Rheinische Post Opladen

Hambüchen greift nach WM-Gold

Im chinesisch­en Nanning ist der 26 Jahre alte Wetzlarer der Star der deutschen Mannschaft.

- VON FRANK THOMAS

NANNING (dpa) Die ersten Eindrücke waren überwältig­end. Fabian Hambüchen (26) kam aus dem Staunen nicht heraus. „Ich war ja schon öfter in Peking, da lief vor allem auf dem Flughafen alles immer etwas chaotisch. Doch hier erleben wir ein ganz anderes China. Das ist wie Urlaub“, schwärmte der deutsche Turnstar. „Diese WM ist super

„Ich fühle mich manchmal schon wie ein alter Mann“

Fabian Hambüchen

26 Jahre alter Turnstar aus Wetzlar

organisier­t, es gibt wie bei Olympia sogar eine WM-Spur für die Athletenbu­sse“, sagte der Wetzlarer. „Beeindruck­t haben mich die vielen Palmen an der Straße und das viele Grün in der Umgebung. Nanning ist ein toller Ort. So hatte sich das keiner von uns vorgestell­t.“Da waren die Reisestrap­azen des 20-StundenTri­ps von Tokio über Peking nach Nanning schnell vergessen.

Wegen ihrer vielen Hügel und Wälder nennen die Chinesen die 6,5 Millionen Einwohner zählende Hauptstadt der Provinz Guangxi, nur 160 Kilometer entfernt von der Grenze zu Vietnam, die „Grüne Stadt“. Hier wollen die deutschen Turner und Turnerinne­n ungeachtet von Temperatur­en über 30 Grad Celsius den ersten Schritt zu den Olympische­n Spielen nach Rio machen.

Es spricht für den „alten Hasen“Hambüchen, dass er das Ziel des Teams in den Vordergrun­d rückt. „Diese WM wäre für mich ein Erfolg, wenn wir auch ohne den verletzten Marcel Nguyen das Team-Finale der Top Acht erreichen. Aber das Wichtigste ist, dass wir unter die besten 24 kommen, damit wir bei der WM 2015 in Glasgow die direkte Olympia-Qualifikat­ion angreifen können“, sagte er. Erst danach rückt er mit seinen Zielen heraus: „Ich will ins Finale im Mehrkampf und am Reck, dann ist alles möglich.“

Neun WM-Medaillen hat er schon gewonnen. Der erfahrenst­e Turner der WM-Riege liebäugelt mit einem Zweikampf gegen den „fliegenden Holländer“Epke Zonderland, der ihn bei Olympia in London und der WM in Antwerpen am Reck jeweils knapp auf Platz zwei verwies. „Erstmal müssen wir beide ins Finale kommen“, sagte Hambüchen und bremste die hohen Erwartunge­n. Am Samstag wird es für das Sextett ernst, dann werden in der Qualifikat­ion alle Weichen für den weiteren WM-Verlauf gestellt.

Trotz seiner bisher sieben WMStarts sieht sich Hambüchen aber ungern als Leader. „Ich fühle mich manchmal schon wie ein alter Mann. Dann denke ich: Es wäre schön, wenn ich noch mal 20 wäre. Dann würde man die Belastunge­n leichter wegstecken.“Dennoch ma- che es ihn stolz, wenn er WM-Neulingen wie Philipp Herder oder Lukas Dauser (beide 21) mit Rat und Tat zur Seite stehen könne. „Es ist schön, wenn du ihnen mal ein paar Hinweise geben kannst. Aber die Truppe ist auch astrein. Solch eine gute Atmosphäre im Team gab es schon lange nicht mehr“, sagte der Altmeister und sieht sich von den Youngstern motiviert.

Neben Nguyen, der sich in der Vorbereitu­ng in Kienbaum einen Kreuzbandr­iss zuzog, fehlen in Nanning auch die schon länger verletzten Matthias Fahrig und Sebastian Krimmer, die sonst zum Stamm der Riege von Cheftraine­r Andreas Hirsch zählen.

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FOTO: DPA Fabian Hambüchen am Reck, seinem Spezialger­ät. Bei der WM hofft er auf eine Medaille.

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