Die Regulierung hat viele Aspekte
Beim RP-Finanzforum „Privatbanken“diskutierten die Branchenvertreter über die regulatorischen Rahmenbedingungen und formulierten auch eine Forderung an Anleger und Politik: Die ökonomische Bildung müsse besser werden.
Deutschland befindet sich im Regulierungsfieber – und auch die Finanzberatung ist davon erfasst worden. Das sei aus Gründen des Anlegerschutzes auch grundsätzlich in Ordnung, waren sich die Vertreter führender Privatbanken beim RP-Finanzforum „Privatbanken“weitgehend einig. Aber sie sehen auch viele Bereichen, in denen die Regulierung hinderlich für die Kundenbeziehung und die Beratung ist.
„Die Regulierung an sich ist kein Problem, aber sie muss in den definierten Leitplanken bleiben und darf nicht ausufern. Vor allem aber stellen wir aber fest, dass beim Kunden kaum etwas von den gut gemeinten Vorschriften ankommt, sondern die Dinge komplizierter gemacht werden“, fasst Hanspeter Sauter (Julius Bär) zusammen. Nicolas von Loeper aus dem Vorstand von Sal. Oppenheim argumentiert in eine ähnliche Richtung: „Wenn das Pendel weiter ausschlägt, wird das zu einem massiven Schaden führen. Schon jetzt werden zahlreiche Gruppen von der Anlageberatung und damit von wichtigen Themen ausgeschlossen“, kritisiert er. Dass der Regulator die Beziehung zwischen Bank und Kunden definieren und das Geschäft beeinflussen werde, davon ist Oliver Plaack (HSBC Trinkaus) überzeugt, stellt aber gleichzeitig fest, dass die regulatorischen Anforderungen schlichtweg ebenso erfüllt werden müssten wie die der Kunden. Volker Siedhoff von der DZ Privatbank, die an allen Standorten weltweit die gleichen Mindestberatungsstandards eingeführt hat, bezeichnet die Regulierung als „Pflicht, der man folgen muss“.
Das betont auch Dr. Tobias Fischer, Vorstand der Frankfurter Bankgesellschaft. „Die Situation muss angenommen werden, und vermutlich wird sie noch schärfer. Das kann zu einer Marktbereinigung führen.“Die Möglichkeit einer Marktbereinigung sieht Thomas Kleffmann ebenfalls als Problem an. Das sei eine bedenkliche Entwicklung und auch bei denen spürbar, die gute Arbeit machen würden, so der Niederlassungsleiter von Hauck & Aufhäuser in Düsseldorf. Dass die Beratung teurer werde, sei ein weiterer Aspekt der Regulierung.
Diese Kostensteigerung sieht auch Daniel Sauerzapf von der UBS Deutschland AG auf die Branche zukommen, die jedoch keine unmittelbare Möglichkeit habe, etwas gegen die Regulierung zu unternehmen. „Es gibt natürlich auch positive Aspekte, etwa den, dass die Mitarbeiter konsequent weitergebildet werden und die Qualität in der Dokumentation kontinuierlich steigt.“Damit unterstützt Sauerzapf die Forderung von Tobias Fischer, dass die Qualifizierung der Berater ein wichtiger Punkt in diesen Zeiten sei.
Pflicht zur dauerhaften Bildung haben aber laut den Bankiers auch die Kunden. Das sei ein Problem in Deutschland, führt beispielsweise Daniel Wendig (M.M. Warburg) aus: „Finanzbildung wird stiefmütterlich behandelt. Hier muss auf bildungspolitischer und privater Basis etwas passieren.“
Der Anleger müsse in die Lage versetzt werden, Entscheidungen zu treffen, ergänzt Nicolas von Loeper, und auch Hans Staudinger von der Walser Privatbank weist auf die „fassungslose Unkenntnis“vor allem Jugendlicher hin. „Die ökonomische Bildung wird
Deutschland befindet sich im Regulierungsfieber – auch die Finanzberatung
ist davon erfasst
vernachlässigt, das ist in angelsächsischen Ländern anders.“
Beim Bankhaus Metzler, vertreten durch Tobias Graf von Bernstorff, haben die steigenden regulatorischen Anforderungen übrigens schon länger dazu geführt, dass einer der persönlich haftenden Vorstände des Hauses ausschließlich für den Bereich Compliance verantwortlich sei. Und Dr. Kirsten Teegen von der National-Bank stellt bei der ganzen Debatte wieder das Bild des ehrbaren Kaufmannes in der Vordergrund, an dem sich die Branche orientieren könne.