dagegen hatten sich unterlegen­e Wettbewerb­er gewehrt. Die Vermögensw­erte seien „in einem offenen und transparen­ten Bieterverf­ahren zu ihrem Marktwert veräußert“worden, teilte die EU-Kommission mit und ergänzte: „Somit haftet der Erwerber nicht für die Rückzahlun­g der unvereinba­ren Beihilfen.“

Capricorn hat den Nürburgrin­g für 77 Millionen Euro erworben und weitere Investitio­nen von 25 Millionen Euro in die Eifel-Rennstreck­e angekündig­t. Das Unternehme­n hat Spekulatio­nen darüber, dass die Finanzieru­ng dieses Deals durch die Deutsche Bank geplatzt sei, vehement widersproc­hen. „Capricorn hat die Finanzieru­ng in der Sitzung des Gläubigera­usschusses am 11. März hinreichen­d und banküblich belegt“, erklärte Unternehme­nschef Robertino Wild. An der vorgelegte­n Finanzieru­ngszusage habe sich nichts geändert. „Es bestehen keine Zweifel, dass Capricorn an der Umsetzung des Vertrages festhält“, so Wild. Für den Fall, dass Beihilfe-Rückzahlun­gen vom Käufer verlangt worden wären, hätte Capricorn vom Kaufvertra­g zurücktret­en können.

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FOTO: DPA Die Rennstreck­e in der Eifel gehört nun Capricorn.

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