Rheinische Post Opladen

Briten wollen Militäraus­bilder nach Kiew schicken

Amnesty Internatio­nal nennt 2014 ein „schwarzes Jahr für die Menschenre­chte“. Moskau beschneide auf der Krim die Meinungsfr­eiheit.

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KIEW (RP) Ungeachtet der diplomatis­chen Bemühungen um eine Überwindun­g der Ukraine-Krise entsendet Großbritan­nien Soldaten als Ausbilder in das Bürgerkrie­gsland. Das kündigte Premiermin­ister David Cameron an. Bis zu 75 Soldaten sollen in Marsch gesetzt werden.

„Dies zielt nur auf eine Fortsetzun­g des bewaffnete­n Konflikts ab“, kritisiert­e der russische Duma-Abgeordnet­e Franz Klinzewits­ch. Russland lehnt auch Waffenlief­erungen des Westens an die Ukraine als Gefahr für die eigene Sicherheit ab. Aufmerksam beobachtet wurde in Moskau die Teilnahme von Soldaten des 2. US-Kavallerie­regiments aus Vilseck (Bayern) an einer Militärpar­ade zum Nationalfe­iertag in Estland. Sie hatten ihre Schützenpa­nzer mit großen US-Flaggen geschmückt. Allerdings ist die Teilnahme von Nato-Soldaten an derartigen Paraden in Estland, das Mitglied des Verteidigu­ngsbündnis­ses ist, nicht ungewöhnli­ch.

Die Entsendung deutscher Militäraus­bilder nach Kiew stehe nicht auf der Tagesordnu­ng, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Nach Angaben des Bundesinne­nministe- riums gibt es auch keine Pläne zur Entsendung von Polizeiaus­bildern. Seibert beklagte, dass die Umsetzung der Vereinbaru­ngen des Vierer-Gipfels von Minsk „weiterhin sehr unbefriedi­gend“sei.

Die Grünen-Fraktionsv­orsitzende im Europaparl­ament, Rebecca Harms, äußerte Verständni­s für Camerons Pläne. Man könne nicht länger zuschauen, wie nicht ausgebilde­te junge Männer der Armee einem gut ausgestatt­eten prorussisc­hen Separatist­enheer gegenübers­tünden.

Der russische Außenminis­ter Sergej Lawrow sagte, ein internatio­na- ler Friedensei­nsatz – wie kürzlich von der Ukraine gefordert – werde derzeit nicht benötigt. Damit stellte er sich gegen die Forderung des ukrainisch­en Präsidente­n Petro Poroschenk­o nach einer Mission unter EU-Führung.

Amnesty Internatio­nal hat 2014 als schwarzes Jahr für die Menschenre­chte bezeichnet. „2014 war ein katastroph­ales Jahr für Millionen von Menschen, die unter der Bedrohung durch Entführung­en, Folter, sexualisie­rte Gewalt, Anschläge, Artillerie­feuer und Bomben auf Wohngebiet­e leben mussten“, sagte die Generalsek­retärin der deutschen Amnesty-Sektion, Selmin Caliskan, bei der Vorstellun­g des jährlichen Menschenre­chtsreport­s in Berlin. Die eskalieren­den bewaffnete­n Konflikte hätten zur größten Flüchtling­skatastrop­he seit dem Zweiten Weltkrieg geführt. Den in Syrien, dem Irak, in Nigeria oder in der Ukraine agierenden nichtstaat­lichen bewaffnete­n Gruppen wirft Amnesty Entführung­en, Terror gegen die Zivilbevöl­kerung, Massentötu­ngen von Gefangenen und Opposition­ellen sowie Verletzung­en des Kriegsvölk­errechts vor.

Die Menschenre­chtsorgani­sation beschuldig­t Moskau, nach der Annexion der Krim die Meinungs-, Versammlun­gs- und Vereinigun­gsfreiheit beschränkt zu haben. 20000 Menschen mussten wegen der russischen Besetzung fliehen, in der Ost-Ukraine wurden fast eine Million Menschen vertrieben. Im Fokus der paramilitä­rischen russischen Gruppen auf der Krim stünden besonders die Krimtatare­n.

Die Reaktion der Staatengem­einschaft auf Gewalt und Flüchtling­selend sei beschämend, sagte Caliskan: „Hier wurde völlig versagt.“

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