Thomas Manns Romandebüt: „Buddenbrooks“
Mit dem freien und ungebundenen Leben eines Künstlers hatte der Alltag von Thomas Mann wenig zu tun. Der Schriftsteller verfasste seine Werke stets mit höchster Disziplin und nach einem strengen Zeitplan. Drei Stunden am Vormittag waren allein der Literatur vorbehalten. Niemand durfte ihn in dieser Zeit stören, nicht einmal die eigenen Kinder. Vermutlich ist auch Manns Debütroman auf diese Weise entstanden: „Buddenbrooks“. Die Geschichte vom Zerfall einer Lübecker Kaufmannsfamilie erschien am 26. Februar 1901. Die Bewohner Lübecks waren entsetzt, zeichnete der Roman Lübeck doch als eine Stadt, die mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Viele erkannten sich zudem in den Beschreibungen Manns wieder. Der erst 25-jährige Schriftsteller war in Lübeck aufgewachsen, als Sohn des Getreidehändlers und Senators Thomas Johann Heinrich Mann. Seine Familie hatte wie die „Buddenbrooks“dem wirtschaftlichen Bankrott und gesellschaftlichen Niedergang entgegensehen müssen. Mann zog nach München, wo er sich bald als Autor etablieren konnte. Seinen Roman aber allein als autobiografisches Werk zu verstehen, wäre zu kurz gegriffen. Der Schriftsteller schuf bei allen Bezügen zur Realität eine eigene Welt. Heute gilt es in Lübeck als Ehre, wenn einer der eigenen Vorfahren den Weg ins Buch gefunden hat, selbst wenn die Person wenig schmeichelhaft
dargestellt wird.