Bayer beherrscht Spaniens Meister
Durch ein Tor von Calhanoglu gewinnt Leverkusen das Achtelfinal-Hinspiel gegen Atlético Madrid.
LEVERKUSEN Dass es gestern um ein Ticket für die Runde der besten acht Teams in Europa ging, wurde spätestens nach einer halben Stunde klar. Diego Simeone, Trainer von Atlético Madrid und heißblütiger Argentinier, geriet mit Roger Schmidt, Trainer von Bayer Leverkusen, aneinander. Simeone, während der Spiele gewöhnlich nicht auf der Suche nach neuen Freunden, stieß übel auf, dass der Fußball-Bundesligist in der BayArena mit harten Bandagen im Achtelfinal-Hinspiel zur
Bayer setzt auf Zweikampfstärke und beeindruckt damit den prominenten
Gegner
Sache ging. Doch genau das war das richtige Mittel gegen die Spanier. Mit ihrem 1:0 (0:0)-Erfolg schuf sich die in der Liga zuletzt schwächelnde Werkself gute Voraussetzungen, im Rückspiel in drei Wochen ins Viertelfinale der Königsklasse einzuziehen. Matchwinner war Hakan Calhanoglu, der mit seinem Treffer in der 57. Minute für Bayer 04 das Tor zum Weiterkommen öffnete.
Roger Schmidt veränderte sein Team gegenüber dem 2:2 in Augsburg auf drei Positionen. Neben Roberto Hilbert auf der rechten Außenbahn und dem wieder genesenen Lars Bender im defensiven Mittelfeld kehrte der in der Liga gesperrte Emir Spahic zurück. Er bildete neben Kyriakos Papadopoulos ein sicheres Duo in der Innenverteidigung und war vorne wie hinten einer der Aktivposten.
Das Starensemble von Atlético hingegen, spanischer Meister und Beinahe-Champions-League-Sieger, blieb vieles schuldig. Das lag aber weniger an der zurückhaltenden Spielanlage, als vielmehr am beherzten Auftreten der Leverkusener, die ihre Offensivaktionen von Beginn an weniger ungestüm als zuletzt – aber dafür aus einer stabilen Grundordnung heraus aufbauten. Ohne das letzte Risiko, aber mutig und selbstbewusst im Vorwärtsgang erarbeitete sich die Werkself beste Chancen. Allein Spahic hatte zwei Mal die Führung auf dem Fuß. Im Zusammenspiel mit Wendell konnte seinen abgefälschten Ball Ex-Bayer Mario Mandzukic gerade noch rechtzeitig auf der Linie klären (13.). Zehn Minuten später schepperte nach seinem satten Distanzschuss die Querlatte.
Spätestens nach der vereitelten Kopfballchance von Josip Drmic, der von Beginn für Stefan Kießling stürmte und im zweiten Durchgang das 2:0 auf dem Fuß hatte, entwickelte sich auf wie neben dem Feld das leidenschaftliche Fußballspiel, das sich die zuletzt nicht verwöhnten Zuschauer in der ausverkauften BayArena erhofft hatten. Madrid, das bereits zweimal im ersten Durchgang wechseln musste, begann mitzuspielen. Bayer 04 ließ dennoch nur zwei Chancen zu, die Torhüter Bernd Leno gegen Topstürmer Antoine Griezmann und Tiago, der eine Viertelstunde vor Abpfiff die Gelb-Rote-Karte sah, in Weltklassemanier vereitelte.
Genau zum richtigen Zeitpunkt – direkt nach der Pause – untermauerte Leverkusen dann mit dem Führungstreffer seine Ambitionen, seinen Achtelfinalfluch endlich besiegen zu wollen. Karim Bellarabi zog mit seinem schnellen Antritt Richtung Strafraum und legte per Hacke auf Calhanoglu ab, der aus spitzem Winkel mit einem harten Schuss unter die Latte zur verdienten Führung traf. Im Übrigen unter den Augen seines Nationaltrainers Fatih Terim. Bayer 04 wollte am Rande der Partie eine Aussprache in der Pistolen-Affäre zwischen Terim und den beiden Leverkusenern Calhanoglu und dem gestern gesperrten Ömer Toprak ermöglichen.