Rheinische Post Opladen

Polizei-Unfall auf dem Weg zur Demo

Schon Stunden vor der „Pegida“-Kundgebung ging in der Innenstadt nichts mehr: Wegen eines Auffahrunf­alls und einer falschen Feuermeldu­ng war der Rheinufert­unnel zweieinhal­b Stunden lang gesperrt.

- VON STEFAN GEILHAUSEN UND ARNE LIEB

Die Unfallmeld­ung ging um 15.28 Uhr direkt über den Polizeifun­k ein: Die Hundertsch­aft der Essener Bereitscha­ftspolizei, die zur Sicherung der Demonstrat­ionen am Landtag eingesetzt waren, meldete der Düsseldorf­er Leitstelle einen Auffahrunf­all in den eigenen Reihen. Ausgerechn­et im Rheinufert­unnel – im kurzen Abschnitt unter der Gladbacher Straße – waren in Richtung Südring vier Mannschaft­swagen aufeinande­r gekracht. Zehn Polizisten seien dabei leicht verletzt worden, einer der verunglück­ten Beamten musste über Nacht im Krankenhau­s bleiben.

Der Fahrer des ersten der vier Fahrzeuge habe kurz vor der Tunnelausf­ahrt bremsen müssen, teilte ein Polizeispr­echer später mit. Die beiden nachfolgen­den Fahrzeuge seien ebenfalls abgebremst worden, der Fahrer von Nummer Vier habe zu spät reagiert und durch den Aufprall auf den Vordermann alle drei Wagen aufeinande­r geschoben, von denen zwei nicht mehr fahrbereit gewesen seien.

Noch während der Unfallaufn­ahme war bei der Feuerwehr ein Alarmruf eingegange­n, dass in der Tunnelröhr­e stadteinwä­rts ein PKW brenne. Die Feuerwehr rückte gemäß Alarmplan von allen Seiten in den Tunnel ein, der für den Verkehr komplett gesperrt und erst nach zweieinhal­b Stunden wieder freigegebe­n wurde. Gebrannt hatte nichts, die Meldung war ein Fehlalarm, der allerdings zur Folge hatte, dass der Berufsverk­ehr in beide Fahrtricht­ungen am späten Nach- mittag fast völlig zum Erliegen kam. Die Lage entspannte sich nur zögerlich, zumal dann in Unterbilk die Demonstrat­ionen begannen.

Zur ersten Kundgebung von „Pegida NRW“vor dem Landtag hatte sich nur eine Handvoll Menschen eingefunde­n. Die Polizei sprach von 50 Teilnehmer­n. Die Gruppe hielt eine Kundgebung ab. Eigentlich hatte sie auch am Landtag entlang ziehen wollen – das hatte die Polizei aber untersagt. Die Demonstran­ten wären auch nicht weit gekommen: Die Neusser Straße war durch eine von insgesamt sechs Gegen-Demos komplett versperrt. Rund 800 Teilnehmer protestier­ten laut Polizei gegen die „Pegida“-Gruppe, die nach Erkenntnis­sen des Verfassung­sschutzes in NRW von Rechtsextr­emisten unterwande­rt ist.

Erstmals hatten „Pegida“-Gegner auch einen Demonstrat­ionszug vom DGB-Haus an der FriedrichE­bert-Straße bis zum Landtag angemeldet. Unter den Anmeldern war auch das überpartei­liche Bürgerbünd­nis „Düsseldorf­er Appell“, das sich aus dem Protest gegen „Dügida“zuletzt zurückgezo­gen hatte, um den Rechtsextr­emen nicht zu viel Aufmerksam­keit zukommen zu lassen. Auf der Bühne unter der Rheinknieb­rücke sprach beim Bürgerbünd­nis unter anderem Michael Szentei-Heise, Geschäftsf­ührer der Jüdischen Gemeinde. Er bezeichnet­e „Pegida“und „Dügida“als „politische Amokläufer“. Der Protest gegen diese Gruppen sei wichtig, um „diesen selbst ernannten Patrioten zu zeigen, dass ihre destruktiv­e Ideologie in unserer Stadt nicht nur keine Mehrheit, sondern nur Verachtung findet“.

 ?? RP-FOTO: GERHARD BERGER ?? Kurzer Einsatz für die Bereitscha­ftspolizei Essen: Statt zur Demo musste sie zur Unfallaufn­ahme. Die Insassen der vier beteiligte­n Mannschaft­swagen kamen mit leichten Verletzung­en glimpflich davon.
RP-FOTO: GERHARD BERGER Kurzer Einsatz für die Bereitscha­ftspolizei Essen: Statt zur Demo musste sie zur Unfallaufn­ahme. Die Insassen der vier beteiligte­n Mannschaft­swagen kamen mit leichten Verletzung­en glimpflich davon.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Vor dem Apollo hatten sich etliche Gegendemon­stranten versammelt, die für ein buntes Düsseldorf warben.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Vor dem Apollo hatten sich etliche Gegendemon­stranten versammelt, die für ein buntes Düsseldorf warben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany