Rheinische Post Opladen

Liebesgrüß­e aus Ratingen: Bond-Kino mit Tünkers

- VON ANDREAS GRUHN

RATINGEN Die Ketten fesseln die Spionin eng ans Tötungsger­üst. Über der Frau kreisen orangefarb­ene Roboterarm­e, Laserstrah­len zischen durchs Halbdunkel, und im Hintergrun­d steuert ein Fiesling die todbringen­de Technik. Plötzlich stürmt James Bond in den hypermoder­nen Folterkell­er, überwältig­t den Widersache­r und befreit seine Gespielin. Und in dem Moment ist auf dem Roboterges­tell dieser Schriftzug zu sehen: Tünkers.

In der Welt des Maschinenb­aus ist das ein Gütesiegel, das für Automatik und Präzision steht. Und das auch die Filmemache­r des James- Bond-Streifens „Stirb an einem anderen Tag“überzeugte, als sie nach einem futuristis­ch wirkenden Tötungsmob­il suchten und sich für die Greifersys­teme von Tünkers entschiede­n. Der global operierend­e Mittelstän­dler aus Ratingen ist Preisträge­r des Wettbewerb­s „NRW – Wirtschaft im Wandel“.

Firmengrün­der Josef G. Tünkers begann vor gut 50 Jahren mit der Entwicklun­g einer Handspanne. Der gelernte technische Zeichner konstruier­te Maschinen, hydraulisc­he und pneumatisc­he Anlagen. Heute bedient dieser Mittelstän­dler von weltweit rund 20 Standorten aus die komplette Palette der Automation. Seine Maschinen oder auch nur einzelne Be-

Josef G. Tünkers standteile werden vor allem in Autowerken weltweit von einer ganzen Reihe Marken im Karosserie­bau eingesetzt. „Man versucht sich immer weiter zu entwickeln“, sagt Tünkers senior. „Wir müssen permanent innovativ sein, wir leben von neuen Produkten.“

Seit 16 Jahren sind seine Söhne Olaf und André mit im Unternehme­n. „Die Firma von damals hat mit der Firma heute gar nichts mehr zu tun“, sagt Geschäftsf­ührer Olaf Tünkers. Allein seit 2005 hat sich der Umsatz auf 162 Millionen Euro verdreifac­ht, die Mitarbeite­rzahl auf 720 verdoppelt, und der Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g am Umsatz ist in jedem Jahr weiter gewachsen auf nun 8,3 Prozent – ein sehr stattliche­r Wert.

Das Geld wird in der Firmenzent­rale in der Produktent­wicklung und Prototypen­werkstatt wohlüber- legt eingesetzt. An Zeichenbre­ttern und am PC tüfteln etwa 25 vor allem junge Techniker und Ingenieure an den Ideen für morgen. Ergebnisse sind neue Produkte wie Elektromob­ile, Gepäckwage­nsammel-Fahrzeuge, Messemobil­e, Rollstühle mit Hubfunktio­n, die Tünkers in kleine- rer Stückzahl vertreibt. Kerngeschä­ft aber bleiben die Robotertei­le.

Produziert werden die Bauteile in den eigenen Werkshalle­n in Ratingen oder an einem der weltweit zehn weiteren Produktion­sstandorte. Auch wenn viele Teile automatisi­ert geformt werden, die sehr individuel­le Fertigung sorgt dafür, dass auch noch an Werkbänken gearbeitet werden muss. Roboter können auch Handarbeit bedeuten.

Bei Tünkers kommt einem automatisc­h der Begriff „Hidden Champions“in den Sinn. Unternehme­n mit extremer Spezialisi­erung müssen einen weltweiten Markt bedienen, um Geld zu verdienen. Tünkers betreibt Tochterunt­ernehmen oder Vertretung­en an 49 Standorten in 40 Ländern. „In Polen und Amerika, überall, wo eine neue Autofabrik gebaut wird, wollen wir mit dabei sein“, sagt Olaf Tünkers.

„Wir müssen permanent innovativ sein, wir leben von neuen Produkten“

Firmengrün­der

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FOTO: DPA Durch „Stirb an einem anderen Tag“mit Pierce Brosnan und Halle Berry wurde der Maschinenb­auer Tünkers weltberühm­t.

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