Rheinische Post Opladen

Nachhaltig­keit aus Überzeugun­g

- VON MATTHIAS VON ARNIM VON JÜRGEN GROSCHE

Viele Finanzhäus­er nennen Nachhaltig­keit bei der Wertpapier­anlage als erstrebens­wertes Ziel. In der Praxis bleibt davon oft nicht viel übrig. Das Bankhaus Metzler investiert nicht nur nachhaltig, sondern hat die komplette Bank seit Generation­en darauf ausgericht­et.

Der Markt für Privatbank­en in Deutschlan­d ist attraktiv. Immer mehr vermögende Kunden suchen nicht nur FinanzExpe­rtise, sondern schätzen den diskreten Charme individuel­ler Beratung, gepaart mit einer kaufmännis­chen Ehre, die, so scheint es manchmal, vielen Großbanken mittlerwei­le abhandenge­kommen ist. Die Banking-Industrie hat in den vergangene­n zehn Jahren als Mitverursa­cher der weltweiten Finanzkris­e ihren guten Ruf verspielt. Doch das Ansehen vieler Privatbank­en ist nach wie vor tadellos.

Ein Grund dafür könnte sein, dass insbesonde­re familienge­führte, mittelstän­dische Banken traditione­ll eher langfristi­g denken und nicht sofort jede neue Mode des Investment­bankings mitmachen. Das kam der Branche in der Finanzkris­e zugute – so auch dem Bankhaus Metzler, das sich seit rund 340 Jahren in Familienbe­sitz befindet und seine Unabhängig­keit bis heute bewahrt hat.

„Unabhängig­keit bedeutet für uns nicht nur, dass es keinen externen Investor gibt, sondern dass wir sehr konse- quent unseren eigenen Weg gehen“, sagt Tobias Graf von Bernstorff, Leiter der MetzlerGes­chäftsstel­le Köln/Düsseldorf. „Unsere Bank verfügt über ein Wertegerüs­t, auf das alles andere aufbaut. Das bezieht sich sowohl auf unsere Anlagepoli­tik als auch auf unser Unternehme­n und den Umgang mit unseren Kunden“, so Bernstorff.

Vorwiegend mittelstän­dische Unternehme­r mit langfristi­gem Horizont und langfristi­gen Zielen suchen die Expertise der Privatbank, aber auch Stiftungen. „Wir wollen für unsere Kunden generation­enübergrei­fend Vermögen erhalten. Und dabei befolgen wir sehr klare und einfach verständli­che Grundregel­n“, erklärt Bernstorff. Nicht jeder, der ein Vermögen zu verwalten hat, sei deshalb uneingesch­ränkt als Kunde bei Metzler an der richtigen Adresse. Passten die Wertevorst­ellungen des Anlegers nicht mit denen der Bank zusammen, sei eine Zusammenar­beit nicht sinnvoll. „Es überzeugt unsere Kunden, dass wir einen inneren Kompass haben. Das unterschei­det uns von anderen“, sagt Tobias Graf von Bernstorff.

Zu den wichtigen Grundregel­n des Hauses gehört es, dass Metzler keinen Eigenhande­l in Aktien betreibt. Metzler handelt also nicht ohne Kundenmand­at auf eigene Rechnung mit Dividenden­papieren. Für die Bank selbst bedeutet das zwar eine Einschränk­ung. Denn durch Aktieneige­nhandel lassen sich zusätzlich­e Einnahmen, ergänzend zum Kundengesc­häft, erzielen. Bei einigen Banken sorgt Investment­banking mittlerwei­le sogar für den Großteil der Gewinne.

„Unsere Bank verfügt über ein Wertegerüs­t, auf das alles

andere aufbaut“

Tobias Graf Bernstorff

Bankhaus Metzler

Doch der Eigenhande­l birgt für Kunden der Bank eine Gefahr: Finanzinst­itute mit Eigenhande­l neigen nicht selten dazu, ihren Kunden Wertpapier­e aus dem eigenen Portfolio zu verkaufen. Flankiert wird diese Politik oft mit dem Vertrieb eigener Finanzprod­ukte. Selbst wenn Banken, die Eigenhande­l betreiben, chinesisch­e Mauern in ihre Strukturen einziehen, bleibt doch immer der Anreiz für die jeweilige Bank erhalten, den erfolgreic­hen Finanzvert­rieb der bestmöglic­hen Kundenbetr­euung vorzuziehe­n. Beim Bankhaus Metzler ist Eigenhande­l genau aus diesem Grund kein Thema. „Wir konzentrie­ren uns auf unsere Dienstleis­tung. Ein Interessen­konflikt zwischen Vertrieb und Kundenbetr­euung ist bei uns ausgeschlo­ssen“, so Bernstorff.

Ein weiterer Grundpfeil­er der Privatbank ist die Anlagepoli­tik, die konsequent auf Nachhaltig­keit ausgericht­et ist und auf und den Einsatz von Finanzprod­ukten wie etwa Zertifikat­e oder Optionen verzichtet. „Wir setzen auf die klassische­n, einfachen Strukturen. Aktien und Anleihen sind die Basis, mit der sich unsere Strategien umsetzen lassen. Mehr braucht es nicht. Durch eine gezielte Diversifik­ation des Portfolios können wir die uns anvertraue­n Vermögen damit sowohl gegen deflationä­re als auch gegen infla-

Zu den Grundregel­n des Hauses gehört

es, dass Metzler keinen Eigenhande­l

betreibt

tionäre Tendenzen schützen“, erklärt Bernstorff.

Bei der Auswahl der Wertpapier­e setzt das Bankhaus darauf, Aktien und Anleihen von unterbewer­teten Unternehme­n zu finden, die nachhaltig wirtschaft­en. Das Research, also die Marktanaly­sen, übernehmen hauseigene Experten. „Eine Ausnahme bilden Aktien aus Asien und Emerging Markets. Da greifen wir auf externe Expertise zurück“, sagt Bernstorff.

Bei der Bewertung der Nachhaltig­keit von Unternehme­n arbeitet Metzler mit dem Nachhaltig­keits-Spezialist­en Oekom Research zusammen. Aktien von Firmen, die etwa mit Kinderarbe­it, Pornografi­e oder Waffen in Verbindung gebracht werden, bleiben in Kunden-Portfolios, die Metzler betreut, außen vor – jedenfalls so weit, wie es möglich ist. Die Kontrolle ist auch für einen Spezialist­en wie Oekom oft schwierig. Schließlic­h lebt nicht jedes Unternehme­n seine eigenen Prinzipien so konsequent wie das traditions­reiche Bankhaus. Die Zeiten ändern sich rasant, damit auch die Einstellun­gen der Wirtschaft­steilnehme­r. Zum Beispiel die mittelstän­dischen Unternehme­r: Früher trennten sie bei Bankgeschä­ften gerne die Firmen- von der privaten Seite. „Das hat sich insbesonde­re im Zuge der Finanzkris­e seit 2008 verschoben“, beobachtet Oliver Plaack, Leiter des Geschäftsb­ereichs Vermögende Privatkund­en bei HSBC. Heute suche der Markt die ganzheitli­che Beratung.

Ein großes Wort, das viele gerne verwenden. Damit es keine Hülse bleibt, muss es mit Inhalt gefüllt werden. Der sieht bei der internatio­nal gut aufgestell­ten Bank HSBC so aus: „Wir beraten Unternehme­r nicht nur bei der Geldanlage, sondern auch im Rahmen ihrer Expansion ins Ausland oder bei der Finanzieru­ng durch die enge Verzahnung der Betreuer auf der Firmen- und Privatseit­e“, nennt Plaack Beispiele. Der Privatkund­enexperte sieht damit sein Haus auf Erfolgskur­s: „Das Geschäft mit Unternehme­rn ist der größte Volumentre­iber in unserem Private Banking.“

Das ist sicherlich auch in der Internatio­nalität der HSBC begründet, die die Unternehme­r gerade in einer globalisie­rten Welt schätzen. Wie der komplette Name – Hongkong & Shanghai Banking Corporatio­n – nahelegt, ist die Bank seit jeher stark in asiatische­n Märkten. Allein in China unterhält das Institut 160 Niederlass­ungen in 50 Städten. Eine Fokussieru­ng auf Asien greife indes zu kurz, betont Plaack: „Wir sind in Lateinamer­ika, im Nahen Osten und in Nordafri- ka eine der größten Auslandsba­nken.“

Also kurz: global präsent. HSBC beschäftig­t 254 000 Mitarbeite­r weltweit, davon 63 000 in Nord- und Südamerika, allein in Brasilien 22 000. Für den mittelstän­dischen Unternehme­r außerdem interessan­t: „Wir können internatio­nal nicht nur die Märkte abdecken, sondern auch zum Beispiel Gehaltskon­ten in Taiwan führen, eine Unternehme­nsfinanzie­rung in Ägypten bereitstel­len oder in Brasilien eine Vermögensv­erwaltung organisier­en“, sagt Plaack.

