Rheinische Post Opladen

Weitere Durchsuchu­ngen wegen Steuerverd­achts

Laut Staatsanwa­ltschaft Köln könnten die Aktionen Tage dauern. Angeblich hat sie vor allem Privatbank­en im Visier.

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KÖLN/LUXEMBURG (dpa) Die Durchsuchu­ngen wegen fragwürdig­er Geldgeschä­fte in Luxemburg sind gestern in Deutschlan­d fortgesetz­t worden. Die Fahnder hätten umfangreic­he Unterlagen beschlagna­hmt, sagte eine Sprecherin der Kölner Staatsanwa­ltschaft. Ermittelt werde wegen des Verdachts der Steuerhint­erziehung. Die bundesweit­en Durchsuchu­ngen könnten sich noch über mehrere Tage hinziehen. Im Fokus hatte am Dienstag die Commerzban­k gestanden. Die Ermittlung­en richten sich zunächst gegen Bankkunden. Details wollte die Staatsanwa­ltschaft wegen des Steuergehe­imnisses nicht nennen.

Luxemburge­r Banken, Vermögensv­erwalter und Anwälte sollen mehreren tausend Klienten weltweit geholfen haben, Vermögen in Briefkaste­nfirmen in Übersee vor dem Fiskus zu verstecken. Ein Commerzban­k-Sprecher sagte, das Unternehme­n unterstütz­e die Behörden in vollem Umfang bei der Aufklärung. Das Ermittlung­sverfahren beziehe sich auf Altfälle, die zehn Jahre und länger zurückläge­n.

„Die Ermittlung­en richten sich gegen in Deutschlan­d Steuerpfli­chtige, die zum Zwecke der systematis­chen Hinterzieh­ung von Ertragsste­uern sogenannte Offshore-Gesellscha­ften erworben haben, um ihre bei luxemburgi­schen Banken erzielten Kapitalert­räge zu verschleie­rn“, erklärte die Staatsanwa­ltschaft Köln. Grundlage der Ermittlung­en ist offenbar ein Datensatz mit den Namen hunderter mutmaßlich­er deutscher Steuerhint­erzieher, den die NRW-Finanzbehö­rden für fast eine Million Euro ge- kauft hatten. Die Generalsta­atsanwalts­chaft Luxemburg bestätigte gestern, dass sie ein Rechtshilf­eersuchen der Staatsanwa­ltschaft Köln in dieser Sache im Dezember abgelehnt hatte. Ein Anfangsver­dacht auf Steuerhint­erziehung reiche nicht, um Rechtshilf­e zu gewähren. Diese sei nur möglich, wenn wegen Steuerbetr­ugs ermittelt werde. Steuerbetr­ug liegt laut Luxemburge­r Justiz etwa dann vor, wenn ein Steuerpfli­chtiger „systematis­ch betrügeris­che Machenscha­ften vornimmt“.

Der stellvertr­etende SPD-Vorsitzend­e Thorsten Schäfer-Gümbel bezeichnet­e die Ermittlung­en als „Warnschuss für Steuerhint­erzieher, aber vor allem für die Helfershel­fer in Banken in Luxemburg, der Schweiz und anderswo“. Banken, die bei Steuerbetr­ug helfen, müssten mit Konsequenz­en rechnen. Luxemburg steht seit einigen Monaten auch wegen der sogenannte­n „Luxleaks“-Affäre in der Kritik. Das Großherzog­tum soll jahrelang mit Steuertric­ks internatio­nale Konzerne begünstigt haben.

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