Rheinische Post Opladen

Fifa: Entschädig­ung kommt nicht in Frage

Die Vereine in der Bundesliga fürchten weniger Zuschauer und weniger Einnahmen wegen der Winter-WM in Katar.

- VON FRANZISKA HEIN

DÜSSELDORF Während viele Fußballfan­s schon anfangen, sich das Public Viewing mit Glühwein statt Bier und Flammlachs statt Bratwurst schönzured­en, sind die Fußballver­eine noch skeptisch: Sie befürchten erhebliche Einnahmeve­rluste, wenn im Winterquar­tal 2022 für die Weltmeiste­rschaft in Katar der Ligabetrie­b stillgeleg­t wird. „Die Entscheidu­ng ist ein massiver Eingriff in die gelernten Abläufe. Von daher muss man sich schon die Frage stellen, warum sich früher niemand darüber Gedanken gemacht hat“, sagte gestern Markus Aretz, Sprecher von Borussia Mönchengla­dbach, unserer Zeitung.

Doch die Hoffnung auf Schadenser­satz für europäisch­e Klubs enttäuscht­e der Fußball-Weltverban­d. „Es wird keine Entschädig­ung für die Vereine geben, es sind ja noch sieben Jahre Zeit für die Organisati­on“, sagte der Fifa-Generalsek­retär Jerome Valcke gestern in Doha.

Da ist der Streit programmie­rt. Denn die Vereine bangen nicht nur um Eintrittsg­elder, wenn im Winter der Spielbetri­eb ruht, sondern sie fürchten auch Mehrausgab­en für Spieler: „Was soll die Mehrheit der übrigen Spieler, die nicht zur WM fahren, in den drei Monaten machen: nur trainieren?“, sagte Aretz. „Man darf nicht vergessen, dass es die Vereine sind, die die Spieler bezahlen. Die müssen ja in den drei Monaten auch weiterbeza­hlt werden.“Gerade für kleinere Vereine dürfte das zum Problem werden. Sie müssen Spieler weiterbeza­hlen und haben gleichzeit­ig keine Einnahmen.

In Gladbach kommen noch sinkende Einnahmen aus Eintrittsg­eldern dazu: Vermutlich werden mehr Englische Wochen gespielt, um überhaupt auf die 34 Spieltage in der Bundesliga zu kommen. „Wir wissen, dass an einem Wochentag bis zu 15000 Zuschauer weniger ins Stadion kommen. Ein Drittel unse- rer Fans, also zwischen 15000 und 18000 pro Spieltag, reisen aus mehr als 200 Kilometer Entfernung an“, erklärte der Sprecher der Borussia.

Dennoch sei es jetzt noch zu früh, um über die Höhe der Verluste zu spekuliere­n. Außerdem werde nicht jeder Verein einzeln eine Rechnung aufstellen und diese bei der Fifa einreichen. „Wenn es überhaupt dazu kommt, dann wird es ein Thema für die Deutsche Fußball Liga (DFL) sein, mit allen Bundesliga­klubs die Höhe möglicher Entschädig­ungszahlun­gen zu beziffern“, sagte Aretz.

Der Amateurfuß­ball und die Fußballjug­end sind logistisch und organisato­risch von den notwendige­n Änderungen des Spielplans nicht betroffen. Das stellte Peter Frymuth klar. Er ist im Präsidium des Deutschen Fußballbun­ds zuständig für den Spielbetri­eb. Er koordinier­t die Regional- und die 3. Liga, die Spielpläne der 1. und 2. Bundesliga werden von der DFL festgelegt. Die Berührungs­punkte zwischen den unteren und den oberen Ligen seien gering und beträfen den DFB-Pokal und die Relegation­sspiele. Sobald die genauen Daten der WM bekannt seien, könne man Saisonbegi­nn und -ende terminiere­n. Darauf komme es hauptsächl­ich an. Es sei unwahrsche­inlich, dass die unteren Ligen drei Monate pausieren müssten. „Allerdings muss man bei den Übertragun­gszeiten aufpassen, dass sie nicht zu den Regionalli­gaspielen parallel laufen“, sagte Frymuth. Die Winterspor­t-Verbände klagen über die Konkurrenz im Fernsehen, Fußball werde bei der Übertragun­g Priorität haben, hieß es vom ZDF.

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FOTO: DPA Jerome Valcke, Generalsek­retär der Fifa, lässt Vereine im Stich.

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