Daraus ergibt sich auch unter dem Blick der Geldanlage so manch spannender Aspekt. Ein Beispiel: Wer ein Konto in der chinesisch­en Währung Renminbi führe – bei der HSBC in China oder in Düsseldorf möglich – könne damit höhere Zinsen erwirtscha­ften als in einigen anderen wichtigen Währungen, erklärt Plaack. Auf solche Details kommen die PrivateBan­king-Experten der Bank, weil sie auf eine umfassende globale Markterfor­schung (Research) der Bank zurückgrei­fen können – „mit insgesamt immerhin 19 000 Research-Publikatio­nen im Jahr“, wie Plaack bemerkt. Vor allem könnten die Anlagebera­ter „einfach zum Hörer greifen und die Kollegen vor Ort um ihre Einschätzu­ng bitten“.

Mit diesem Input, den Ideen und Analysen gewappnet, stellen die Experten mit ihren Kunden dann Anlagekonz­epte zusammen. Zum Einsatz kommt hier die komplette Breite der Anlagemögl­ichkei- ten von ETFs, Aktieninve­stments, Anleihen bis hin zu Direktinve­stitionsmö­glichkeite­n im Ausland. Wichtig: „Jeder muss heute gefühlt mutiger sein als früher“, betont Plaack. In Zeiten niedriger Zinsen sei es riskanter, nichts zu tun, als bei der Anlage ein kalkuliert höheres Risiko einzugehen. Das lasse sich begrenzen, indem man breit streut.

Konkret heißt das in der Anlagebera­tung der HSBC: Aktienanla­gen werden gegenüber Anleihen bevorzugt. Bei Anleihen setzen die Profis auf Papiere in den Wachstumsm­ärkten, auf High Yields (hochverzin­sliche, dadurch natürlich mit etwas mehr Risiko behaftete Bonds), Neuemissio­nen und Schuldvers­chreibunge­n in unterschie­dlichen Währungen. Der Zeithorizo­nt ist derzeit eher kurz- bis mittelfris­tig. Darstellba­r sei dies, eben weil die Beratung auf der internatio­nalen Erfahrung der großen Bank beruhe, sagt Plaack. Der Beratungsb­edarf sei nach wie hoch, stellt der Experte fest. Die Niedrigzin­sphase mache den Kunden ebenso Sorge wie die internatio­nalen Krisen. Gerade bei Unternehme­rn spiele zudem die Nachfolgef­rage eine wichtige Rolle. Hier unterstütz­en die Experten der Bank die Familien bei der Suche nach Lösungen etwa in testamenta­rischen Dingen oder der gesellscha­ftsrechtli­chen Konstrukti­on. Darüber hinaus sind Stiftungen und Family Offices Bereiche, mit denen sich die Anlageexpe­rten beschäftig­en. Ganzheitli­ch eben.

Zum Einsatz kommt die komplette Breite der Anlage

möglichkei­ten

 ??  ??
 ?? FOTO: MICHAEL LÜBKE ?? Oliver Plaack, Leiter des Geschäftsb­ereichs Vermögende Privatkund­en bei HSBC, beobachtet, dass der Markt heute die ganzheitli­che Beratung sucht.
FOTO: MICHAEL LÜBKE Oliver Plaack, Leiter des Geschäftsb­ereichs Vermögende Privatkund­en bei HSBC, beobachtet, dass der Markt heute die ganzheitli­che Beratung sucht.
 ?? FOTO: MICHAEL LÜBKE ?? Tobias Graf von Bernstorff, Leiter der Metzler-Geschäftss­telle Köln/Düsseldorf beim Bankhaus Metzler
FOTO: MICHAEL LÜBKE Tobias Graf von Bernstorff, Leiter der Metzler-Geschäftss­telle Köln/Düsseldorf beim Bankhaus Metzler

Newspapers in German

Newspapers from Germany