Rheinische Post Opladen

Schalke mangelt es erneut an Einstellun­g und Willen

- VON ULLI BRÜNGER

GELSENKIRC­HEN (dpa) Frühere Fußball-Festtage verkommen auf Schalke zu trostlosen Alltagskic­ks. Wo einst Raúl zauberte, verrichten nun biedere Handwerker nicht einmal mehr solide Arbeit. Der Esprit und Siegeswill­e vom jüngsten Derbysieg gegen Borussia Dortmund war beim dürftigen 1:1 im ersten ChampionsL­eague-Heimspiel gegen NK Maribor aufgebrauc­ht. Es kann gut sein, dass die Elf von Jens Keller diesen verlorenen Punkten am Ende der Gruppenpha­se nachtrauer­t. Auch wenn der Trainer das anders sieht. „Die Punkte holen wir uns woanders. Ich bin weiterhin fest davon überzeugt, dass wir noch das Achtelfina­le erreichen“, sagte Keller.

Der uninspirie­rte Auftritt gegen den slowenisch­en Meister taugt nicht dazu, sich in die Gedächtnis­se der Fans einzubrenn­en. Selbst der fleißige, im Abschluss aber unglücklic­h agierende Rückkehrer Julian Draxler räumte ein: „Ich glaube nicht, dass wir an unsere Leistungsg­renze gekommen sind.“Die Schalker bestätigte­n gegen Maribor den Verdacht, dass es gegen vermeintli­ch schwächere Gegner an der Einstellun­g und am Willen hapert. Davon aber will der Trainer nichts wis- sen. „Diese Diskussion langweilt mich“, sagte Keller.

Doch wenn Tranquillo Barnetta einen Wert von 17 Prozent gewonnener Zweikämpfe aufweist, ist etwas faul. Dann scheint die Bereitscha­ft, sich zu quälen und das Letzte aus sich herauszuho­len, nicht sehr ausgeprägt. Mit seinem Auftritt bestätigte der Schweizer, dem Keller sogar die Spielmache­rrolle anvertraut hatte, dass er meilenweit von seiner Bestform entfernt ist.

Auch der gebetsmühl­enartig vorgetrage­ne Einwand, Maribor habe „tief und kompakt“gestanden, taugt bei einem so großen und teuren Kader nicht als Entschuldi­gung. Klaas-Jan Hunterlaar, der Maribors Führung von Damjan Bohar nach dem Wechsel ausglich, stellte selbstkrit­isch fest: „Wir haben zu wenig für das Spiel gemacht.“

Fakt ist, dass die Mannschaft nicht in der Lage ist, Dominanz auszustrah­len und ein Spiel selbst zu gestalten. Die Statistik der bislang neun Saison-Pflichtspi­ele beweist: Immer wenn die Königsblau­en mehr Ballbesitz als der Gegner hatten (61:39 gegen Maribor), war das Resultat negativ. So kommt dem Revierklub das Auswärtssp­iel am Samstag bei 1899 Hoffenheim womöglich gerade recht.

„Ich glaube nicht, dass wir an unsere Leistungsg­renze gekommen sind“

Julian Draxler

Schalker Weltmeiste­r

MOSKAU (RP) Rund 70 Bayern-Fans hatten sich vom Stadionver­bot nicht abschrecke­n lassen. Sie mieteten sich eine Etage im 18. Stock eines Büro-Hochhauses und sahen, wie ihr Klub sein Champions-LeagueSpie­l gegen ZSKA Moskau mit 1:0 gewann. „Da sieht man mal, was richtige Fans sind“, lobte Torschütze Thomas Müller. Der Klub übernahm für den harten Kern die Mietkosten.

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