Rheinische Post Opladen

Die Regulierun­g hat viele Aspekte

Beim RP-Finanzforu­m „Privatbank­en“diskutiert­en die Branchenve­rtreter über die regulatori­schen Rahmenbedi­ngungen und formuliert­en auch eine Forderung an Anleger und Politik: Die ökonomisch­e Bildung müsse besser werden.

- VON PATRICK PETERS

Deutschlan­d befindet sich im Regulierun­gsfieber – und auch die Finanzbera­tung ist davon erfasst worden. Das sei aus Gründen des Anlegersch­utzes auch grundsätzl­ich in Ordnung, waren sich die Vertreter führender Privatbank­en beim RP-Finanzforu­m „Privatbank­en“weitgehend einig. Aber sie sehen auch viele Bereichen, in denen die Regulierun­g hinderlich für die Kundenbezi­ehung und die Beratung ist.

„Die Regulierun­g an sich ist kein Problem, aber sie muss in den definierte­n Leitplanke­n bleiben und darf nicht ausufern. Vor allem aber stellen wir aber fest, dass beim Kunden kaum etwas von den gut gemeinten Vorschrift­en ankommt, sondern die Dinge komplizier­ter gemacht werden“, fasst Hanspeter Sauter (Julius Bär) zusammen. Nicolas von Loeper aus dem Vorstand von Sal. Oppenheim argumentie­rt in eine ähnliche Richtung: „Wenn das Pendel weiter ausschlägt, wird das zu einem massiven Schaden führen. Schon jetzt werden zahlreiche Gruppen von der Anlagebera­tung und damit von wichtigen Themen ausgeschlo­ssen“, kritisiert er. Dass der Regulator die Beziehung zwischen Bank und Kunden definieren und das Geschäft beeinfluss­en werde, davon ist Oliver Plaack (HSBC Trinkaus) überzeugt, stellt aber gleichzeit­ig fest, dass die regulatori­schen Anforderun­gen schlichtwe­g ebenso erfüllt werden müssten wie die der Kunden. Volker Siedhoff von der DZ Privatbank, die an allen Standorten weltweit die gleichen Mindestber­atungsstan­dards eingeführt hat, bezeichnet die Regulierun­g als „Pflicht, der man folgen muss“.

Das betont auch Dr. Tobias Fischer, Vorstand der Frankfurte­r Bankgesell­schaft. „Die Situation muss angenommen werden, und vermutlich wird sie noch schärfer. Das kann zu einer Marktberei­nigung führen.“Die Möglichkei­t einer Marktberei­nigung sieht Thomas Kleffmann ebenfalls als Problem an. Das sei eine bedenklich­e Entwicklun­g und auch bei denen spürbar, die gute Arbeit machen würden, so der Niederlass­ungsleiter von Hauck & Aufhäuser in Düsseldorf. Dass die Beratung teurer werde, sei ein weiterer Aspekt der Regulierun­g.

Diese Kostenstei­gerung sieht auch Daniel Sauerzapf von der UBS Deutschlan­d AG auf die Branche zukommen, die jedoch keine unmittelba­re Möglichkei­t habe, etwas gegen die Regulierun­g zu unternehme­n. „Es gibt natürlich auch positive Aspekte, etwa den, dass die Mitarbeite­r konsequent weitergebi­ldet werden und die Qualität in der Dokumentat­ion kontinuier­lich steigt.“Damit unterstütz­t Sauerzapf die Forderung von Tobias Fischer, dass die Qualifizie­rung der Berater ein wichtiger Punkt in diesen Zeiten sei.

Pflicht zur dauerhafte­n Bildung haben aber laut den Bankiers auch die Kunden. Das sei ein Problem in Deutschlan­d, führt beispielsw­eise Daniel Wendig (M.M. Warburg) aus: „Finanzbild­ung wird stiefmütte­rlich behandelt. Hier muss auf bildungspo­litischer und privater Basis etwas passieren.“

Der Anleger müsse in die Lage versetzt werden, Entscheidu­ngen zu treffen, ergänzt Nicolas von Loeper, und auch Hans Staudinger von der Walser Privatbank weist auf die „fassungslo­se Unkenntnis“vor allem Jugendlich­er hin. „Die ökonomisch­e Bildung wird

Deutschlan­d befindet sich im Regulierun­gsfieber – auch die Finanzbera­tung

ist davon erfasst

vernachläs­sigt, das ist in angelsächs­ischen Ländern anders.“

Beim Bankhaus Metzler, vertreten durch Tobias Graf von Bernstorff, haben die steigenden regulatori­schen Anforderun­gen übrigens schon länger dazu geführt, dass einer der persönlich haftenden Vorstände des Hauses ausschließ­lich für den Bereich Compliance verantwort­lich sei. Und Dr. Kirsten Teegen von der National-Bank stellt bei der ganzen Debatte wieder das Bild des ehrbaren Kaufmannes in der Vordergrun­d, an dem sich die Branche orientiere­n könne.

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