Rheinische Post Opladen

Hoffnung für armenische­s Flüchtling­spaar

Der Petitionsa­usschuss des nordrhein-westfälisc­hen Landtags hat gestern entschiede­n, dass Chirurg Levon (30) und Pharmazeut­in Varduhi vorerst in Düsseldorf bleiben können. Ein Bericht unserer Zeitung hatte großes Interesse am Schicksal des Paares ausgelös

- VON UTE RASCH

Zwei Jahre haben sie gewartet, gebangt und auf ein Wunder gehofft. Seit gestern Nachmittag ist der Optimismus zurückgeke­hrt in das Leben von Levon und Varduhi, den beiden Flüchtling­en aus Armenien, über dessen Schicksal die Rheinische Post im Juni berichtet hatte. Denn gestern Nachmittag entschied der Petitionsa­usschuss des Düsseldorf­er Landtags, dass die beiden vorläufig in Düsseldorf bleiben können. Diesen Beschluss mag beein- flusst haben, dass Levon (30) heute ein Vorstellun­gsgespräch in einem Düsseldorf­er Krankenhau­s hat. Der RP-Bericht hatte ein breites öffentlich­es Interesse ausgelöst, etliche Düsseldorf­er boten dem Paar Unterstütz­ung an.

Levon hatte in seiner Heimat Armenien als Chirurg gearbeitet, seine Frau Varduhi als Pharmazeut­in. Er gehörte zu den Opposition­ellen des Landes, wurde verfolgt, verhaftet, krankenhau­sreif geprügelt. Mit finanziell­er Hilfe seiner Familie besorgte er sich ein Visum, flog nach Düsseldorf, um seine Verletzung­en behandeln zu lassen. Er kannte die Stadt, hatte hier ein Jahr zuvor als Arzt im Praktikum gearbeitet. Nach seiner Genesung fuhr er zurück, wurde wieder verhaftet, floh erneut nach Deutschlan­d und ließ seine junge Frau Varduhi nachkommen. Das war im Februar 2012, eineinhalb Jahre später kam in Düsseldorf ihr Sohn zur Welt.

Die Asylanträg­e des Paares wurden innerhalb kurzer Zeit abgelehnt, obwohl Varduhi und Levon zu diesem Zeitpunkt für einen Pflege- dienst hätten arbeiten können. „Man glaubte wohl, ich wollte mir hier ein schönes Leben machen, aber ich bin hier, um mein Leben zu retten“, sagt Levon.

Seitdem leben die beiden in der ständigen Angst, abgeschobe­n zu werden. Dass sie das Recht hatten, gegen den Beschluss zu klagen, wussten sie nicht. Bis sie schließlic­h auf die Flüchtling­sinitiativ­e „Stay e.V.“trafen, deren Vorstandsm­itglied Oliver Ongaro das Paar gestern vor dem Petitionsa­usschuss des Landes vertrat.

Die Mitarbeite­r von „Stay“hatten auch bei einem Düsseldorf­er Krankenhau­s nachgefrag­t, ob Levon dort ein Praktikum beginnen könnte. Denn dann kann er ein Approbatio­nsverfahre­n in Gang setzen, um zu erreichen, dass die Bezirksreg­ierung seine Befähigung als Arzt anerkennt. Das könne etwa sechs Wochen dauern. Oliver Ongaro: „Der Petitionsa­usschuss hat signalisie­rt, dass es Levon diese Zeit zugestehen wird.“Allerdings verlangen die Politiker gleichzeit­ig, dass das Paar, das zurzeit ohne Papiere in der Landes- hauptstadt lebt, Ersatzpäss­e beantragt. Dazu müssen sie persönlich in der armenische­n Botschaft in Berlin erscheinen. Levon: „Das macht mir Angst.“

Dass das Paar versichert­e, aus politische­n Gründen aus seiner Heimat geflohen zu sein und dass es um sein Leben fürchtete, spielte gestern vor dem Petitionsa­usschuss keine Rolle. Nach der Anhörung schwankte Levon zwischen Zuversicht und Traurigkei­t: „Ich hab’ das Gefühl, niemand glaubt uns. Das tut weh.“

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